Schwarzer Skorpion - Thriller (German Edition)
Entfernung, achtete auf Überwachungskameras und andere Fahrgäste, die ihr verdächtig erschienen. Ihr Informant hatte sie gewarnt: Ganz München war von ausländischen Geheimdiensten infiltriert, denn auf Grund der Attentatsdrohung galt die höchste Sicherheitsstufe.
Leyla hatte sich einen Stadtplan von München auf ihr Handy geladen und bemerkte, dass sich Ibrahim immer weiter vom Bayerischen Hof entfernte. Als das Schneetreiben dichter wurde und sich fast keine Passanten mehr auf den Gehsteigen befanden, wusste Leyla, dass sie handeln musste. Vor einem Haus, das gerade renoviert wurde und mit einem Baugerüst zugestellt war, sprang sie von hinten auf Ibrahim zu, packte den völlig überraschten Mann am Genick, schlug ihm mit der Faust in die Nieren, dass er zusammenzuckte, und stieß ihn in die Einfahrt des leerstehenden Hauses.
„Wo ist Duprés?“, flüsterte sie und setzte dem alten Mann die Pistole an die Stirn.
„Ich verstehe nicht ...“, stotterte der alte Mann entsetzt.
„Doch, doch, du verstehst mich ganz genau!“, fauchte Leyla. „Wo ist der Skorpion?“
„Ich, ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.“ Ibrahim zuckte mit den Schultern und schüttelte verständnislos den Kopf.
Leyla fasst ihn mit der linken Hand am Hals und drückte ihm ihre Pistole an die Schläfe.
„Meine Geduld ist jetzt gleich zu Ende! Wohin ist Duprés, der Schwarze Skorpion, verschwunden?“
„Du kannst mich töten, aber von mir wirst du nichts erfahren“, flüsterte der alte Mann und verzog sein Gesicht zu einem hilflosen Lächeln.
„Ich werde dich erschießen!“ Leyla hielt ihm jetzt die Pistole direkt unter das Kinn, doch der alte Mann lächelte weiter, so als wäre überhaupt nichts passiert.
„Wenn du mich tötest, dann bin ich endlich wieder mit meiner Tochter vereint. Du bist ein Geschenk Gottes, etwas Besseres konnte mir überhaupt nicht passieren. Also los, töte mich.“
„Nein, ich habe da etwas viel Besseres!“ Während Leyla weiterhin die Pistole auf den Kopf des Alten angesetzt hatte, zog sie ihr Smartphone aus der Tasche. Ihr Informant hatte wirklich gut gearbeitet. Das Foto, das er ihr geschickt hatte, war in Mali aufgenommen worden. Man sah einen Mann, der unzweifelhaft Henri Duprés war, im Gespräch mit einem amerikanischen Militärangehörigen. Im Hintergrund sah man die charakteristischen Bauten von Timbuktu.
„Das ist der Skorpion mit einem US-General. Der Skorpion arbeitet im Auftrag von Amerikanern. Er lässt sich von deinen Feinden bezahlen.“
„Das ist nicht möglich. Das Foto ist eine Fälschung!“, keuchte der alte Mann und starrte gebannt auf das Handy.
„Du weißt genau, dass das nicht stimmt. Das Foto ist real!“ Leyla senkte den Lauf der Pistole. „Also, wo ist der Skorpion? Ich töte ihn. Dann ist deine Tochter gerächt.“
„Woher weiß ich, dass du die Wahrheit sprichst?“, fragte Ibrahim und zitterte am ganzen Körper. Feine Schneeflocken hatten sich auf seinen schwarzen Mantel gesetzt und er wirkte in dem Schneetreiben einsam und verloren.
„Du weißt, dass ich die Wahrheit sage“, flüsterte Leyla ihm ins Ohr und spürte gleichzeitig den kalten Lauf der Waffe an ihrer Wange. „Ganz tief in deinem Inneren spürst du, dass der Skorpion ein doppeltes Spiel treibt und dich nur benutzt. Du spürst das, kannst aber nicht zurück.“
„Ich will mit dem allen nichts mehr zu tun haben“, jammerte Ibrahim. „Ich will meinen Frieden mit Allah machen.“
„Das wirst du auch, wenn du mir hilfst. Der Skorpion ist ein Verräter.“
Ibrahim zögerte noch einen kurzen Augenblick, doch Leyla spürte, dass sein Widerstand gebrochen war.
„Er gelangt durch einen unterirdischen Gang von der Dreifaltigkeitskirche in den Lüftungsschacht des Bayerischen Hofs. Was er dann vorhat, weiß ich nicht“, winselte er.
Angeekelt schob Leyla den alten Mann von sich weg, spannte den Hahn ihrer Pistole. In jeder anderen Situation hätte sie bedenkenlos geschossen und den alten Mann getötet. Er bedeutete nur eine weitere Gefahrenquelle, ein Hindernis zwischen ihr und der einen Million Dollar. Doch dann ließ sie die Pistole sinken.
Sie blickte hinauf in den bleigrauen Münchner Himmel, spürte die feuchten Schneeflocken auf ihrer Haut, die Gedanken in ihrem Kopf rotierten, sie wusste, dass es ein Fehler wäre, den alten Mann einfach so gehen zu lassen, aber dann musste sie an Pakistan und an ihre tote Familie denken und daran, dass sie nie einen Vater gehabt hatte.
„Los,
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