Schwarzer Regen
dich zusammen, Bert«, rief Jonas Dinkel. »So benimmt sich ein richtiger Deutscher nicht!«
Bert drehte sich um. »Ach, Scheiße!«, rief er. Dann fuhr er plötzlich herum, schrie »Kackschlampe!« und warf die halbvolle Bierdose nach Fabienne.
Er zielte ungenau, und die Dose traf Max am Kopf. Der heulte auf und blutete an der Schläfe.
»Max! O Gott!« Sie warf dem Skinhead einen hasserfüllten Blick zu. »Du verdammtes Arschloch!«, schrie sie. »Das ist alles, was du kannst, dich an Kindern vergreifen, ja?« Dann kramte sie in ihrer Jackentasche nach einem Taschentuch, um die Wunde an Max’ Kopf abzutupfen. Zum Glück war es nicht viel mehr als ein Kratzer.
|204| »Na warte, dir zeig ich’s!«, schrie Bert. Ehe die anderen beiden ihn daran hindern konnten, warf er sich gegen Fabienne und riss sie zur Seite. Er packte ihr volles Haar. »Die reiß ich dir alle einzeln aus, du Schlampe! Dann bist du auch kahlköpfig!« Fabienne schrie auf vor Schmerz. Sie versuchte, ihr Knie hochzuziehen, um ihn an seiner empfindlichsten Stelle zu treffen, doch unter seinem Gewicht konnte sie sich nicht richtig bewegen.
Max hob einen Stein auf, hielt ihn drohend in der Faust und kam auf den Skinhead zu. »Lass meine Mami los!«
Bert grinste. »Verpiss dich, Kurzer!«
Max hieb den Stein auf seinen Schädel. »Da!«
Mit seiner geringen Körperkraft hatte er dem Skinhead nur einen leichten Kratzer zugefügt, doch das tätowierte Gesicht verzerrte sich zu einer Fratze der Wut. »Na warte! Du bist dran!«, schrie er und ließ von Fabienne ab, um sich auf den Jungen zu stürzen. Doch in diesem Moment wurde er von hinten gepackt und herumgerissen. Ein harter Schlag traf ihn unter das rechte Auge. Er taumelte zurück und fiel auf den Rücken.
»Sind Sie okay?«, fragte Lennard Pauly. Fabienne hatte keine Ahnung, wo er so plötzlich hergekommen war. Dann sah sie sein Auto, das an der Bushaltestelle parkte. Er musste sie im Vorbeifahren gesehen haben.
»Ja.« Sie lief zu Max, der weinend auf dem Hosenboden saß. Sie half ihm auf und drückte ihn an sich. Dann drehte sie sich um und erschrak.
Die beiden anderen Glatzen starrten Pauly mit finsteren Mienen an. Dinkel hatte ein kurzes Metallrohr in der Hand. Der andere Skinhead steckte demonstrativ langsam seine Finger durch einen eisernen Schlagring. Beide überragten Pauly und wirkten wesentlich muskulöser.
»Du hast einen Kameraden angegriffen«, stellte Dinkel lapidar fest. »Das war ein Fehler!«
|205| Pauly hob beschwichtigend die Hände. »Hört mal zu, Jungs! Ich kann verstehen, dass ihr sauer seid. Ich bin es auch, sehr sogar. Aber deswegen greife ich noch lange nicht unschuldige Menschen an!«
»Spar dir das Gesülze, Opa!«, sagte der dritte Skin. »Wer nicht für Deutschland ist, ist gegen Deutschland!«
In einer plötzlichen Bewegung schnellte der Arm mit dem Schlagring vor. Pauly reagierte mit überraschender Schnelligkeit und Gewandtheit. Er drehte sich zur Seite, packte den Arm des Angreifers, duckte sich und rollte den Körper mit einer geschmeidigen Bewegung über die Schulter ab. Ehe der Glatzkopf wusste, wie ihm geschah, lag er auf dem Rücken.
Nun griff Jonas Dinkel an, doch bevor der mit dem Metallrohr ausholen konnte, traf ihn ein Schlag unterhalb des Brustbeins. Es sah aus wie ein sanfter Schubser, aber Dinkel krümmte sich und sank keuchend zu Boden.
»Herr Pauly, Vorsicht!«, rief Fabienne, doch es war zu spät. Bevor Pauly reagieren konnte, traf ihn ein Schlagstock hart am Kopf. Bert hatte sich aufgerappelt und von hinten auf ihn eingedroschen.
Pauly sackte zusammen. Die Haut an seiner Stirn war aufgeplatzt. Bert trat mit seinem schweren Stiefel nach ihm und traf ihn hart in die Rippen.
Die anderen beiden Skins rappelten sich auf. Zu dritt würden sie Pauly in kurzer Zeit krankenhausreif prügeln. Doch in diesem Moment rollte der Bus heran. Der Fahrer blickte mit finsterer Miene auf die Szene. Man konnte sehen, wie er über Funk mit der Leitzentrale sprach.
»Lasst uns abhauen!«, rief Bert.
Die anderen beiden nickten. Sie trotteten davon.
Fabienne tröstete Max, der die Szene mit blassem Gesicht und aufgerissenen Augen beobachtet hatte. Dann lief sie zu Pauly und half ihm auf. »Sind Sie verletzt?«
|206| Er verzog das Gesicht. »Ein paar blaue Flecken, mehr nicht.« Doch von seiner Schläfe tropfte immer noch Blut.
»Soll ich einen Krankenwagen rufen?«, fragte der Busfahrer, der ausgestiegen war.
Pauly winkte ab. »Nein, kein Problem. Ist
Weitere Kostenlose Bücher