Schwarzer Rauch
Vermutlich hatten viele bereits von ihr gehört. Sie ist durch ihre Rolle als Weiße berühmt. Ich kannte zwar die Weißen, wusste aber nicht, dass diese Sofia eine davon war.
Einer nach dem anderen stellte sich und seine Fähigkeiten vor. Es waren beeindruckende Talente unter den Ratsmitgliedern. Eine gewisse Lara konnte die Erdanziehung kurzfristig aussetzen, Marias Begabung war die Gestaltwandlung – ohne Einsetzen von einem Zauber. Kyle kontrollierte den Magnetismus, Olivia konnte sich ohne Schlüssel portieren, Geräuschlos und viel schneller – leider nur in Sichtweite. Aber um feindliche Linien zu unterwandern, war dies natürlich ein beeindruckendes Talent. Ebenso wie das von Colin, dem Werwolf, der sich unsichtbar machen konnte.
Etienne notierte alles penibel und nachdem die Runde komplett war, stellte Mars seinen Plan für die nächsten Tage vor. Er gruppierte uns unter Berücksichtigung unserer Gaben zusammen.
Als sich schon alle zum Gehen erheben wollten, bat Aurelia noch einmal kurz um unsere Aufmerksamkeit: »Elric kam vorhin mit einem Vorschlag zu mir, den ich euch allen unterbreiten möchte. Ich kann dies nicht allein entscheiden und werde mich der Mehrheit unterwerfen. Wie ihr bei seiner Vorstellung ausführlich mitbekommen habt, gehört Elric zu einer der Lunaer-Familien, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die dunkle Magie zu bekämpfen. Seine Familie würde uns mit ihrer ganzen Macht unterstützen, dem ist sich Elric sicher. Er bräuchte sie nur zu bitten.«
Stille herrschte im Raum. Leider konnte ich keine Gedanken lesen – das wäre jetzt wirklich interessant gewesen.
»Sie werden sicher nicht an unserer Seite kämpfen«, brach Martin das Schweigen. »Für sie sind wir Asoziale, die ihnen nicht ebenbürtig sind.«
»Martin hat Recht. Sie verachten uns und unsere Art. Wie sollen wir da mit ihnen zusammen kämpfen?«
»Jetzt stoppt mal! Ihr redet von meiner Familie, als würden sie jeden abschlachten, der nicht dazu gehört«, Elrics Stimme klang gekränkt.
»Deine Vorurteile sind sicherlich nicht vom Himmel gefallen. Das muss doch von deiner Familie kommen, oder etwa nicht?« Martin verteidigte immer noch seine Meinung. Ich konnte ihm nur zustimmen. Elric hatte stets über die Werwölfe gelästert, bis Tom ihn aufgeklärt hatte. Seine Meinung hatte sich zwar gebessert, aber galt das auch für seine Familie?
»So kommen wir nicht weiter«, unterbrach Mars die aufbrausende Diskussion, die sich die Wölfe und Vampire mit Elric lieferten. »Erzähl uns doch von den Vorteilen, die wir deiner Meinung nach durch die Hilfe deiner Familie hätten – außer dass unsere Anzahl steigen würde.«
Elric überlegte einen Moment und legte sich im Kopf seine Argumente zurecht. »Zu allererst wäre da das Training. Habt ihr nicht gesagt, dass ihr alle schon lange nicht mehr gekämpft habt? Meine Familie hat einen der Schlüssel zum Niemandsland. Wir werden schon seit Generationen dort trainiert. In unserer Parzelle kann man sich nicht nur theoretisches Wissen aneignen, sondern die stärksten Flüche an virtuellen Trainingspartnern ausprobieren, ohne dass den eigenen Leuten Schaden zugefügt wird.«
Gutes Argument. Kaum einer unter den Anwesenden war so gut trainiert und in Form, dass er einen Kampf gegen ausgebildete Hexen hätte gewinnen können.
Selbst die Vampire wurden dabei hellhörig. Martin schien auf diese Idee auch anzuspringen. Seine eben noch so hitzige Miene entspannte sich.
»Sprechen noch weitere Gründe dafür?« Mars leitete die Diskussion perfekt.
»Ich bin fest davon überzeugt, dass die gewaltigen Fähigkeiten meiner Familie uns nur zu gut helfen könnten. Vielleicht schaffen wir es ohne sie gar nicht. Meine Familie macht seit Jahren nichts anderes, als das, was wir hier planen. Ihre Erfahrung könnte uns von großem Nutzen sein.«
Zustimmendes Nicken machte die Runde – vor allem unter den Ratsmitgliedern. Doch auch die Vampire schienen schon überzeugt zu sein. Martin benötigte noch einen Moment, um sich mit dem Rudel zu beraten. Dann nickte auch er und sagte: »Wenn du wirklich der Meinung bist, dass deine Familie unsere Art akzeptieren kann, dann wäre es mir eine Ehre, an ihrer Seite zu kämpfen.«
Etienne nickte zustimmend. »Dasselbe gilt für uns.«
»In Ordnung. Mir scheint, als würden wir sogar zu einem einstimmigen Ergebnis kommen. Oder ist unter den Anwesenden noch jemand gegen die Teilnahme von Elrics Familie?« Niemand rührte sich. Da überkam mich ein
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