Schwarzer Skorpion - Thriller (German Edition)
verschwinde“, sagte sie dann und steckte ihre Pistole wieder ein. Im Laufschritt kehrte sie in die U-Bahnstation am Stachus zurück, um sich neu zu orientieren. Die Zeit wurde knapp und der Vorsprung des Skorpions immer größer. Niemand wusste, dass von der Kirche ein unterirdischer Gang in den Bayerischen Hof führte. Das Blut pulsierte in ihren Schläfen und die senkrechte Ader auf ihrer Stirn schwoll an, wurde immer dicker und schien beinahe zu platzen.
Leyla versuchte sich zu konzentrieren, holte sich wieder den Stadtplan von München auf ihr Smartphone. Vom Stachus war es verdammt weit bis zur Kirche und sie hatte keine Ahnung, was sie dort erwarten würde. Hektisch suchte sie den richtigen Ausgang und vergaß für einen kurzen Moment, auf die Überwachungskameras zu achten. Sie starrte noch immer auf den Stadtplan auf ihrem Smartphone und bemerkte auch nicht, dass plötzlich zu beiden Seiten der Abgänge Männer in schwarzen Mänteln die Treppen nach unten hasteten und im Laufschritt auf sie zuhielten. Sie registrierte die Männer erst, als der Erste von ihnen beinahe auf Armlänge an sie herangekommen war. Die Mündung seiner Waffe war direkt auf sie gerichtet und seine grauen Augen waren hart und leblos wie Stahl.
Die einschmeichelnde Stimme aus dem Lautsprecher kündigte eine U-Bahn an und schon hörte Leyla die kreischenden Bremsen, als der Zug in die Station einfuhr. Die Scheinwerfer des Triebwagens durchschnitten bereits die Dunkelheit. Die Fahrgäste schoben sich zum Bahnsteig hin und diesen Moment, in dem die Männer sich durch den Strom der Fahrgäste erst durchkämpfen mussten, nutzte Leyla aus.
Sie sprang so schnell auf den Mann mit der Pistole zu, dass dieser keine Zeit mehr hatte abzudrücken oder auszuweichen. Sie drehte sich in der Luft um die eigene Achse und trat dem Agenten mit ihrem robusten Stiefel direkt gegen den Hals. Lautlos ging der Mann zu Boden. Dann tauchte sie im Gewühl der Fahrgäste unter, schob sich blitzschnell bis zur Begrenzungslinie vor, sprang einfach los, hatte aber die Geschwindigkeit der einfahrenden U-Bahn unterschätzt, als sie im Schacht auf den Schienen direkt vor dem einfahrenden Zug landete.
37. München – Bayerischer Hof
Tag 7 – 30 Minuten vor dem Anschlag
Antonio dos Santos, Sicherheitsbeamter der EU und in München gemeinsam mit dem CIA und dem BND für die Sicherheit der Tagungsteilnehmer zuständig, kam gerade aus der Toilette, als sein Handy klingelte.
„Was gibt’s?“, fragte er und stellte sich so zu einem Fenster, dass der Lärm seine Stimme beinahe völlig verschluckte.
„Ja, schlimm der Lärm, ich checke gerade die Fenster!“, sagte er in bestem Französisch und hörte genau zu, was ihm der Anrufer berichtete.
„Was? Eine Attentäterin ist hier München? Ihr habt sie auf einer Überwachungskamera identifiziert und sie ist euren Agenten entkommen? Das ist eine schöne Blamage! Was machen wir? Den geheimen Alarm auslösen und den Beginn der Konferenz verschieben?“
Um besser hören zu können, steckte Santos einen Finger ins andere Ohr und sah aus dem Fenster hinunter auf die verschneite Straße, die nur von kontrollierten Fahrzeugen befahren wurde.
„Nicht absagen? Wenn es doch eine Attentäterin gibt!“ Jetzt presste er das Handy fester an sein Ohr, um die Antwort besser verstehen zu können. „Sie ist tot, sagst du? Bist du dir da auch ganz sicher? Vor die U-Bahn gesprungen?“ Mehrere Personen gingen schnell den Gang entlang und Santos drehte sich wieder zum Fenster, hatte aber den rechten Arm gesenkt, sodass man seinen Ausweis erkennen konnte. Die Männer und Frauen, die zügig den Korridor entlangschritten, waren alle von diversen Geheimdiensten, trugen ihre unauffälligen Headsets und machten verkniffene Mienen.
Einer dieser Männer wirkte in seinem dunklen Anzug so, als würde er sich darin unwohl fühlen. Er hatte kurzgeschorene blonde Haare und eine senkrechte Narbe, die seine rechte Augenbraue in zwei Teile zerschnitt. Das Adrenalin schoss durch Santos’ Venen und alles in ihm glühte. Für einen kurzen Augenblick hatte er das Gefühl, als würde er verbrennen. Es ist das Fieber, dachte er und fuhr mit dem Handrücken über seine heiße Stirn.
Aus seinem Handy hörte er noch immer die Stimme des Agenten, der an der Aktion in der U-Bahnstation beteiligt gewesen war und Santos jetzt die Situation schilderte. Die Station war gesperrt worden und alle warteten auf schweres Rettungsgerät, denn bei der Notbremsung waren
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