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Schwarzer Rauch

Schwarzer Rauch

Titel: Schwarzer Rauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Hasse
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sie wieder in meiner Nähe zu wissen. Was wäre passiert, hätte sie sich zu irgendwelchen Hexen portiert, die das Mal erkennen konnten? Schnell verbot ich mir diesen Gedanken und küsste sie ausgiebig, bis Amélie uns auf die Zuschauer aufmerksam machte.
    Mit einem riesigen Spektakel kamen auch die anderen an. Sofia bat um eine kurze Ruhepause. Man sah ihr an, dass die Portation an ihren Kräften gezehrt hatte. Ich nutzte die Gelegenheit, Victoria unser Zimmer zu zeigen.
    Dort erzählte sie mir auch von ihrer Vision über meinen vermeintlichen Tod. Ich würde als Märtyrer sterben. Um eine zukünftige Weiße zu retten. Welch phänomenales Ende für den Sohn eines Hexenmeisters. Die Geschichtenschreiber hätten es sich nicht besser ausdenken können. Nur die Konsequenz hatte niemand bedacht: Mein Tod würde die dunkle Seite in Victoria gewinnen lassen.
    Ihrer Erzählung nach wurde sie nach meinem Tod so stark von der Wut bestimmt, die ich versuchte, in den Griff zu bekommen. Mein Vater würde sich sicherlich glücklich schätzen, jemanden mit ihren Kräften auf seiner Seite zu wissen. Aber so weit durfte es niemals kommen.
    Mitten in meine Gedanken drängte sich Aurelias Stimme. Sie bat uns, in die Lobby zu kommen. Jeder andere Neuling, abgesehen von den Mentalisten unter ihnen, wäre vermutlich erschrocken gewesen, eine fremde Stimme im Kopf zu hören. Ich war es so gewohnt. Mein Vater hielt es meist nicht für nötig, ein Wort an mich zu verschwenden. Anweisungen gab es nicht wenige Male auf diese Weise.
    Wir folgten Aurelias Bitte und machten uns auf den Weg in die Lobby. Dort sprach Elric bereits eifrig mit Aurelia. Als wir näherkamen, konnte ich ihren Worten lauschen:
    »Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee wäre, Elric. Wir haben schließlich auch Anderwesen unter uns. Eine Familie wie deine ist, soviel ich gehört habe, nicht sonderlich gut auf die Aussteiger zu sprechen. Es liegt nicht in unserem Interesse, dass deine Familie sich mit dem Rest der Truppe bekriegt.«
    »Aber …«, versuchte Elric zu unterbrechen. Aurelia hob jedoch sofort die Hand und brachte ihn somit zum Schweigen.
    »Wenn du möchtest, kann ich dein Angebot den anderen unterbreiten. Wenn die Mehrheit zustimmt, werde ich mich dieser anschließen.«
    »In Ordnung.« Elric starrte Aurelia gekränkt hinterher, die den Rest der Truppe zusammentrommelte.
    Ich konnte mir die Genugtuung nicht verkneifen, Elric nach dem Grund für Aurelias Absage zu fragen. Er schnaubte wieder arrogant und brachte noch ein »wirst du gleich hören« heraus, ehe er Aurelia folgte.
    Wir versammelten uns im zukünftigen Restaurant des Hotels. Die Tische waren bereits umgestellt, so dass wir nun an einer großen, länglichen Tafel Platz nehmen und jeder an dem Gespräch teilnehmen konnte. Als niemand mehr dazu kam, zählte ich nach. Es waren elf Werwölfe, zwei Elfen, zwei Vampire und mit Aurelia, Victoria, Elric und mir insgesamt dreizehn »normale« Mondkinder. Unsere Armee umfasste also 28 Personen – wenn das keine Glückszahl war.
    Aurelia kicherte. »Genau das ist mir eben auch aufgefallen, Darian.« Ich sah sie entsetzt an. Alle anderen starrten mich an, als hätte ich Leuchtreklame auf der Stirn. Wie ich so etwas hasste.
    »Entschuldige, Darian«, fuhr Aurelia fort, »aber ich würde gerne alle an deinem Gedanken teilhaben lassen. Wenn das okay für dich ist.« Sie blickte mich fragend und bittend zugleich an. Ich konnte gar nicht anders, als mit einem Nicken zuzustimmen.
    »Darian ist eben aufgefallen, dass unsere »Armee«, wie er es nannte, genau 28 Personen umfasst. Achtundzwanzig. Wenn das kein Zeichen ist.«
    Ein Nicken und Bejahen ging durch die Runde. Alle schienen Aurelia, beziehungsweise mir, zuzustimmen. Es musste etwas bedeuten. Aber nicht ich war hier der Prophet.
    »Da wir uns noch nicht alle vorgestellt haben, möchte ich euch erst einmal bitten, nacheinander euren Namen zu nennen und eure Fähigkeit anzugeben, sofern Etienne sie noch nicht notiert hat.« Mars ergriff in seiner Rolle als Oberbefehlshaber das Wort. »Beginnen wir zu meiner rechten. Sofia, wärst du so freundlich?«
    »Selbstverständlich, junger Krieger. Ich bin sicherlich die älteste von uns allen hier, war schon Mitglied des Rates, als an euer aller Geburt, Wiedergeburt und Ruf noch gar nicht zu denken war. Ich gehöre zu den Weißen. Darüber hinaus besteht meine größte Fähigkeit darin, Lügen zu erkennen.«
    Zustimmendes Nicken von beiden Seiten des langen Tisches.

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