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Schwarzer Regen

Schwarzer Regen

Titel: Schwarzer Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg
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nur ein Kratzer.« Er presste das Papiertaschentuch, das Fabienne ihm gegeben hatte, gegen die Stirn.
    »Kommen Sie mit. Ich will mir das noch mal genauer ansehen«, sagte Fabienne.
    Pauly widersprach nicht.
    Sie gingen das kurze Stück zum Wohnblock. »Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll«, sagte Fabienne. »Wer weiß, was diese Mistkerle mit uns angestellt hätten, wenn Sie nicht da gewesen wären.«
    »Es sind noch halbe Kinder«, sagte Pauly. »Diese verdammte Bombe hat ihnen offenbar den Verstand aus dem Hirn gepustet.«
    »Ja, und nicht nur ihnen. Ich habe langsam das Gefühl, dass das ganze Land durchdreht.«
    Pauly erwiderte nichts.
    Sie führte ihn in ihre Wohnung und setzte ihn auf einen Stuhl am kleinen Küchentisch. Dann tupfte sie die Platzwunde vorsichtig ab und sprühte etwas Desinfektionsmittel darauf. Pauly verzog keine Miene. Sie verschloss die Wunde mit einem großen Pflaster. Dann behandelte sie auch Max mit ähnlicher Sorgfalt, obwohl sein Kratzer wirklich harmlos war.
    Ihr Sohn glühte vor Stolz. »Wir haben gewonnen, oder?«, sagte er.
    Pauly lächelte. »Du bist ein richtiger kleiner Held!«
    »Wenn ich groß bin, dann will ich auch so kämpfen können wie du!«
    Ein Schatten legte sich für einen Moment über Paulys Gesicht. Dann lächelte er wieder. »Das wirst du bestimmt!«
    |207| »Darf ich meine beiden Helden zu einer Portion Spaghetti Bolognese einladen?«, fragte Fabienne.
    Sie hatte mit Widerstand von Max gerechnet, dem sie ja einen Besuch bei Burger King versprochen hatte, doch er stimmte begeistert zu.
    »Das ist wirklich nicht nötig«, sagte Pauly.
    »Aber wir würden uns sehr freuen!«
    »Au ja, bitte!«, rief Max.
    Pauly grinste. »Na schön. Vielen Dank!«
    »Wie heißt du eigentlich?«, fragte Max.
    »Lennard. Lennard Pauly.«
    »Ich heiße Max. Max Berger.«
    Pauly reichte Max mit ernster Miene die Hand. »Ich freue mich, dich kennenzulernen, Max.«
    »Hast du auch Kinder?«
    Fabienne zuckte zusammen. Doch Pauly lächelte nur. »Ich hatte einen Sohn. Er ist gestorben.«
    »In Karlsruhe?«, fragte Max.
    Pauly nickte. »Ja, in Karlsruhe.«

|208| 44.
    Es war dunkel am Boden der Straßenschlucht. Die turmhohen Gebäude an beiden Seiten schirmten die Sonne ab. Gerd Wesel ging in der Mitte der leeren Straße. Wo waren all die Menschen geblieben? Warum fuhren hier keine Autos? Er sah sich um, während eine ungute Ahnung ihm die Kehle zuschnürte. Er versuchte tief einzuatmen, doch die Luft war zu dünn, so als befände er sich auf dem Gipfel eines hohen Berges. Er sah auf. Die Wolkenkratzer schienen sich hoch oben über die Straße zu neigen.
    Ein greller Blitz erhellte sekundenlang den Himmel. Dann wurden die Spitzen der Gebäude wie von einer gewaltigen Faust abgerissen. Trümmer, Glasscherben, Steine regneten herab. Gerd versuchte wegzulaufen, doch er konnte sich nicht bewegen. Seine Beine waren unter einem umgestürzten Mauerstück eingeklemmt. Er versuchte, um Hilfe zu schreien, aber aus seiner Kehle kamen nur würgende Geräusche. Plötzlich brannte es überall um ihn herum. Beißender Rauch füllte seine Lungen. Er hustete, während immer mehr Trümmer auf ihn herabfielen und seine Brust unter tonnenschwerem Druck zusammenpressten.
    Eine Stimme drang durch die Dunkelheit: »Herr Wesel?«
    Er versuchte zu antworten, doch sein Mund war mit ätzender Flüssigkeit gefüllt.
    Jemand rüttelte ihn. »Herr Wesel?«
    Er schlug die Augen auf. Das Licht erschreckte und erleichterte ihn gleichzeitig. Er musste sich konzentrieren, um die Traumbilder aus seinem Kopf zu verbannen. Einen Moment lang nahm er seine Umgebung nur verschwommen wahr. Dann erkannte er das Gesicht der Krankenschwester, |209| die sich über ihn beugte. Sie wirkte besorgt. »Wie geht es Ihnen, Herr Wesel?«
    Er versuchte zu lächeln, sah jedoch an ihren Augen, dass es aussah wie eine Grimasse des Schmerzes. Sie war hübsch, und die Sorgenfalte auf der Stirn gab ihrem runden Gesicht eine rührende Ernsthaftigkeit. »Es … es geht schon«, bemühte er sich zu sagen, doch seine dünne Stimme und der stoßweise Atem straften seine Worte Hohn.
    »Ich hole besser den Oberarzt. Ich bin gleich wieder da.« Sie verschwand, bevor er etwas entgegnen konnte.
    Sein Körper klebte von Schweiß. Er griff nach dem Glas Wasser auf dem kleinen Nachtschrank und merkte, dass ihn selbst diese einfache Bewegung anstrengte. Sein Mund brannte. Er nahm einen Schluck und spuckte ihn in eine Schale, zusammen mit blutigem Schleim.
    Er

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