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Schwarzer Schwan

Schwarzer Schwan

Titel: Schwarzer Schwan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Eckert
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tippte, begrüßte Dingendorff und seinen Begleiter, setzte sich wieder und schrieb zu Ende.
    Frantzen schnappte sich die Thermoskanne und spielte den Kellner. Sie hatten exakt vierzig Minuten, dann musste die Kanzlerin weiter nach Paris.
    »Was wir hier reden, bleibt vertraulich«, sagte sie.
    »Selbstverständlich«, antwortete Dingendorff.
    Frantzen nickte. Dass der fensterlose Raum frei von Wanzen war, hatte er gestern checken lassen, und zwar gründlich. Und vielleicht hatten die BKA-Leute das eben noch einmal getan.
    Die Kanzlerin häufte Rührei auf eine Brotscheibe und säbelte einen Bissen davon ab. So nah war Frantzen ihr noch nie gekommen, auch nicht im siebten Stock des Kanzleramts. Er staunte über das Blau ihrer Augen. Die Lippen schmal, wie man es aus dem Fernsehen kannte, reichlich Haarspray in der Frisur. Sie wirkte ausgeruht und trug einen dunkelblauen Hosenanzug, um den Hals eine zierliche Kette aus silbernen Stäbchen.
    Frantzen fragte sich, was es zu bedeuten hatte, dass diese Frau allein in ein solches Meeting ging. War sie so angeschlagen, dass sie selbst ihren engsten Mitarbeitern misstraute?
    »Die Bankenkrise dauert streng genommen noch an«, begann die Kanzlerin.
    »Das ist richtig, allgemein gesprochen«, antwortete Dingendorff. »Auf die RheinBank trifft das natürlich nicht zu.«
    »Das behaupten alle Banker von ihrem Institut.«
    »Was können wir für Sie tun, Frau Bundeskanzlerin?«
    »Ein ›Schwarzer Schwan‹ – was ist das eigentlich in Ihrer Sprache?«, fragte sie zurück.
    »Ein negatives Ereignis, das uns unerwartet trifft.«
    »Also etwas wie der elfte September oder der Ausbruch der Finanzmarktkrise 2008?«
    »Nein, die Krise war kein Schwarzer Schwan.«
    »Nicht? Staatssekretär Lichtenberg hat im Untersuchungsausschuss lang und breit dargelegt, wie unverhofft sie uns erwischt hätte. Und der Zeuge Dingendorff hat das bestätigt, wenn ich mich richtig erinnere.«
    »Wir reden jetzt ganz offen, nicht wahr?«
    »Sie wollen also behaupten, die Krise vorhergesehen zu haben?«
    Sinnloses Geplänkel, dachte Frantzen. Komm zur Sache, Mutti, unsere Zeit ist knapp. Gleich fliegst du weiter zu Sarkozy.
    »Nicht auf den Tag genau«, antwortete Dingendorff. »Aber dass der Crash kommen würde, war klar.«
    Die Kanzlerin guckte skeptisch.
    »Wir Banker erteilen Kredite im Vertrauen darauf, dass das Geld zurückbezahlt wird. Wir beleihen Forderungen und handeln mit Optionen auf Optionen. Unsere gesamte Wirtschaft beruht auf dem Prinzip, mit Wechseln auf die Zukunft zu wetten, und so geraten wir immer wieder an einen Punkt, an dem zu viele Wechsel in der Welt sind. Der Systemabsturz ist kein Fehler, den man vermeiden könnte, sondern Teil des Systems, mit dem man rechnen muss.«
    »Da flößen Sie mir jetzt aber echt Vertrauen in die Finanzwirtschaft ein.« Die Ironie war nicht zu überhören.
    Dingendorff zuckte mit den Schultern. »Nach der Krise ist vor der Krise.«
    »Genauso hat man uns früher bei FDJ-Schulungen den Kapitalismus erklärt.«
    Dingendorff lachte.
    Die Kanzlerin blieb ernst. »Aber es muss doch mathematische Modelle geben, um die Risiken in den Griff zu bekommen.«
    Da spricht die gelernte Naturwissenschaftlerin, dachte Frantzen, goss Kaffee nach und verteilte Milchdöschen. Nur noch geschätzte dreißig Minuten.
    »Gibt es auch«, erwiderte Dingendorff. »Jedes Institut arbeitet mit solchen Modellen. Und trotzdem ist eine Kreditzusage auf fünf Jahre bereits ein Kasinogeschäft. Gerade weil man die Krise nicht aufhalten kann, muss man sie berücksichtigen. Rechne stets mit dem Unwahrscheinlichsten. Meine Regel Nummer eins.«
    Dingendorff blickte Frantzen an und Frantzen musste an Hanna denken. Er spürte Schuldgefühle und ärgerte sich darüber, weil er doch nichts dafür konnte, dass sie zu viel wusste und mit Böhmer von der Morgenpost geredet hatte.
    Die Kanzlerin betupfte mit der Serviette ihre Lippen. »Also hat der Bundespräsident recht mit seiner Wortschöpfung vom ›Monster‹.«
    »Keineswegs. Der Mann sieht alles viel zu negativ.«
    »Üben Sie deshalb diesen Druck aus?«
    Dingendorff zeigte seine leeren Hände, gespielte Unschuld. »Ein guter Bundespräsident mischt sich nicht in die Tagespolitik ein, meinen Sie nicht auch?«
    »Er ist ein Ökonom mit großer Erfahrung.«
    »Er war immer Funktionär, kein Banker.«
    »Was soll falsch sein an seiner Auffassung, man müsse den Finanzmarkt zähmen?«
    »Wie will man die ›Zähmung‹

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