Schwarzer Skorpion - Thriller (German Edition)
boten. In der Mitte der Halle stand eine längliche Kiste am Boden und daneben eine Videokamera auf einem Stativ, deren rotes Licht blinkte; das bedeutete, die Kamera war in Betrieb. Von der Kamera lief ein dünnes schwarzes Kabel über den Boden hin zu einer aufgeklappten Parabolantenne, von der man die Daten der Kamera über Satellit auf einen Computer übertragen konnte.
An der rückwärtigen Wand der Halle führte eine in der Betonwand verankerte Leiter auf eine kleine Galerie und dort oben sah David auch für den Bruchteil einer Sekunde einen Schatten. David wusste sofort, dass er jetzt die perfekte Zielscheibe abgeben würde, wenn er noch einen weiteren Schritt in Richtung Kiste machte. Denn der Bewacher auf der Galerie wartete wohl nur darauf, dass sich David von den schützenden Transportkisten wegbewegte, um Stella aus der Kiste zu befreien. David überlegte krampfhaft. Der marokkanische Pilot saß in seinem Helikopter und hatte strikte Order, sich auf keinen Fall in einen Kampf verwickeln zu lassen. Für den marokkanischen Geheimdienst existierte die Entführung von Stella Heisenberg überhaupt nicht und David musste auf eigene Faust handeln. Agenten des CIA waren zwar in Alarmbereitschaft versetzt worden, aber auch die USA wollten ein direktes Eingreifen unbedingt vermeiden, um die antiamerikanische Stimmung in der Region nicht noch weiter anzuheizen.
Als David plötzlich hinter sich ein Geräusch hörte, rollte er sich blitzartig zur Seite, hätte um ein Haar geschossen, doch es war nur der Collie, der auf die Kiste zurannte, an den Seitenwänden kratzte und dabei laut winselte. Jetzt bewegte sich auch der Schütze oben auf der Galerie wieder, den das Winseln des Hundes zu irritieren schien. Für einen kurzen Moment richtete er sich auf, ging in die Hocke und schob sich zum Rand der Galerie vor, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen – diesen Augenblick nutzte David. Er rollte aus seiner Deckung, sprang auf und rannte ohne Deckung mitten in die Halle. Das war äußerst gefährlich, doch David hatte zuvor gesehen, dass der Schütze sein Gewehr auf einem aufgeklappten Zweibein abstützte und deshalb sicher eine Sekunde brauchte, bis er wieder auf dem Bauch in Stellung lag und abdrücken konnte.
Es waren immer diese wenigen Sekunden, die zwischen Leben und Tod entschieden und David aktivierte alle seine Kräfte, um das Schicksal zu seinen Gunsten zu beeinflussen. Er rannte quer durch die Halle auf die eiserne Leiter zu, schoss dabei in Richtung Galerie, um den Schützen in die Defensive zu drängen. Als er beinahe sein Ziel erreicht hatte, sah er, wie sich der Schütze auf den Boden warf, die Mündung seines Gewehrs nach unten drehte, um eine Garbe auf David abzufeuern. Doch da war David bereits unterhalb der Galerie und schoss senkrecht nach oben durch das eiserne Gitter, auf dem der Schütze jetzt auf dem Bauch lag und die perfekte Zielscheibe abgab. Mit einem ohrenbetäubenden Jaulen fetzten einige Kugeln, die an dem eisernen Gitter der Galerie abgeprallt waren, als Querschläger durch die Halle, doch einige von Davids Schüssen trafen den Schützen in Bauch und Brust und er sank in sich zusammen. Sein Kopf krachte auf das Gewehr und durch das Gitter tropfte sein Blut nach unten auf den Boden.
Jetzt hörte David auch wieder das verhaltene Winseln des Collies, der hektisch die Kiste umkreiste, auf der Suche nach einer Öffnung, um zu Stella zu gelangen. Mit der Pistole im Anschlag schlich David auf die Kiste zu, denn er war sich nicht sicher, ob der Schütze auf der Galerie der einzige Wachposten gewesen war. Doch als er die Lage geprüft und die Halle für sicher befunden hatte, entspannte er sich ein wenig. Der Collie lag jetzt auf dem Bauch und hielt seine Schnauze fest gegen die Luftlöcher an der Seite gepresst, denn von dort konnte er Stella riechen.
David schob den Hund zur Seite und öffnete den Deckel. Stella Heisenberg lag verkrümmt seitlich in der Kiste. Ihre Hände waren mit Paketklebeband seitlich gefesselt, auch die Beine waren mit Paketklebeband fest zusammengebunden. Über den Mund hatte sie ein zerfetztes, halb abgerissenes Pflaster kleben. Ihre Augen waren weit aufgerissen und starr vor Angst. David schnippte mit den Fingern, doch Stella zeigte keinerlei Reaktion. Jetzt erinnerte er sich an die zweite Wärmequelle, die er mit der Spezialkamera in der Halle geortet hatte. Vorsichtig schnitt er die Fesseln auf und Stellas Arme fielen leblos nach unten. Als David besorgt
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