Schwarzer Skorpion - Thriller (German Edition)
Nachtschicht gearbeitet, sich aber vor fünfzehn Jahren mit Kühlaggregaten selbstständig gemacht. Ibrahim war stolz, dass er die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten hatte und seine Kinder als echte Deutsche galten. Das Unglück begann vor einem Jahr, als Ibrahims Tochter ein Stipendium für ein Collegejahr in den USA erhalten hatte.
Im College von Jackson, Mississippi, verliebte sie sich in einen jungen Amerikaner und gemeinsam fuhren die beiden nach New Orleans. Auf der Rückfahrt machten sie an einem Drugstore Halt, um sich etwas zu essen zu kaufen. George, der Freund von Ibrahims Tochter, ging hinein und hatte das Pech, schwarz zu sein und dass in dem Drugstore Mitglieder des „Ku-Klux-Klans“ saßen. Es kam, wie es kommen musste, ein Wort gab das andere und der Streit eskalierte. Als Ibrahims Tochter den Streit schlichten wollte, beleidigten sie die Klan-Anhänger wegen ihres orientalischen Aussehens. George schlug einen der Kerle nieder, doch die beiden anderen hatten Schusswaffen und erschossen George und Ibrahims Tochter. Die Staatsanwaltschaft in Jackson, Mississippi erkannte auf Notwehr und es wurde keine Anklage erhoben.
Sechs Monate später erhielt Ibrahim Besuch von einem Franzosen, der sich Henri Duprés nannte und der Ibrahim darin bestärkte, seine tote Tochter zu rächen. Dieser Tag der Rache war jetzt gekommen.
„Du weißt, was zu tun ist?“, fragte der Skorpion und sah gebannt auf seinen rechten Arm, aus dem Blut auf ein weißes Taschentuch tropfte. Als das Taschentuch mit Blut besprenkelt war, faltete er es konzentriert zusammen, sodass auf der Vorderseite nur ein kleiner Blutspritzer zu sehen war.
Er reichte Ibrahim das Taschentuch. „Nimm das Tuch mit dem schwarzen Blut des Skorpions. Es wird auch dich beschützen“, sagte er.
Das war vor knapp einer Stunde gewesen und jetzt befanden sich die beiden Männer in der U-Bahnstation am Stachus im Zentrum von München und warteten darauf, dass sich die Station mit Passanten füllte. Als sie außerhalb der Überwachungskameras waren, zog Ibrahim einen Universalschlüssel aus seiner Tasche und drückte ihn dem Skorpion in die Hand.
„In der Dreifaltigkeitskirche gibt es hinter dem Altar eine versteckte Stahltür, die in einen unterirdischen Gang führt. Von dort gelangst du direkt in den Bayerischen Hof“, flüsterte er, obwohl sie hier niemand hören konnte. „Von dort zweigen die Lüftungsschächte auch für den Bayerischen Hof ab. Niemand kennt diesen unterirdischen Gang. Ich habe ihn zufällig entdeckt, als ich die Kühlaggregate für den Bayerischen Hof eingebaut habe.“
„Wann ist die beste Zeit, einzusteigen?“, fragte Henri Duprés.
„Bevor die Konferenz in vollem Gang ist. Dann sind noch sämtliche Klimaaggregate in Betrieb und niemand wird dich in dem allgemeinen Lärm hören.“ Ibrahim schwieg und blickte dem Skorpion in die stechenden schwarzen Augen. „Ich mache das nur für meine Tochter“, sagte er nach einer Weile. „Ich will Gerechtigkeit!“
„Ein schönes Wort. Auch ich will diese Gerechtigkeit. Heute ist der Tag, da werden wir die Gerechtigkeit erfahren. Es ist ein Freudentag.“
Als Ibrahim wieder in der Menschenmenge, die auf die verschiedenen Züge wartete, untertauchte, hatte er das erhabene Gefühl, Teil einer großen Sache zu sein. Er war zwar nur ein kleines Rädchen in diesem großen Netzwerk, aber sein Wissen hatte entscheidend dazu beigetragen, dass der Plan des Skorpions auch umgesetzt werden konnte.
Auf dem Bahnsteig stieß er mit einer zarten rothaarigen Frau zusammen, die er fast nicht bemerkt hatte, da er so in Gedanken versunken war. Hastig wollte er sich entschuldigen, doch die rothaarige Frau war bereits im Gewühl der Fahrgäste verschwunden, die aus der U-Bahn strömten.
36. München – U-Bahnstation Stachus
Tag 7 – 1 Stunde vor dem Anschlag
Leyla Khan war durch ihren Münchner Informanten auf den Namen Abdullah Ibrahim gestoßen. Ihr Informant hatte ihr von Ibrahims Tochter berichtet, die in Jackson, Mississippi, erschossen worden war. Also hatte sie Ibrahim beschattet, der sie auch prompt zu dem Skorpion geführt hatte. Jetzt brauchte sie nur dem Skorpion zu folgen und David Stein dabei unterstützen, das Attentat zu verhindern. Doch der Skorpion war im Gewühl der Fahrgäste in der U-Bahnstation einfach verschwunden.
Ibrahim ging gerade mit gesenktem Kopf die Treppe nach oben, die Hände hatte er tief in den Manteltaschen vergraben. Leyla folgte ihm in sicherer
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