Schwarzer Skorpion - Thriller (German Edition)
ihren Puls fühlte, war nur noch ein leichtes Flattern zu spüren. Unter ihrer Tunika, ungefähr auf Höhe ihrer Taille, sah er jetzt eine ganz kleine Erhebung. Vorsichtig hob er mit seiner Messerspitze die Tunika in die Höhe. Ein kleiner, schwarzer Skorpion lag zusammengerollt in der Taillenmulde. Knapp oberhalb war auf Stellas Haut ein roter, bereits entzündeter Einstich zu sehen. Der schwarze Skorpion hatte Stella Heisenberg gestochen und es sah nicht so aus, als würde sie die nächsten Stunden überleben.
28. München – Heisenberg AG
Tag 5, vormittags
In den Labors der Heisenberg AG fiel es nicht weiter auf, dass der Eigentümer selbst die tägliche Inspektion durchführte. Laurenz Heisenberg hatte den Prototyp des SS3-Sprengstoffes in einem gesicherten Speziallabor verwahrt, dessen Alarmsystem er jetzt mit seiner ID-Karte deaktivierte. Der Sprengstoff sah aus wie hauchdünne Gazestreifen und war problemlos zu transportieren. Schwieriger war es, damit durch die unterschiedlichen Sicherheitsschleusen zu gelangen. Heisenberg stand in dem abgeschlossenen Labor, das an einen High-End-Banktresor erinnerte, und dachte angestrengt nach. In der Tasche seines weißen Labormantels steckte ein neues Prepaid-Handy, das alte hatte er auf Anordnung auf die Stoßstange eines parkenden Autos vor dem Einkaufszentrum gelegt. Im kurz darauf erfolgten Anruf auf dem Handy gab man ihm Bescheid über Zeitpunkt und Ort der Übergabe.
Heisenberg sah auf seine Armbanduhr. Er hatte nicht mehr viel Zeit, musste handeln, entschied sich daher für den direkten Weg, schließlich war er der Boss dieses Unternehmens. Er verpackte den Prototyp vorschriftsmäßig in die gekennzeichnete Tasche und deklarierte alles bei den diversen Sicherheitsschleusen. So war jeder seiner Schritte genauestens registriert und niemand schöpfte Verdacht. Heisenberg wusste natürlich, dass der Geheimdienst eine Weile brauchen würde, um dieses Sicherheitssystem zu knacken, Zeit, die es ihm ermöglichen würde, den Sprengstoff unbemerkt zu übergeben, um dadurch das Leben seiner Tochter zu retten.
Er wusste natürlich auch, dass draußen vor seiner Firma ein Wagen parkte, in dem zwei Männer saßen, die den Auftrag hatten, ihn keinen Moment aus den Augen zu lassen, sobald er das Firmengelände verlassen würde. Aber die Zeit drängte und so musste er alles auf eine Karte setzen.
„Ich bin in der amerikanischen Botschaft verabredet!“, sagte er zu seiner Assistentin, die ihn überrascht ansah. „Die Amerikaner lieben schnelle Entscheidungen und wollen den Auftrag über eine Großproduktion noch vor der Sicherheitskonferenz unterzeichnen.“
„Sie fahren mit dem Prototyp allein?“ Die Assistentin runzelte zweifelnd die Stirn. „Keine Security oder Dr. Hanser, der Entwicklungschef, dabei?“
„Nein. Wie ich schon sagte, das Ganze ist topsecret! Je weniger Leute davon wissen, umso besser!“ Jetzt klang Heisenberg schon etwas ungehalten und die Assistentin insistierte nicht weiter.
Als er mit seinem Jaguar aus der Tiefgarage hinaus auf die Straße fuhr, sah er im Rückspiegel einen grauen Passat, der ihm in gehörigem Sicherheitsabstand folgte. Über sich hörte er das Geknatter eines Verkehrshubschraubers und plötzlich trat ihm der Schweiß auf die Stirn. Sie zogen bei der Überwachung wirklich alle Register.
Als er über den Stachus fuhr, klingelte sein Handy und die weitere Route wurde durchgegeben. Ohne sich um den Verkehr oder das Halteverbot zu scheren, fuhr Heisenberg an den Straßenrand, sprang aus seinem Auto und lief die Rolltreppe nach unten zur U-Bahn. Doch anstatt in den nächsten U-Bahnzug zu springen, lief er auf der anderen Seite wieder nach oben Richtung Hauptbahnhof. Das Geräusch des Überwachungshubschraubers kam rasch näher, doch dann tauchte er bereits in den Menschenmassen des Hauptbahnhofs unter und wusste genau, was zu tun war. Er lief an den Bahnsteigen entlang, hielt sich immer zwischen den Reisenden auf, so wie es ihm die Stimme am Telefon gesagt hatte.
Sein Ziel waren die Schließfächer am Eingang und so lief er den ganzen Weg wieder zurück, um das Überwachungskommando zu irritieren. Er rannte an den vorderen Schließfächern vorbei, bis ganz nach hinten, um dort die Taschen mit dem Prototyp des Sprengstoffs einfach in ein leeres Schließfach werfen, ohne es abzusperren. Dann in die nächste Reihe laufen und dort ein leeres Fach verschließen, um die Verfolger zu täuschen. Penibel hielt er sich an diese
Weitere Kostenlose Bücher