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Schwarzer Schmetterling

Schwarzer Schmetterling

Titel: Schwarzer Schmetterling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
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Justiz und Medien ein unschönes Amalgam bildeten. Aus dieser Zeit waren noch zahlreiche Fotos vorhanden, die weltweit in der Presse erschienen waren und Unterschriften trugen wie:
Das Haus des Grauens
(die große Villa am Seeufer mit ihrer efeubedeckten Fassade),
Die Bestie beim Verlassen des Gerichts
(Hirtmann in kugelsicherer Weste und geschützt von Polizisten, die er um Kopfeslänge überragte),
Genf – eine Stadt steht kopf, Herr Sowieso wird beschuldigt, an den Hirtmann-Orgien teilgenommen zu haben,
usw.
    Im Verlauf seiner virtuellen Ausflüge stellte Servaz fest, dass einige Internetsurfer Hirtmann regelrecht wie eine Kultfigur verehrten. Zahlreiche Websites waren ihm gewidmet, wobei ihn die meisten nicht als geistesgestörten Verbrecher darstellten, sondern als Sinnbild des Sadomasochismus oder – völlig ironiefrei – des
Willens zur Macht
darstellten, als
glühenden Stern der satanischen Galaxie
oder sogar als
Nietzsche-rockigen Übermenschen.
In den Foren ging es sogar noch schlimmer zu. Nicht einmal Servaz als Polizist hätte es für möglich gehalten, dass im Netz so viele Verrückte ihr Unwesen trieben. Personen, die sich so groteske Pseudonyme wie 6 - BORG , SYMPATHY FOR THE DEVIL oder GÖTTIN KALI zulegten, ergingen sich in Theorien, die genauso verworren waren wie ihre gefälschten Identitäten. All diese Ersatzwelten, Foren und Websites bedrückten ihn. Früher, sagte er sich, waren sich diese Verrückten als die einzigen ihrer Art vorgekommen und hatten sich in ihren Winkel verkrochen. Dank der modernen Kommunikationsmittel, die zuallererst Dummheiten und Verrücktheiten und dann erst, aber viel sparsamer, Wissen vermitteln, stellten sie heute fest, dass sie nicht allein waren, traten in Kontakt miteinander, und das bestärkte sie in ihrem Wahn. Servaz erinnerte sich, was er Marchand gesagt hatte, und korrigierte sich in Gedanken: Der Wahn breitete sich epidemisch aus – und seine bevorzugten Überträger waren die Medien und das Internet.
    Er erinnerte sich plötzlich an die Nachricht seiner Tochter, die ihn fragte, ob er am Samstag freimachen könne. Er sah auf die Uhr: 1 : 07  Uhr. Es war bereits Samstag. Servaz zögerte. Dann wählte er die Nummer, um ihr auf ihrem Anrufbeantworter eine Nachricht zu hinterlassen.
    »Hallo?«
    Er zuckte zusammen. Sie hatte sofort abgenommen – mit einer Stimme, die so anders war als sonst, dass er sich fragte, ob er sich nicht verwählt hatte.
    »Margot?«
    »Papa, bist du’s?«, murmelte sie. »Weißt du, wie spät es ist?«
    Er ahnte sofort, dass sie einen Anruf von jemand anderem erwartete. Ohne Wissen ihrer Mutter und ihres Stiefvaters ließ sie ihr Handy nachts angeschaltet und antwortete heimlich unter der Bettdecke. Von wem erwartete sie einen Anruf? Von ihrem Freund? Was für ein Freund würde um diese Uhrzeit anrufen? Dann erinnerte er sich, dass es Freitagnacht war, und Freitag war der Tag, an dem die Studenten Ausgang hatten.
    »Hab ich dich geweckt?«
    »Was glaubst du denn?«
    »Ich wollte dir nur sagen, dass ich deine SMS bekommen habe«, sagte er. »Ich werde versuchen, mir den Nachmittag frei zu halten. 17  Uhr, passt dir das?«
    »Ist alles in Ordnung bei dir, Papa? Du hörst dich so komisch an …«
    »Alles in Ordnung, mein Mäuschen. Ich hab einfach gerade nur viel Arbeit.«
    »Das sagst du immer.«
    »Weil es die Wahrheit ist. Du darfst nicht denken, dass nur die, die viel Geld verdienen, auch viel arbeiten. Das sind Lügenmärchen.«
    »Ich weiß, Papa.«
    »Glaub niemals einem Politiker«, fügte er ohne nachzudenken hinzu. »Sie sind alle Lügner.«
    »Papa, weißt du, wie spät es ist? Können wir darüber nicht ein andermal reden?«
    »Du hast recht. Im Übrigen sollten Eltern nicht versuchen, ihre Kinder zu manipulieren, auch wenn sie glauben, dass das, was sie sagen, richtig ist. Vielmehr sollten sie ihnen beibringen, selbständig zu denken. Selbst wenn ihre Kinder anderer Meinung sind …«
    Für eine so späte Stunde war das eine ziemlich lange Rede.
    »Du manipulierst mich nicht. Das nennt man einen Meinungsaustausch – und im Übrigen kann ich durchaus selbständig denken.«
    Servaz kam sich plötzlich lächerlich vor. Aber das ließ ihn grinsen.
    »Meine Tochter ist großartig«, sagte er.
    Sie lachte leise.
    »Du scheinst wirklich ganz gut in Form zu sein.«
    »Ich bin topfit, und es ist Viertel nach ein Uhr morgens. Das Leben ist wunderbar. Meine Tochter auch. Gute Nacht, mein Mädchen. Bis morgen.«
    »Gute

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