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Schwarzer Schwan

Schwarzer Schwan

Titel: Schwarzer Schwan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Eckert
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und hielt erneut inne. »Ich lese hier den Namen Lothar Mierscheid – ist das Ihr Ernst?«
    »Sie planen doch eine Umbildung Ihres Kabinetts«, antwortete Dingendorff.
    »Aber ausgerechnet …«
    »Mierscheid ist ein guter Mann.«
    »Weil er tut, was Sie sagen.«
    »Wär’s nicht fein, wenn wir beide hier und jetzt zusammenfinden, Frau Bundeskanzlerin? Für Deutschland und Europa?«
    Die Kanzlerin stand auf. Nur für einen Moment zog sie die Mundwinkel höher. »Sie verlangen sehr viel. Lassen Sie uns in den nächsten Tagen telefonieren.«
    Dingendorff nickte. Händeschütteln.
    Das war’s, dachte Frantzen. Der Chef hat zu hoch gepokert.
    »Gratulation«, sagte Dingendorff, als er die Kanzlerin zur Tür begleitete, »zu Ihrer Wahl des Nachfolgers für das Amt des Bundespräsidenten.«
    »Woher …«
    »Es ist der Niedersachse, stimmt’s? Keinen anderen könnten Ihre innerparteilichen Gegner in kurzer Zeit zur Gallionsfigur aufbauen. Das nenne ich taktisches Geschick.«
    Die Kanzlerin zwinkerte. »Aber noch nicht weitersagen. Er muss erst noch seine Frau fragen.«
    Sie hatte das Dossier liegen gelassen. Dingendorff steckte es ein. Gebeizter Lachs war übrig, San-Daniele-Schinken, Entenleberpastete. Schade um das Zeug, dachte Frantzen.
    »Ich hatte erwartet, dass sie ein, zwei Berater mitbringt«, sagte er und schnitt sich noch ein Stück vom getrüffelten Pecorino ab.
    »Sie traut nur sich selbst«, antwortete Dingendorff. »Keine Zeugen. Besser so. Wir hätten sonst nur um den heißen Brei herumgeredet.«
    »Schade um den Salzstock. Die Idee ist großartig, aber noch nicht ganz ausgereift.«
    »Sind wir endlich fertig mit dem Frühstück?«
    Frantzen wischte sich die Finger an der Stoffserviette ab. »Ich schon.«
    »Und wegen deiner Freundin, dieser …«
    »Hanna Kaul?«
    »Ich möchte bis heute Mittag Punkt ein Uhr einen umfassenden Bericht auf meinem Tisch haben.«
    »Wir könnten sie auch zum Schweigen bringen, wenn du willst.«
    »Nein.«
    »Ich meine nur. Schwarzer Schwan und so. Manche Frauen sind quasi die Verkörperung dieses Vogels. Siehe Paula Busch.«
    »Gib mir einfach nur deinen Bericht, Helmut. Wie wir das lösen werden, entscheide ich, wenn ich ihn gelesen habe. Und noch etwas. So oder so – heute Abend auf Schloss Schassberg kein Wort darüber, dass eine Mitarbeiterin von Merger and Acquisitions herumgeschnüffelt hat.«
    »Sie arbeitet bei Structured Corporate Finance.«
    »Macht das einen Unterschied?«
    »Sorry«, sagte Frantzen und ärgerte sich schon wieder, weil es wie ein Schuldeingeständnis klang.
    Was konnte er für Hannas Neugier? Und hatte sich nicht der Chef selbst mit Paula Busch ein Kuckucksei ins Nest gelegt? Erst führte er sie als künftige Frau Dingendorff ein, dann wollte das Miststück den Sparclub auseinandernehmen. Auch über Paula Busch hatte Frantzen Dossiers anlegen müssen. Bis sich das Problem wie aus heiterem Himmel gelöst hatte.
    »Und was den Salzstock anbelangt«, ergänzte der Rhein-Bank-Chef, »kann die Kanzlerin gar nicht an uns vorbei. Du wirst sehen.«
    Vor der Tür wartete der Leibwächter.
    Dingendorff gab sich leutselig und patschte dem Mann auf die Schulter. »Worüber unterhalten sich die BKA-Kollegen denn so?«
    »Investitionen. Wie man heutzutage etwas auf die hohe Kante legen kann.«
    Dingendorff stieß ein Lachen aus. »In RheinBank-Aktien investieren, was sonst?«
    »Die Kanzlerin legt ihr Privates angeblich in Gold an. Ihre Bodyguards meinen, sie traut dem Euro nicht, obwohl sie im Fernsehen immer einen auf Rettung macht.«
    Sie betraten den Aufzug. Frantzen überfiel das Verlangen nach einer Linie. Cäsar, Charley, Coco – nur ein wenig, um seine Stimmung aufzuhellen. Hanna drückte ihm aufs Gemüt. Sie und Urban Ermittlungen.
    Der Euro ist im Moment das geringere Problem, dachte Frantzen.
66.
    Grelles Licht blendet mich. Ich möchte lieber … weiter schlafen …
    Jemand zerrt mich hoch. Wo bin ich?
    Allmählich dämmert es mir. Das schreckliche Haus … die Tiefkühltruhe …
    Der verdammte Dreckskerl hat mich gefunden .
    Er zieht an meinen Haaren und ohrfeigt mich. Er schubst mich die Treppe hinunter und den Kellergang entlang. Ich wage es nicht, mich zu wehren, und lasse mich auf meine Pritsche sinken. Das Schwein schließt die Kette um mein Handgelenk.
    Das Mädchen auf dem Video – das habe ich doch nicht geträumt! Wo ist sie jetzt? Wie geht es ihr? Habe ich womöglich … eine Verbündete?
    Die dunkle Stelle im Estrich kommt mir in den

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