Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzer Sonntag

Schwarzer Sonntag

Titel: Schwarzer Sonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
Vom Netzwerk:
mehr. Es hatte ihn mit tiefer Genugtuung erfüllt, wie verächtlich Dahlia daraufhin Fasil angeblitzt hatte. Angeblich war er jetzt unterwegs, um irgendwelche Killer anzuheuern, die man auf dem Flugplatz brauchte - Dahlia hatte offenkundig dafür gesorgt, daß Fasil und er, Lander, während ihrer Abwesenheit nicht zusammen im Haus waren.
Eines fehlte Lander jetzt noch: eine Persenning, die er über die Bombe spannen wollte. Es war kurz vor fünf, der Eisenwarenhändler hatte noch geöffnet. Lander konnte es gerade noch schaffen.
    Zwanzig Minuten später hielt Margaret Feldman, vormals Lander, mit ihrem Dart-Kombi hinter dem Lastwagen auf Landers Zufahrt. Sie blieb einen Augenblick im Wagen sitzen und betrachtete das Haus.
    Seit der Scheidung und ihrer Wiederverheiratung war sie nicht mehr hier gewesen. Sie hatte auch jetzt Bedenken gehabt, zu kommen, doch schließlich waren Kinderwagen und Körbchen ihr Eigentum, und in wenigen Monaten würde sie beides brauchen. Es war nur recht und billig, beides abzuholen. Vorsichtshalber hatte sie angerufen, um sicherzugehen, daß Michael nicht zu Hause war. Sie wollte nicht, daß er wieder anfing zu jammern. Vor seiner Gefangenschaft war er ein starker und stolzer Mann gewesen - und an diesen Mann dachte sie mit einer gewissen Zuneigung zurück. Sie hatte sich Mühe gegeben, zu vergessen, was am Ende aus ihm geworden war. Aber noch immer hörte sie die Schreie des Kätzchens im Schlaf.
    Nachdenklich blickte sie in den Spiegel ihrer Puderdose, strich das blonde Haar zurecht und prüfte die Zähne auf Lippenstiftspuren, ehe sie ausstieg. Sie tat dies ebenso mechanisch, wie sie den Zündschlüssel abzog. Am liebsten hätte sie Roger mitgenommen, doch er hatte es abgelehnt, Landers Haus in dessen Abwesenheit zu betreten. Früher hat er es nicht abgelehnt, dachte sie trocken. Warum bloß hatte Michael sich damals so mit ihm angelegt? Nun, das war jetzt ohnehin lange vorbei.
    Margaret stand auf dem schneebedeckten Weg vor der Garage und stellte fest, daß an der Tür ein neues, stärkeres Schloß angebracht worden war. Dann mußte sie also durchs Haus in die Garage gehen. Ihr alter Haustürschlüssel paßte noch. Eigentlich wollte sie ohne Umwege in die Garage gehen, doch drinnen im Haus erwachte ihre Neugier.
    Sie sah sich um. Auf dem Teppich waren noch immer die Flecken zu sehen, wo die Kinder beim Fernsehen Brause verschüttet hatten. Im übrigen wirkte das Wohnzimmer sauber und aufgeräumt, und die Küche ebenfalls. Margaret hatte erwartet, leere Bierdosen und ungespültes Geschirr vorzufinden, und war etwas pikiert, daß alles so ordentlich aussah.
    Margaret ging nach oben. Ihr ehemaliges gemeinsames Schlafzimmer war unverändert. Landers Schuhe standen ordentlich nebeneinander im Schrank. Nirgends Staub. Sie stand vor dem Bett und mußte lächeln. Roger wäre wütend gewesen, wenn er gewußt hätte, woran sie dachte. Und nicht nur jetzt dachte.
    Das Badezimmer. Zwei Zahnbürsten. Zwischen Margarets Brauen erschien eine kleine Falte. Eine Badekappe, Gesichtscreme, Hautöl, Schaumbad. Schau, schau. Es freute sie nun doch, daß sie in Landers Privatsphäre eingedrungen war. Wie die Frau wohl aussah? Jetzt wollte sie auch ihre Kleider sehen.
    Sie suchte im anderen Schlafzimmer. Dann öffnete sie die Kinderzimmertür. Sie machte große Augen, als sie die Wandbehänge, den Spirituswärmer, die Kerzenhalter und das große Bett erblickte. Sie trat an das Bett und strich über das Kissen. Seide. »Sieh mal an«, sagte sie vor sich hin.
    »Hallo, Margaret«, sagte Lander.

    Sie fuhr erschreckt herum. Lander stand in der Tür, die eine
    Hand auf der Klinke, die andere in der Tasche. Er war bleich. »Ich wollte bloß-«
»Gut siehst du aus.« Das stimmte. Sie sah glänzend aus. In
    Gedanken hatte er sie schon manchmal hier gesehen. Leise flehend wie Dahlia, ihn berührend wie Dahlia. Lander empfand einen stechenden Schmerz. Er wünschte, Dahlia wäre bei ihm gewesen. Er sah Margaret an, versuchte, Dahlia in ihr zu sehen, mußte Dahlia in ihr sehen. Aber er sah Margaret, eine Margaret, die alles um sich her heller erscheinen ließ.
    »Du siehst aber auch recht gut aus, Michael, sogar sehr gut. Das hier - das hier habe ich allerdings nicht erwartet«, sagte sie und machte eine weite Handbewegung.
    »Was hattest du denn erwartet?« Schweiß stand ihm auf der Stirn. Was er in diesem Zimmer bei Dahlia empfunden hatte, hielt der Erinnerung an Margaret nicht stand.
    »Ich wollte die Kindersachen

Weitere Kostenlose Bücher