Schwarzer Skorpion - Thriller (German Edition)
Schulter, ohne sie anzusehen.
Sie drehte sich zu ihm und sah, dass sich seine ganze Mimik verwandelt hatte, sein helles, glattes Gesicht war plötzlich um eine Nuance dunkler geworden und sein Mund war nur noch ein dünner Strich. Aus seinen Augen war jegliche Emotion gewichen und sie glänzten kalt und erbarmungslos. Seine modische Umhängtasche mit dem Pariser FNAC-Logo knisterte, als er die rechte Hand hineinschob.
„Stella, kommen Sie hier herüber!“, schrie Bruno und entsicherte seine Waffe. „Los, machen Sie schon!“
„Wenn du jetzt schießt, wirst du Stella treffen und das willst du doch nicht“, hörte Stella Pierre murmeln und als sie ihn von der Seite betrachtete, sah sie, dass er seine Augen nach oben verdreht hatte und heftig atmete.
„Au, du tust mir weh!“, schrie Stella, als sich der Griff von Pierre um ihren Oberarm immer mehr verstärkte. Bruno zögerte und ließ für den Bruchteil einer Sekunde seine Waffe sinken, doch dieser Wimpernschlag genügte für eine Entscheidung um Leben oder Tod. Pierre schoss durch seine Tasche, verfehlte Bruno aber um Haaresbreite, riss dann seinen rechten Arm in die Höhe und hielt jetzt eine Pistole mit Schalldämpfer in seiner Hand. Er drückte erneut ab, ein leises Ploppen war zu hören und dann ein unterdrückter Schrei, als die Kugel Bruno in den Arm traf.
Stella schrie und versuchte sich aus der Umklammerung von Pierre loszureißen, während Bruno mit schmerzverzerrtem Gesicht seitlich unter die Galerie hechtete und hinter einer Säule Deckung suchte. Jetzt packte Pierre sie an den Haaren und schob sie brutal vor sich her.
Das ist unmöglich, dachte Stella, und konnte nicht mehr schreien, nur noch wimmern. Ich träume, das kann doch alles nicht wahr sein! In der Zwischenzeit hatte sich Bruno im Schutz der Säulen bis zu einer Tür gerobbt und rollte geschickt hinein. Wieder wollte sich Stella losreißen, doch Pierre verpasste ihr einen Faustschlag auf die Wange, dass ihr die Tränen in die Augen traten. Kreischend hing sie an seinem Arm und wurde über den gefliesten Boden geschleift, der mit unterschiedlich bunten Mosaiksteinen zu einem geometrischen Muster gefliest war.
Von der schmalen Gasse außerhalb des Riads hörte man einen Esel blöken und Kinder lachen. Ansonsten war Stille, nur das gleichmäßige Plätschern des Brunnens in der Mitte des Innenhofs blieb als Untermalung. Von Bruno war nichts mehr zu sehen und Stella wagte nicht, in das Gesicht von Pierre blicken, in diese Augen, in die sie sich verliebt hatte, die aber jetzt zu einem vollkommen anderen Menschen zu gehören schienen.
Von der Seite hörte sie ein schneidendes Geräusch, dann schien ein Schatten durch die Luft zu schweben. Bruno hatte sich im Schutz der Säulen seitlich angeschlichen, um ein freies Schussfeld zu haben. Doch damit hatte Pierre gerechnet, denn er drehte sich blitzschnell zur Seite, stieß Stella zu Boden und schoss. Das leise Ploppen war bösartig und tödlich. Bruno wurde mehrmals in Brust und Bauch getroffen, stolperte noch ein paar Schritte nach vorn, versuchte noch einmal sich aufzurichten, seine großen Hände umfassten seine Pistole, suchten den Abzug, um Pierre den Tod zu bringen, doch dieser trat nur einen Schritt zurück, lächelte mitleidig und schoss noch einmal. Diesmal zielte er genau und traf Bruno direkt in die Stirn.
Wie betäubt lag Stella am Boden, hatte die Arme um ihren Kopf geschlungen, spürte den pochenden Schmerz auf der Wange, wo sie der Faustschlag von Pierre getroffen hatte, und eine Welt brach für sie zusammen.
„Merde!“, hörte sie Pierre zischen, als er mit entsicherter Pistole vor Bruno stand, der auf dem Rücken lag und unter dessen Kopf sich eine kleine Blutlache auf den bunten Fliesen ausbreitete und die weißen Fugen rötlich färbte.
Ohne sich um Stella zu kümmern, steckte er seine Pistole hinten in seinen Hosenbund und versuchte, den toten Bruno hinter die Säulen und unter die Arkaden zu ziehen. Keuchend und stöhnend zerrte er den schweren Leibwächter weiter und Stella nutzte blitzschnell ihre Chance. Sie robbte beinahe lautlos über die Fliesen, versuchte so leise wie möglich zu atmen. Durch das Tor nach draußen zu gelangen, war unmöglich, der Weg war viel zu weit und das Tor von Bruno wieder verschlossen worden. Bis sie das Tor erreichen würde, wäre sie mit ziemlicher Sicherheit tot. Noch immer hatte sie keine Ahnung, was tatsächlich los war, sie wusste nur, dass Pierre ihren Leibwächter Bruno
Weitere Kostenlose Bücher