Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzer Schwan

Schwarzer Schwan

Titel: Schwarzer Schwan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Eckert
Vom Netzwerk:
Fondsanteile aufschwatzen sollen, damit die RheinBank-Aktionäre ihre Gewinne einfahren, stimmt’s?«
    Der Mann im schicken Anzug starrte ihn wortlos an.
    Es gibt schlechtere Jobs als meinen, dachte Dominik.
23.
    Haltestelle Nordpark/Aquazoo. Mit einem Zischen glitt die Tür auf, die Trittstufe klappte aus und Dominik sprang auf den Bahnsteig.
    Anna Winkler hatte ihn erwartet und begrüßte ihn mit Handschlag. Sie überquerten die Kaiserswerther Straße und steuerten den Parkplatz des Aquazoos an. Schon von Weitem konnte Dominik ein Geviert aus rot-weißem Flatterband ausmachen. In seinem Zentrum stand ein Autowrack.
    »Wie laut ist es eigentlich, wenn so ein Fahrzeug brennt?«, wollte Anna wissen, während sie darauf zugingen.
    »Gute Frage.«
    »Was meinst du?«
    »Vielleicht zerreißt es die Reifen, wenn sie heiß werden. Die Öldruckdämpfer der Heckklappe. Spraydosen, falls welche an Bord waren. Prüfung bestanden?«
    Anna hob das Flatterband und sie traten näher.
    Ein Polo, so viel erkannte Dominik auf den ersten Blick. Die ursprüngliche Farbe konnte er nicht mehr feststellen. Nur ein graues, ausgeglühtes Blechgerippe war von dem Wagen übrig, zum Teil gelblich verfärbt. Die Beifahrertür stand offen. Statt der Bereifung gab es nur noch Stahldrähte. Am Platz des Fahrers hatte sich ein kleiner Rest des Schaumstoffs gehalten, sonst war die Sitzfederung vollständig freigebrannt. Tropfenförmig verschmolzenes Glas im Inneren, Scherben und schwarze Fladen verflüssigten Kunststoffs auf dem Pflaster.
    Ein übler Geruch ließ Dominik und Anna rasch wieder Abstand nehmen. Ihr Auftrag: Sie sollten die Nachbarschaft des Nordparks nach möglichen Zeugen abklappern, während Kollegen nach dem Halter des Fahrzeugs forschten. Zwar fehlten die Nummernschilder, aber anhand der FIN-Nummer im Motorraum war der Besitzer ermittelt worden. Anna wusste zu berichten, dass die Adresse nicht mehr stimmte. Der Mann war im Frühjahr verzogen, ohne sich umgemeldet zu haben.
    Am frühen Morgen hatten Angestellte des Aquazoos die Polizei verständigt. Ein Schock für sie – beim Blick ins Innere war ihnen ein menschlicher Schädel aufgefallen.
    Die Überreste der Leiche lagen jetzt im rechtsmedizinischen Institut der Heinrich-Heine-Universität, wo sie auf die Obduktion warteten. Dominik konnte sich vorstellen, dass außer dem Schädel nur wenig von dem Toten geblieben war. Die 85 Prozent Wasser, aus denen der Mensch bestand, verdampften rasch, wenn es heiß genug war. Mit Sicherheit würde das Material aber für eine DNS-Analyse ausreichen.
    »Warum schließt ihr aus, dass sich der Tünnes selbst gehimmelt hat?«, fragte Dominik – unwillkürlich neigte er dazu, den Jargon aus seiner Zeit in der Altstadtwache zu benutzen.
    »Ganz einfach. Ein Loch im Schädel von der Größe eines Zweieurostücks. Und keine Waffe im Wrack, kein Geschoss, keine Hülse. Wir haben bis vorhin im Dreck gewühlt. Jemand hat das Opfer erschossen, die Spuren beseitigt und anschließend den Wagen in Brand gesteckt, um wirklich sicherzugehen.«
    Dominik pfiff anerkennend durch die Zähne und blickte sich um. Die nächsten Häuser verbargen sich hinter hohen Hecken, und ein mehr als zweihundert Meter breites Stück Parkanlage trennte sie vom Tatort. Aber vielleicht hatte ein Anwohner Geräusche oder Rauchentwicklung bemerkt.
    Die Straße war nach Nelly Sachs benannt – der Name ließ ihn lächeln.
    Sie teilten sich auf.
    Schon der erste Opa, den Dominik an die Haustür klingelte, berichtete von beißendem Gestank, der ihn letzte Nacht zum Schließen der Fenster veranlasst habe. Außerdem habe es mehrfach geknallt. Gegen halb zwölf sei das gewesen – er und seine Frau hätten sich schlafen gelegt, nachdem Anne Wills Talkshow im Ersten zu Ende gewesen sei.
    Das Thema der Sendung beschäftigte den Alten offenbar noch immer. Deutschland werde grundfalsch regiert, die Lobbys hätten zu viel Einfluss, alles eine Riesenverarsche, ob in Berlin oder anderswo – bevor der Alte weiter ins Detail gehen konnte, verabschiedete sich Dominik.
    Auf der Straße begegnete er Anna, die im Gebäude gegenüber eine ähnliche Aussage bekommen hatte. Die dortige Bewohnerin hatte ein Feuerwerk vermutet. Weil der Krach rasch beendet gewesen sei, habe sie darauf verzichtet, die Polizei zu rufen.
    Dominik und Anna setzten die Befragung gemeinsam fort. An den nächsten beiden Türen machte keiner auf. Eine Kittelschürzen-Mutti im letzten Haus bestätigte Knallgeräusche, Rauch und

Weitere Kostenlose Bücher