Schwarzer Skorpion - Thriller (German Edition)
niederkniete, dann ein metallisches Klicken, spürte eine kalte Klinge an ihrem rechten Unterschenkel, dann wurde das Paketklebeband durchschnitten und das Blut konnte ungehindert wieder in ihren rechten Fuß strömen. Auf der linken Seite wurde das Gleiche gemacht und für einen kurzen Augenblick hatte sie so etwas wie Hoffnung, die sich in ihrem Kopf zunächst nur als ein kleines Fünkchen bemerkbar machte, doch dann stärker wurde. Vielleicht war der Mann hier, um sie zu retten. Aber es war natürlich Unsinn und das wusste sie auch selbst. Schwere Transportkisten wurden auf den Betonboden gedonnert, es schepperte, wenn die Deckel hochgeklappt wurden. Mehrere Männer waren jetzt in dem Raum. Stella begann wieder zu hyperventilieren, die Luft wurde weniger, war stickig, die Hitze einfach unerträglich. Nach einer unendlich langen Zeit war anscheinend alles aufgebaut, Schuhe trampelten schnell hin und her, verschwanden dann, zurück blieb ein Mann mit schweren Stiefeln, der anscheinend vor ihr auf und ab ging.
Dann wurde ihr mit einem Ruck der schwarze Sack vom Kopf gezogen und hektisch blinzelnd versuchte sich Stella zu orientieren. Zunächst sah sie nur einen heruntergekommenen Raum, eine Betonhalle mit abblätternder grüner Farbe an den Wänden und einem staubig grauen Boden. Vor ihr stand eine Kamera, die eingeschaltet war, das zeigte das rot blinkende Licht oberhalb des Objektivs, und von der ein dickes Kabel durch ein Loch in der Wand nach draußen führte. Die winzige Kamera stand auf einem dreibeinigen Stativ, das alt und abgeschlagen aussah.
Ein bärtiger Mann stand hinter der Kamera, seine Hose war zerrissen und sein T-Shirt völlig verdreckt. Um den Hals hatte er einen schwarzen Schal gewickelt und neben ihm lag eine schwarze glänzende Trainingsjacke auf einer Metallkiste. Langsam ging er auf Stella zu, starrte sie mit kalten Augen an und sie sah, dass er einen schwarzen Skorpion auf seinen Oberarm tätowiert hatte. Mit einem Ruck riss er ihr das Klebeband vom Mund und Stella schrie auf.
„Lassen Sie mich frei, bitte. Ich tue alles, was Sie wollen! Wo ist Pierre? Warum macht er das mit mir?“
Doch der Mann hörte nicht hin. Stattdessen packte er Stella an den Haaren, riss ihren Kopf zurück und versetzte ihr eine Ohrfeige quer über das Gesicht. Wieder schoss das Blut aus ihrer gebrochenen Nase und Blut, Tränen und Schleim tropften auf ihre Tunika. Jetzt befestigte der Mann wortlos eine französische Zeitung mit dem aktuellen Datum auf ihrer blutigen Tunika. Dann ging er langsam zurück, justierte die Kamera korrekt und filmte zunächst das blutige Gesicht der weinenden Stella.
15. Marrakesch – Bab Debbagh
Tag 3, abends
David Stein verfolgte den Araber, bis dieser in einem neu erbauten Haus außerhalb der Stadtmauern verschwand. Er aktivierte sein Smartphone, um von Robyn darüber Informationen zu erhalten, doch sie hatte noch keinen Satellitenslot und deshalb musste David noch warten.
Er dachte an Henri Duprés, der die Seiten gewechselt hatte, weil er sich verraten fühlte. Als Skorpion wollte sich Duprés für den Verrat rächen. Doch mit den Jahren waren seine Motive verwässert und der Skorpion war nur noch ein bezahlter Terrorist, der mit seiner Killertruppe Jobs ausführte. Der Skorpion hatte das Geschäftsmodell des Terrors für sich perfektioniert und David war neugierig, wie Duprés reagieren würde, wenn David ihm gegenüberstand.
Würde er von gemeinsamen Abenteuern sprechen? Sentimental von vergangenen Zeiten schwärmen? Doch das war nicht der Charakter von Duprés, der wie ein Skorpion handelte. Für Duprés gab es nur entweder oder. Leben oder sterben. Gut oder böse. Wenn Duprés für eine Sache gekämpft hatte, dann mit vollem Einsatz. Ohne Rücksicht auf sein eigenes Leben. Deshalb war der Skorpion auch so gefährlich und David auf der Hut.
Im Gegensatz zu dem Trubel, der vor dem „Café des Berbès“ geherrscht hatte, war es in diesem Viertel außerhalb der Stadtmauern ruhig und still. Seit David das Haus beobachtete, war nur ein zerbeulter Lieferwagen, der Säcke geladen hatte, vorbeigefahren. Nach gut einer Stunde hatte es den Anschein, als würde niemand mehr in das Haus kommen, also trat David näher. Er entsicherte seine Pistolen, stieß mit dem Fuß die Tür auf und stieg die Treppe nach oben. Das Haus war kein typisch marokkanisches Gebäude, sondern ein planloser Betonbau, der noch nicht ganz fertig war und auch nie fertig ausgebaut werden würde, so wie viele
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