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Schwarzer Schwan

Schwarzer Schwan

Titel: Schwarzer Schwan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Eckert
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Bachelorabschlusses in Kommunikationsdesign sei, einen regulären Job zu finden. Heute Morgen habe sie ein weiteres Praktikum in einer Düsseldorfer Agentur ergattert, endlich verbunden mit einer reellen Chance, ab erstem August fest als Junior Art Director übernommen zu werden – für Lilly Oppers anscheinend wie ein Sechser im Lotto.
    Sie betraten die Wohnung. Sämtliche Türen standen auf. Dominik erhaschte einen Blick auf ein ungemachtes Bett und verstreut umherliegende Turnschuhe. Die junge Frau führte Anna und ihn in die Küche und bat sie, am Tisch Platz zu nehmen.
    »Hat Patrick Neidel das Gleiche studiert wie Sie?«
    »Ja. Eigentlich hat er die viel kreativere Bewerbungsmappe, aber bis jetzt hat er nur Absagen kassiert. Er ist ein echter Künstler. Er … Wasser?« Sie schraubte eine Flasche auf, die auf dem Tisch stand.
    Dominik nickte. Lilly Oppers nahm drei Gläser aus einem Regal und begann einzuschenken. »Was wollen Sie von Patrick?«
    Anna erklärte es ihr. Das Wrack auf dem Parkplatz. Die verkohlten Reste eines Menschen, den man erschossen hatte.
    Oppers Hand begann zu zittern und sie stellte die Flasche ab. »Aber … das ist doch nicht Patrick, oder?«
    »Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?«
    »Gestern Abend.«
    »Wo war das?«
    »Hier.«
    »Wohin wollte er dann?«
    »Er … fuhr zu seinen Eltern.«
    Bullshit, dachte Dominik. Dort hatten die Kollegen längst versucht, den jungen Mann zu erreichen, doch Neidel hatte sich schon länger nicht mehr bei Mama und Papa blicken lassen.
    »Mit seinem Auto?«, fragte Anna.
    »Ja.«
    »Wissen Sie, bei welchem Zahnarzt er in Behandlung ist?«
    Die junge Frau schüttelte den Kopf. »Wir sind erst seit ein paar Monaten zusammen.«
    »Wir brauchen Material für eine DNS-Probe«, sagte Dominik.
    »Wollen Sie … Soll ich mir die Leiche ansehen, um auszuschließen, dass er es ist, oder so?«
    Anna legte ihr die Hand auf den Arm. »Das wäre keine gute Idee, Frau Oppers. Selbst wenn es Ihr Freund sein sollte, würden Sie ihn kaum identifizieren können.«
    Oppers kaute stumm auf ihrer Unterlippe. Ihre Wangen waren rot angelaufen, ihre Atmung ging vernehmbar schneller. Sie tat Dominik leid.
    »Können wir uns das Badezimmer ansehen?«, fragte er.
    Die junge Frau ging voraus. Das Bad war ein enger Raum ohne Tageslicht, nur bis zur halben Höhe hellblau gefliest. Schwarzer Schimmel in den Fugen. Auf einem etwas ramponierten Pin-up-Poster über der Toilette war eine nackte Frau in kniehohen Stiefeln zu sehen. Langes Haar, provozierender Blick, voller, dunkler Busch.
    Das Foto hatte diesen Achtundsechziger-Look – die MP in den Händen des Models irritierte Dominik. Er packte Patrick Neidels Zahnbürste in eine Beweismitteltüte sowie einen Kamm, an dem einige dunkle Haare hingen und der nach Lillys Auskunft ebenfalls ihrem Freund gehörte.
    »Herr Neidel war gestern Abend nicht bei seinen Eltern«, sagte Dominik, als sie auf den Flur traten. »Wohin könnte er sonst gefahren sein?«
    Lilly Oppers schluckte und wandte den Blick ab. »Keine Ahnung.«
    Dominik war sich sicher, dass sie Informationen zurückhielt.
    »Gut«, sagte Anna und blickte ihn an. »Das wär’s dann fürs Erste.«
    Dominik verteilte sein Kärtchen. »Geben Sie uns sofort Bescheid, Frau Oppers, falls er auftauchen oder sich melden sollte.«
    »Ja, mache ich.«
    Er legte Schärfe in seine Stimme. »Sie haben wirklich keine Idee, was er vorhatte?«
    »Nein, leider.«
    Anna stand bereits im Hausflur, aber Dominik ließ nicht locker. »War Ihr Freund in Schwierigkeiten? Hatte er Feinde? Schulden, schlechten Umgang? Hatte er sich in letzter Zeit verändert?«
    Neidels Lebensgefährtin brach in Tränen aus. »Sie reden ja, als sei Patrick tatsächlich dieser Tote!«
    »Es nutzt weder uns noch Ihnen, wenn Sie uns etwas vorenthalten. Und Ihrem Freund schon gar nicht. Sie machen sich allenfalls strafbar.«
    Die junge Frau schluchzte in ein Taschentuch. Ihre Schultern bebten.
    »Komm schon, Dominik«, sagte Anna.
    »Denken Sie darüber nach und rufen Sie uns an«, mahnte Dominik, dann folgte er seiner Kollegin.
25.
    Eine Weile starrte Lilly vor sich hin, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Dabei hatte der Tag so hoffnungsvoll begonnen. Die Leute bei Green & Partner waren nett zu ihr gewesen, allen voran der Creative Director, in dessen Team sie künftig arbeiten würde.
    Die Agentur betreute unter anderem eine Bank, die im Begriff war, einen Ableger zu gründen und als eigene Marke zu etablieren.

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