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Schwarzer Schmetterling

Schwarzer Schmetterling

Titel: Schwarzer Schmetterling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
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Winkel aus. Sie konnte ihre Beschattung unmöglich fortsetzen, ohne früher oder später in ihr Sichtfeld zu gelangen …
    Die Person vor ihr hatte also keine Angst davor, gefilmt zu werden. Aber wenn die Kameras aufzeichneten, wie Diane dieser Person nachschlich,
würde ihr eigenes Verhalten Verdacht erregen …
    Während ihr diese Gedanken durch den Kopf gingen, hallten hinter der Tür Schritte wider. Sie konnte sich gerade noch auf die Treppe flüchten und sich dort verstecken, als die biometrische Verriegelung erneut summte.
    Einen kurzen Moment lang schnürte ihr die Angst das Herz zusammen. Doch statt zu den Schlafzimmern hinaufzusteigen, ging die Person, der sie gefolgt war, weiter nach unten. Diane zögerte nur kurz.
    Du bist verrückt!
    Vor der Tür im Erdgeschoss angelangt, blieb sie stehen. Niemand zu sehen.
Wo ist sie?
Wenn der oder die Unbekannte die Gemeinschaftsräume betreten hätte, hätte Diane ein weiteres Mal die Sicherheitsschlösser summen hören müssen. Beinahe hätte sie die Kellertür zu ihrer Linken übersehen, unterhalb eines letzten Treppenarms:
Sie fiel gerade wieder zu …
Die Tür hatte auf dieser Seite nur einen festen Griff, sie ließ sich nur mit einem Schlüssel öffnen. Sie machte einen Satz und schob die Hand in den Spalt, kurz bevor die schwere Metalltür ganz zufiel.
    Sie musste einige Kraft aufwenden, um sie aufzuziehen.
    Weitere Stufen, diesmal aus nacktem Beton. Sie führten in die finsteren Tiefen des Kellergeschosses. Fünfzehn Stufen bis zu einem Treppenabsatz, dann weitere Stufen in entgegengesetzter Richtung. Eine steile Treppe, fleckige Wände.
    Sie zögerte.
    Es war eine Sache, jemandem durch die Gänge des Instituts zu folgen – wenn man sie überraschte, konnte sie immer noch vorschützen, dass sie bis spätabends in ihrem Büro gearbeitet und sich dann verlaufen habe …
Etwas ganz anderes war es, dieser Person in den Keller nachzugehen.
    Die Schritte gingen immer weiter abwärts …
    Von innen konnte man die schwere Tür mit einem waagerechten Bügel öffnen. Mit einem sanften Klacken ließ sie sie hinter sich ins Schloss fallen. Klamme, kühle Luft und Kellergeruch schlugen ihr entgegen. Sie begann mit dem Abstieg. Sie war gerade auf dem zweiten Treppenarm, als plötzlich das Licht erlosch. Ihr Fuß verpasste die nächste Stufe. Sie verlor das Gleichgewicht, stieß einen leisen Schrei aus, und ihre Schulter stieß hart gegen die Mauer. Diane verzog das Gesicht vor Schmerzen und fuhr sich mit der Hand an die Schulter. Dann hielt sie den Atem an.
Es waren keine Schritte mehr zu hören!
Die Angst – die bis dahin nur vage am Rande ihres Gehirns herumgewabert war – überfiel sie mit einem Schlag. Ihr Herz pochte; sie hörte nichts mehr außer dem Rauschen des Blutes in ihrem Ohr. Sie wollte kehrtmachen, als die Schritte wieder einsetzten.
Sie entfernten sich …
Diane sah nach unten. Es war nicht absolut dunkel: Ein vager, gespenstischer Schimmer drang von unten herauf und überzog die Wände wie mit einer dünnen gelben Farbschicht. Sie stieg weiter nach unten, setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen und gelangte in einen schwach beleuchteten langen Korridor.
    Rohre und Bündel elektrischer Kabel unter der Decke, Roststreifen und schwarze Feuchtigkeitsflecken an den Wänden.
    Das Kellergeschoss …
    Ein Ort, den bestimmt nur wenige Mitarbeiter kannten.
    Verbrauchte Luft; bei der schrecklichen Kälte und der Feuchtigkeit musste sie an ein Grab denken.
    Die Geräusche – Schritte, die sich entfernten, das Tropfen des Schwitzwassers von der Decke, das Brummen eines fernen Belüftungssystems: Alles wirkte jetzt unheimlich.
    Sie erschauderte.
    Ein kalter Schauer, der ihr über den Rücken lief. Sollte sie weitergehen oder nicht? Mit den vielen Kreuzungen und Gängen sah es hier aus wie in einem Labyrinth. Sie bezwang ihre Angst und versuchte, die Richtung auszumachen, in die sich die Schritte bewegten. Sie wurden immer leiser, und das Licht wurde ebenfalls schwächer: Sie musste sich beeilen. Licht und Geräusche kamen aus derselben Richtung. Sie gelangte zur nächsten Ecke und beugte sich vor.
Eine Gestalt ganz am Ende …
Sie konnte nur einen flüchtigen Blick erhaschen, denn schon in der nächsten Sekunde bog sie rechts um eine Ecke.
    Diane wurde klar, dass das flackernde Licht, das mit der Person zu wandern schien und den Gang erhellte, von einer Taschenlampe stammte.
    Mit zusammengeschnürter Kehle stürzte sie der Gestalt nach, um nicht allein

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