Schwarzer Skorpion - Thriller (German Edition)
gestern in einem Souvenirshop gekauft hatte. Es stimmte, das Video einer Überwachungskamera zeigte Natasha Falcon beim Bezahlen, allerdings war nicht genau zu erkennen, was in die Tüte gepackt wurde, denn ein anderer Kunde verstellte zeitweise die Sicht.
„Wer ist diese Patricia, die Lauren, die Tochter der Außenministerin betreut?“, fragte Stein und sah den blonden Haarschopf von Robyn, die bereits wieder ihren Tablet-Computer bearbeitete.
„Das ist Patricia LeBon, die Privatsekretärin der Außenministerin“, kam es schon nach wenigen Sekunden zurück und das entsprechende Foto von Patricia LeBon tauchte auf dem Display von Davids Smartphone auf. Laut Robyn waren Patricia Ambitionen auf den Botschafterposten in Paris nachgesagt worden, so stand es zumindest in einem Interview mit ihr vor der US-Präsidentenwahl. Patricia war ein absolut unbeschriebenes Blatt, attraktiv wie alle Frauen in der Entourage der Außenministerin. Seit dem Unfall von Lauren kümmerte sie sich beinahe rund um die Uhr um das behinderte Mädchen. Ihr Mann arbeitete für eine private Sicherheitsfirma im Irak.
„Sie hat einen klassischen Ostküsten-Lebenslauf, der sie auf eine Diplomatenlaufbahn vorbereitete“, schloss Robyn ihre Ausführungen.
„Jetzt ist sie aber nur das Kindermädchen für Lauren, die Tochter der Außenministerin. Ist das eine Karriere?“, fragte David skeptisch.
„Nun, Stein. Vielleicht steckt auch strategisches Kalkül dahinter, so macht sie sich bei der Außenministerin unentbehrlich“, erwiderte Robyn emotionslos.
„Vielleicht haben sie recht, Robyn, und ich sehe überall nur potenzielle Verdächtige.“
39. München – sicheres Haus
Tag 7 – 20 Minuten vor dem Anschlag
„Wie Sie ja wissen, liegt Ihre Tochter bereits in einer Spezialklinik in München! Die nächsten Stunden werden entscheiden, ob sie durchkommt oder nicht.“
Marius Müller rückte seine Brille zurecht und setzte sich gegenüber von Laurenz Heisenberg, der regungslos auf seine Fingerspitzen starrte. Müller hatte alles auf eine Karte gesetzt und einen Augenblick abgewartet, in dem die Anwälte von Heisenberg nicht anwesend waren, um ihn unter Druck zu setzen. Das war absolut illegal, doch Müller wusste keinen anderen Ausweg. Endlich schien Heisenberg aus seiner Trance zu erwachen und richtete seine rot unterlaufenen Augen auf Müller.
„Wann kann ich zu Stella?“, fragte er mit rauer Stimme. „Wann kann ich endlich meine Tochter sehen?“
„Bald, sehr bald, Herr Heisenberg. Doch zuvor müssen Sie noch ein wenig kooperativ sein.“ Müller tippte auf eine dünne Mappe, die vor ihm auf dem Tisch lag. „Der Prototyp des Sprengstoffs SS3 befindet sich in der Hand eines gefährlichen Terroristen.“
Müller beugte sich vor und fixierte Heisenberg: „Er plant mit Ihrem Sprengstoff ein Attentat auf die Sicherheitskonferenz. Ich frage Sie daher: Wie kann er mit dem Sprengstoff durch unsere Sicherheitskontrollen? Kommt er damit überhaupt durch oder ist das gar nicht nötig, weil der Sprengstoff so stark ist, dass er im Umkreis von, sagen wir, zehn Kilometern alles zerstört?“
Heisenberg zuckte mit den Schultern und strich sich die Haare zurück. Langsam gewann er seine Fassung wieder:
„Das sind streng geheime Forschungsergebnisse. Ich darf Ihnen nicht so einfach darüber Auskunft geben! Ich kann Ihnen nur soviel sagen, der Sprengstoff ist eine Substanz, die sich überall auftragen lässt. Und die größte Wirkung hat er natürlich direkt an seinem Ziel. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.“
„Heisenberg, wir können das Sicherheitssystem im Konferenzsaal so programmieren, dass es jede Art von Sprengstoff und sonstige gefährliche Substanzen identifizieren kann. Alles, was ich von Ihnen brauche, ist die Formel“, sagte Müller ruhig.
„Ich kann Ihnen doch nicht einfach die Formel geben!“, entrüstete sich Heisenberg. „Die ist topsecret. Mit diesem Produkt SS3 werden wir Weltmarktführer. Uns ist damit ein ähnlicher Geniestreich geglückt wie Alfred Nobel mit dem Dynamit. Niemals erhalten Sie die Formel.“
Müller seufzte und stand auf. Langsam schob er seinen Sessel unter den Tisch, verschränkte dann seine Finger ineinander und knackte mit den Gelenken.
„Sie wollen mich einfach nicht verstehen. Es geht hier um Menschenleben und nicht um banale Betriebsspionage, Herr Heisenberg. Wenn Sie Ihre Tochter lebendig wiedersehen wollen, müssen Sie mir schon etwas mehr erzählen.“
„Was soll das heißen?“
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