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Schwarzer Schmetterling

Schwarzer Schmetterling

Titel: Schwarzer Schmetterling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
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zu klettern. Sie kroch auf allen vieren durch die Windschutzscheibe und stand schließlich im Schnee auf der Motorhaube. Selbst die Kälte spürte sie nicht mehr. Der Adrenalinstoß wärmte sie. Sie kletterte von der Motorhaube herunter und tauchte sofort bis zu den Schenkeln im Schnee ein, der das Auto umgab. Sie kam nur mühsam voran. Sie bezwang eine beginnende Panik und nahm den Aufstieg zur Straße in Angriff. Die Waffe in ihrer Hand beruhigte sie. Sie warf einen letzten Blick zum Wagen. Hirtmann hatte sich nicht gerührt. Vielleicht war er tot.
     
    Er scheiiiint aaaaufzuwachennnn
    Höööööörennnn Sie uns???
     
    Stimmen. Von fern. Sie meinen ihn. Und dann der Schmerz.
Die Schmerzen …
Die Erschöpfung, das Bedürfnis, sich auszuruhen, die Medikamente … Ein kurzer lichter Moment, er sieht Gesichter und Lichter – dann wieder die Lawine, der Berg, die Kälte und, schließlich, die Dunkelheit …
     
    Maaaartiiin, höööörst duu mich?
     
    Er öffnete die Augen – ganz langsam. Zunächst blendete ihn der Lichtkreis an der Decke. Dann kam eine Gestalt in sein Gesichtsfeld und beugte sich über ihn. Servaz versuchte, den Blick auf das Gesicht zu heften, das leise zu ihm sprach – aber der Lichtkreis dahinter, der es mit einem Strahlenkranz umgab, tat ihm in den Augen weh. Er sah das Gesicht bald verschwommen, bald klar. Und doch meinte er zu sehen, dass es ein schönes Gesicht war.
    Eine Frauenhand ergriff seine.
     
    Martin, hörst du mich?
     
    Er nickte. Charlène lächelte ihn an. Sie beugte sich zu ihm herunter und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Eine angenehme Berührung. Ein leichtes Parfüm. Dann ging die Zimmertür auf, und Espérandieu kam herein.
    »Ist er aufgewacht?«
    »Sieht so aus. Aber er hat noch nichts gesagt.«
    Sie wandte sich zu ihm um und zwinkerte ihm zu, und Servaz fühlte sich mit einem Mal sehr wach. Espérandieu durchquerte das Zimmer mit zwei dampfenden Bechern. Einen davon hielt er seiner Frau hin. Servaz versuchte, den Kopf zu drehen, aber irgendetwas störte ihn am Hals:
eine Halskrause …
    »Verdammt, was für eine Geschichte!«, sagte Espérandieu.
    Servaz wollte sich aufsetzen – aber vor Schmerz verzog er das Gesicht und gab auf. Espérandieu hatte es gesehen.
    »Der Arzt hat gesagt, du sollst dich nicht bewegen. Du hast drei angeknackste Rippen, mehrere kleinere Wehwehchen am Hals und am Kopf und Erfrierungen. Und … dir wurden drei Zehen amputiert.«
    »Was??«
    »Nein, war nur ein Witz.«
    »Und Irène?«
    »Sie hat überlebt. Sie liegt in einem anderen Zimmer. Sie ist etwas ramponierter als du, aber es geht schon. Mehrere Brüche – aber das ist alles.«
    Servaz war höchst erleichtert. Aber schon drängte eine andere Frage auf seine Lippen.
    »Lombard?«
    »Wir haben seine Leiche nicht gefunden, das Wetter da oben ist zu schlecht, um Suchmannschaften loszuschicken. Morgen. Er ist wahrscheinlich unter der Lawine ums Leben gekommen. Ihr beide habt Glück gehabt: Euch hat sie nur gestreift.«
    Servaz verzog wieder das Gesicht. Er hätte gern seinen Stellvertreter gesehen, wenn er derart
gestreift
worden wäre.
    » DURST  …«, sagte er.
    Espérandieu nickte und ging aus dem Zimmer. Er kam mit einer Krankenschwester und einem Arzt zurück. Charlène und er verließen kurz das Zimmer, und Servaz wurde genauestens untersucht. Anschließend hielt ihm die Krankenschwester einen Becher mit einem Strohhalm hin. Wasser. Sein Hals war schrecklich trocken. Er trank und verlangte nach mehr. Dann ging die Tür erneut auf, und Margot erschien. Ihrem Blick entnahm er, dass er ziemlich mitgenommen aussehen musste.
    »Du könntest in einem Horrorfilm mitspielen! Du jagst einem wirklich Angst ein!«, scherzte sie.
    »Ich habe mir erlaubt, sie dir zu bringen«, sagte Espérandieu, die Hand auf dem Türgriff. »Ich geh dann mal.«
    Er machte die Tür hinter sich zu.
    »Eine Lawine«, sagte Margot, die ihn lieber nicht allzu lange ansah. »Brrr, da kriegt man ja richtig Schiss.« Sie lächelte verlegen, dann verschwand das Lächeln. »Du hättest tot sein können. Verdammt, Papa, bring nicht noch mal so eine Nummer, verdammt!«
    In welchem Ton spricht sie mit mir?,
fragte er sich wieder einmal. Dann bemerkte er, dass sie Tränen in den Augen hatte. Sie musste schon lange hier sein, und was sie gesehen hatte, als er noch bewusstlos war, schien sie bewegt zu haben. Plötzlich hatte er Schmetterlinge im Bauch. Er deutete auf den Bettrand.
    »Setz dich«, sagte

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