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Schwarzer Schmetterling

Schwarzer Schmetterling

Titel: Schwarzer Schmetterling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
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Ländern ihr Unwesen trieben. Irgendjemand hatte sie mit den roten Mützen und weißen Bärten des Weihnachtsmanns geschmückt. Das machte sie trotzdem nicht sympathischer. Er lauschte geduldig den Ausführungen seines Kollegen.
    »Du hast Glück«, antwortete er. »Es gibt da einen Typen beim FBI in Washington, der mir noch einen Gefallen schuldet. Hab ihm mal bei einem seiner Fälle kräftig unter die Arme gegriffen. Ich werde ihn anrufen und sehen, was sich machen lässt. Aber wozu brauchst du diese Information?«
    »Laufende Ermittlungen.«
    »Mit Bezug zu den Vereinigten Staaten?«
    »Das erkläre ich dir später. Ich schick dir das Foto«, sagte Espérandieu.
    Der Mann von Interpol sah auf die Uhr.
    »Es kann ein bisschen dauern. Meine Kontaktperson ist ziemlich beschäftigt. Bis wann brauchst du die Information?«
    »Es eilt, tut mir leid.«
    »Es eilt immer«, antwortete Damblin schlagfertig. »Keine Sorge, ich werde deine Anfrage ganz oben auf den Stapel legen. Zur Erinnerung an früher. Und außerdem ist bald Weihnachten: Das ist mein Geschenk für dich.«
     
    Zwei Stunden später wachte er auf. Es dauerte einen Moment, bis Servaz das Krankenhausbett, das weiße Zimmer und das große Fenster mit den blauen Jalousien wiedererkannte. Als ihm klar war, wo er sich befand, suchte er mit den Augen nach seinen Sachen, entdeckte sie in einem durchsichtigen Plastikbeutel auf einem Stuhl, sprang aus dem Bett und zog sich in aller Eile an. Drei Minuten später trat er an die frische Luft und nahm sein Handy heraus.
    »Hallo?«
    »Hier Martin. Hat der Gasthof heute Abend geöffnet?«
    Der alte Mann am anderen Ende lachte.
    »Gut, dass du anrufst. Ich wollte mir gerade Abendessen machen.«
    »Ich würde dir auch gern ein paar Fragen stellen.«
    »Und ich dachte, du würdest mich nur wegen meiner Kochkünste anrufen. Was für eine Enttäuschung! Hast du was gefunden?«
    »Ich erzähle es dir.«
    »Sehr schön, dann bis gleich.«
     
    Es war dunkel geworden, aber die Straße vor dem Gymnasium war hell erleuchtet. Aus seinem Zivilfahrzeug zehn Meter vom Eingang entfernt sah Espérandieu Margot Servaz aus dem Gebäude kommen. Beinahe hätte er sie nicht erkannt: Das schwarze Haar war einem skandinavischen Blond gewichen. Zwei Haarzöpfe hingen seitlich herab, so dass sie aussah wie die Karikatur eines braven kleinen Mädchens. Auf dem Kopf trug sie eine seltsame Mütze.
    Als sie sich umdrehte, sah er auch, selbst aus dieser Entfernung, dass sie zwischen den Haarschwänzchen ein neues Tattoo im Nacken hatte. Eine sehr große, mehrfarbige Tätowierung. Vincent dachte an seine Tochter. Wie würde er reagieren, wenn Mégan später ihren Körper in dieser Weise verzieren würde? Er vergewisserte sich, dass der Fotoapparat auf dem Beifahrersitz bereitlag, dann ließ er den Motor an. Wie am Vortag plauderte Margot auf dem Gehsteig kurz mit ihren Schulkameradinnen und drehte sich eine Zigarette. Dann fuhr wieder ihr »auserwählter Ritter« auf dem Motorroller vor.
    Espérandieu seufzte. Wenn er sie diesmal aus den Augen verlor, wüsste er wenigstens, wo er sie finden würde. Er müsste nicht die gleichen waghalsigen Manöver fahren wie gestern. Er scherte aus und heftete sich an ihre Fersen. Auf dem Motorroller gab sich der Fahrer seinen üblichen akrobatischen Kunststücken hin. In Espérandieus iPhone sangen die Gutter Twins
»O Father, now I can’t believe you’re leaving«.
An der nächsten Ampel bremste Espérandieu und hielt an. Der Wagen vor ihm stand bereits, der Motorroller war vier Wagen vor ihm. Espérandieu wusste, dass es an der Kreuzung weiter geradeaus ging; er entspannte sich.
    Die heisere Stimme in seinen Kopfhörern schmetterte:
»My mother, she don’t know me/And my father, he can’t own me«,
als der Motorroller, kaum dass es grün wurde, plötzlich knatternd nach rechts abbog. Espérandieu wurde unruhig.
Was war in sie gefahren, verdammt?
Das war nicht der Weg nach Hause. Der Ampelstau vor ihm löste sich mit einer Langsamkeit auf, die zum Verzweifeln war. Espérandieu wurde nervös. Die Ampel wurde gelb, dann rot. Er fuhr einfach durch. Gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie der Motorroller an der nächsten Ampel, zweihundert Meter weiter, links abbog.
Verdammter Mist!
Wohin rasten sie in diesem Affenzahn? Bei Gelb fuhr er über die nächste Kreuzung und versuchte, den Abstand deutlich zu verringern.
    Sie fahren ins Zentrum.
    Es war schwer, auf Tuchfühlung zu bleiben. Der Verkehr war viel dichter

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