Schwarzer Skorpion - Thriller (German Edition)
der anderen Häuser in diesem Viertel.
Im zweiten Stock sah David einen schmalen Lichtstreifen unter einer provisorisch eingehängten grünen Brettertür. Lautlos trat er näher, lauschte, arabische Musik klang leise aus einem Radio. Er hörte eine Flüsterstimme, die insistierend eine Geschichte erzählte, wahrscheinlich kam sie aus dem Fernseher. David überlegte, wie viele Männer wohl in dieser Wohnung waren. Konnte es sein, dass hier die Operationszentrale des Skorpions war? Bald würde er es wissen.
Das Smartphone blinkte lautlos. Wie bereits gestern gab es auch heute anscheinend keinen aktiven Satellitenslot für Robyn, deshalb hörte er nur ihre Stimme über seinen Ohrknopf.
„Stein, ohne Satellit können wir keine Wärmebildaufzeichnung machen. Wir wissen also nicht, wie viele Personen sich tatsächlich in der Wohnung aufhalten.“
„Gibt es etwas Neues von dem abgehörten Handy?“, flüsterte Stein und ließ die grün gestrichene Tür keine Sekunde aus den Augen, um unliebsame Überraschungen zu vermeiden.
„Wir arbeiten daran, Stein. Zwei Nummern scheiden bereits aus, bleiben also noch drei. Davon sind zwei allerdings Geheimnummern. Die zu knacken dauert eben etwas.“
„Ich gehe jetzt hinein!“ David griff nach seinen Pistolen.
„Ich dachte mir schon, dass sie emotionell reagieren werden, Stein. Deshalb habe ich auch etwas zu Ihrem Schutz entwickelt“, sagte Robyn ohne die geringste Modulation in ihrer Stimme.
„Ach, und was soll das sein?“, fragte David überrascht.
„Der Rucksack. Wie jeder typische Backpacker tragen Sie ihn am Rücken. Geben Sie ihn nach vorn, so wie ein Känguru. Er ist aus einem elastischen Material, das wie eine kugelsichere Weste wirkt, nur dass es flexibel ist.“
„Robyn, Sie sind echt gut!“, konnte David nicht umhin, sie zu loben.
„Stein, wie gesagt, das ist mein Job! Also, wenn ich einen Slot bekomme, leite ich Sie über Satellit. Bis dahin sind Sie auf sich alleine gestellt.“
„Geht klar.“ David deaktivierte das Smartphone und schnallte sich seinen schwarzen Rucksack vorn über Brust und Bauch. Leise trat er einen Schritt zurück, blieb auf dem Treppenabsatz stehen, zog seine beiden Pistolen aus seinen Jackentaschen, atmete tief durch, dachte noch einmal an sein bisheriges Leben, dachte an Sonja, von der er nicht wusste, ob er sie wirklich liebte, dachte an Jane, die er geliebt hatte. Dann trat er die Tür ein und sprang in die Wohnung.
Eine nackte Glühbirne baumelte von der Decke und erhellte einen großen Raum mit grün gestrichenen Wänden, als David Stein in das Zimmer stürmte. Auf dem grauen Betonboden lagen fadenscheinige Teppiche, darauf Sitzkissen, die rund um einen niedrigen Tisch gruppiert waren. Auf der getriebenen Kupferplatte des Tischs stand eine Wasserpfeife, die noch glomm. Kein Mensch war in dem Raum.
David hielt beide Pistolen schussbereit vor sich, seine Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt, das leise Scharren einer Ratte ließ seinen Adrenalinspiegel sofort in die Höhe schnellen. Von dem Zimmer gingen zwei Türen ab. Eine davon führte in ein halb fertiges Badezimmer, aber auch das war leer. Die andere Tür mündete in einen dunklen, fensterlosen Raum, nur am obersten Rand waren kleine Lüftungsschlitze in der Wand, durch die das Mondlicht hereinsickerte. Dieses Zimmer war für die Frauen des Hauses gedacht, die sich Gästen nicht zeigen durften. Doch es waren keine Frauen, die auf den Kissen lagen, sondern zwei Männer, die Schulter an Schulter auf einem Diwan lehnten. Auf den ersten Blick wirkten sie wie ein Liebespaar, aber auf den zweiten erkannte David, dass sie tot waren.
Einen von ihnen konnte David an seiner Jacke als den Araber identifizieren, den er verfolgt hatte, der zweite Mann war ihm völlig unbekannt. Beide waren durch Kopfschüsse getötet worden, das erkannte er an den verbrannten Stellen rund um die Schusswunde.
Wieder hörte er ein scharrendes Geräusch, doch diesmal war es zu laut für eine Ratte. David lief zurück in das vordere Zimmer und mit einem leisen Ploppen spritzte der Verputz von der rückwärtigen Wand. Sofort ließ sich David zu Boden fallen, rollte auf den Rücken, schoss auf die Glühbirne, die mit einem Knall zerplatzte. In der Dunkelheit starrte er aus der offenen Tür hinaus auf die Terrasse, die gleichzeitig das Dach des Nachbarhauses bildete.
Dort sah er einen Schatten und im Mondlicht erkannte er, dass es der Fahrer des Lieferwagens war, den er im „Café des Berbès“
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