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Schwarzer Schmetterling

Schwarzer Schmetterling

Titel: Schwarzer Schmetterling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
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auf den Schluss. Für alle Fälle. Schönen Tag noch.«
    Er stand auf und ging lächelnd weg, ohne sich die Mühe zu machen, die Wirkung seiner Worte zu überprüfen. Die kannte er schon. Dann dachte er an den Schmerz, den Margot empfinden würde, und ganz kurz hatte er ein schlechtes Gewissen.
     
    Am ersten Weihnachtstag stand Servaz früh auf. Geräuschlos stieg er nach unten ins Erdgeschoss. Er fühlte sich voller Tatkraft. Dabei hatte er bis in die frühen Morgenstunden mit Margot diskutiert, nachdem alle anderen zu Bett gegangen waren: Vater und Tochter in diesem Wohnzimmer, das nicht ihres war, am Rand des Sofas sitzend, gleich neben dem Weihnachtsbaum.
    Am Fuß der Treppe angelangt, warf er einen Blick auf das Thermometer. Ein Grad über null draußen. Und fünfzehn Grad drinnen: Seine Gastgeber hatten die Heizung in der Nacht zurückgestellt, selbst im Haus war es jetzt kalt.
    Servaz lauschte einige Sekunden lang durch das stille Haus. Er stellte sich vor, wie sie unter den Decken lagen: Vincent und Charlène, Mégan, Margot … Es war lange her, dass er an einem Weihnachtsmorgen nicht in seiner Wohnung aufgewacht war. Es fühlte sich dauerhaft fremd, aber nicht unangenehm an. Im Gegenteil. Unter ein und demselben Dach schliefen jetzt sein Stellvertreter und bester Freund, eine Frau, die ihn heftig anzog, und seine eigene Tochter. Bizarr? Das Merkwürdigste war, dass er die Situation so hinnahm, wie sie war. Als er Espérandieu gesagt hatte, dass er Heiligabend mit seiner Tochter verbringen würde, hatte der sie sofort zu sich eingeladen. Servaz wollte die Einladung schon ausschlagen, aber zu seiner eigenen großen Überraschung hatte er sie angenommen.
    »Ich kenne sie nicht einmal!«, hatte Margot im Auto protestiert. »Du hast gesagt, wir wären nur wir zwei, nicht, dass wir einen Abend unter Polizisten verbringen würden!«
    Doch Margot hatte sich mit Charlène, Mégan und vor allem Vincent sehr gut verstanden. Einmal, als sie schon leidlich betrunken war, hatte sie sogar eine Flasche Champagner geschwenkt und gerufen: »Ich hätte nie gedacht, dass ein Bulle so sympathisch sein kann!« Es war das erste Mal, dass Servaz seine Tochter betrunken sah. Vincent, der fast genauso blau war wie sie, hatte auf dem Teppich vor dem Sofa gelegen und Tränen gelacht. Servaz selbst fühlte sich in Charlènes Gegenwart zunächst gehemmt, weil er ständig an ihre Geste in der Galerie denken musste. Aber der Alkohol und die gute Stimmung trugen dazu bei, dass er sich schließlich entspannte.
    Er ging barfuß Richtung Küche, als seine Zehen gegen etwas stießen, das sogleich zu blinken und schrille Töne auszustoßen begann. Ein japanischer oder chinesischer Roboter. Er fragte sich, ob in diesem Land mittlerweile nicht mehr chinesische Produkte im Umlauf waren als französische. Dann schoss eine schwarze Gestalt aus dem Wohnzimmer und sprang an seinen Beinen hoch. Servaz bückte sich und kraulte den Hund, den Espérandieu auf dem Rückweg von der Diskothek angefahren hatte und dem ein Tierarzt, den sie um drei Uhr morgens aus dem Bett geläutet hatten, das Leben gerettet hatte. Das Tier hatte sich als anhänglich und sanftmütig erwiesen, und so hatte Espérandieu beschlossen, es zu behalten. Zum Gedenken an diese eiskalte, beklemmende Schattennacht hatte er ihn Ombre genannt.
    »Hallo, Dicker«, sagte er. »Und fröhliche Weihnachten. Wer weiß, wo du jetzt wärst, wenn du nicht so schlau gewesen wärst, über diese Straße zu laufen, hm?«
    Ombre antwortete mit einem zustimmenden Gekläff und schlug mit seinem schwarzen Schwanz gegen die Beine von Servaz, der auf der Schwelle zur Küche innehielt. In Wirklichkeit war er gar nicht als Erster aufgestanden: Charlène Espérandieu war bereits auf den Beinen. Sie hatte Teewasser aufgesetzt und die Kaffeemaschine angeschaltet, jetzt steckte sie Brotscheiben in den Toaster. Sie wandte ihm den Rücken zu, und er betrachtete einen Moment lang, wie ihr langes fuchsrotes Haar auf ihren Morgenmantel herunterfiel. Mit zugeschnürter Kehle wollte er gerade kehrtmachen, als sie sich zu ihm umdrehte, eine Hand auf ihren gewölbten Bauch gelegt.
    »Guten Morgen, Martin.«
    Hinter dem Fenster fuhr ein Auto sehr langsam durch die Straße. An der Dachkante blinkte eine Girlande, wie sie es wohl die ganze Nacht getan hatte.
Eine wahre Heilige Nacht,
sagte er sich. Er machte einen Schritt vorwärts und trat auf ein Stofftier, das unter seinem Fuß quiekte. Lachend bückte sich Charlène,

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