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Schwarzer Regen

Schwarzer Regen

Titel: Schwarzer Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Masuji Ibuse
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Sojasoße war.
    Hier ist eine Liste der Nahrungsmittel, die wir,
vom Reis oder Reisersatz abgesehen, als Tagesration hatten. Das heißt, es war
die Zuteilung für die elf Familien unserer Nachbarschaftsvereinigung, zusammen
zweiunddreißig Menschen. Aber viele Posten ließen sich ganz schlecht teilen,
und wir gaben sie deshalb abwechselnd nur an zwei oder drei Familien aus:
    Ein
Stück Tofu,
    eine
Sardine oder eine kleine Roßmakrele,
    zwei
Köpfe Chinakohl,
    fünf
oder sechs Möhren, Rettiche, Porree,
    Klettenwurzel,
Spinat oder Markkürbisse,
    vier
oder fünf Eierfrüchte,
    ein
halber Kürbis.
    Als die Luftangriffe begannen, verschlechterte
sich die Ernährungslage immer mehr. Beinahe jeden Tag ging ich auf die
Schuttplätze, wo man Häuser abgerissen hatte, und sammelte Gänsefuß, Klee und
andere Pflanzen. Mitunter suchte ich auch unter der Miyuki-Brücke Muscheln,
oder ich nahm bei Ebbe einen alten Schreibpinsel und eine Maurerkelle mit und
fing Heuschreckenkrebse. Anfangs bekam ich fünf Go Muscheln oder zehn bis
zwanzig Krebse zusammen, aber dann wurden sie auch immer seltener, und gegen
Kriegsende fand ich gerade noch zehn Muscheln und überhaupt keine Krebse mehr.
    Wir zogen uns ein paar Gemüsesorten auf den
freien Plätzen und Kürbisse im Garten, nach der Losung, die die Behörden
herausgegeben hatten: „Für einen Kürbis ist immer Platz.“ Wenn die Ranken lang
wurden, schnitten wir sie ab, schälten und kochten sie. Im Sommer wucherten die
Kürbispflanzen über den ganzen Garten, daß man kaum noch treten konnte, aber
sie trugen enttäuschend wenig Kürbisse, gerade ein Dutzend jedes Jahr. Mitunter
aßen wir zu unserem Reis oder Reisersatz gedörrte Rettichschnitzel,
getrocknetes Farnkraut oder Schößlinge vom Adlerfarn, den uns meine Verwandten
vom Lande schickten.
    Am Tage der Kriegserklärung, am 8. Dezember
1941, hatte ich einen ganzen Vorrat an Streichhölzern und Salz gekauft, so daß
unsere Familie bis zum Kriegsende damit auskam. Ich tat das, weil meine
Großmutter mir als Kind erzählt hatte, wie es ihnen im Russisch-Japanischen
Krieg ergangen war. Das Salz machte sich wirklich bezahlt. Ich konnte einen
Ersatz für Sojasoße schaffen, indem ich Salz mit einem Fleischextrakt
vermischte, der durch das Einkochen von Brühe aus dem Heeresproviantdepot und
den Konservenfabriken gewonnen wurde. Gekochte Gerichte oder Suppe schmeckten
wundervoll, wenn man einen Löffel von dieser Ersatzsojasoße hineintat. Es war
nur schade, daß man sie nicht immer verwenden konnte; gebrauchte man sie zwei
Wochen lang ununterbrochen, dann rebellierte der Magen.
    Meistens kochten wir die ganze Tagesration Reis
oder Reisersatz am Morgen und machten aus den Überresten vom Frühstück und dem
Teil für die Abendmahlzeit Bälle, die wir in ein grobgesponnenes Einschlagtuch
legten und irgendwo luftig aufhängten. Wenn es dann Alarm gab, konnten wir
diese Verpflegung einfach in den Luftschutzbunker mitnehmen. Außer diesen
Reiskuchen packten wir auch immer ein bißchen gekochten und gedörrten Reis ein,
den uns meine Familie vom Lande geschickt hatte, damit wir etwas für den
Notfall hatten. Auch die Ahnentafel, auf der die Namen unserer Vorfahren
aufgezeichnet waren, kam jedesmal mit. Wir trauten uns nur den Fisch zu braten
oder zu dünsten, den es auf Zuteilung gab. Den Fisch vom schwarzen Markt
brieten wir lieber nicht, damit der Geruch nicht zu den Nachbarn drang; wir
kochten ihn also oder machten Suppe davon. Mit dem Süßen der Speisen klappte es
ganz gut, weil Yasuko über einen Arbeitskollegen so manches schwarz kaufen
konnte. Es war eine Art Kandis, den ein Bauer in den Bergen hinter Furuichi
herstellte. Er benutzte dazu Stärke, die er durch das Wässern einer
lakritzenähnlichen Pflanze gewann. Yasukos Bekannter kaufte es von diesem
Bauern und ließ ihr immer was ab. Wir haben damit aber nur hin und wieder
Speisen gesüßt. Das meiste lutschten wir, um den Hunger zu betäuben, wenn uns
das auch als Verschwendung vorkam. Na, und mit dem Sake ging es in unserer
Nachbarschaftsvereinigung so wie überall, sobald es ihn auf Zuteilung gab,
tranken ihn auch Leute, die ihn vor dem Krieg nie angerührt hatten. Merkwürdig
so was.
    Neben der Zigarettenration erhielten wir von
einem Betriebskollegen immer einen Packen Tabakblätter, die er schwarz
besorgte. Wir hängten sie eine Weile unter die Veranda, damit sie
Luftfeuchtigkeit annahmen, und schnitten sie dann mit einer Tuchschere klein.
Den Tabak wickelten wir in

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