Schwarzer Sonntag
mindestens je einer unserer Leute sitzen.
Das Geländer von Loge 40 besteht aus Eisenrohr. Die Enden sind mit Kappen verschlossen. Unmittelbar vor Ankunft des Präsidenten müssen die Kappen entfernt und die Rohre geprüft werden.
Loge 40 hat nur einen einzigen Fernsprechanschluß. Einzelheiten gebe ich an die Nachrichtenabteilung. (Durchschrift anliegend.) Zeichnung A-4, Draufsicht auf das Stadion und Sitzplan, zeigt, wo die einzelnen Agenten postiert werden und für welchen Bereich sie zuständig sind.
Sendefrequenz steht fest.
Am 31. Dezember, beim Sugar Bowl-Spiel, werden wir Beobachtungen anstellen und danach unsere Vorschläge für die Abfahrt des Präsidenten präzisieren.«
Jack Renfro war ein zuverlässiger, gewissenhafter Mann, der sein Handwerk verstand. Er hatte sich die Örtlichkeiten des Stadions haargenau eingeprägt, doch bei der Prüfung möglicher Gefahrenquellen hatte er eines vergessen: nach oben, an den Himmel, zu blicken.
18
Z WEI T AGE NACH W EIHNACHTEN hatte Lander die Bombe fertig. In dem glatten, stahlblauen, stromlinienförmigen Gehäuse, auf das mit heller Farbe die Buchstaben NBS aufgemalt waren, spiegelte sich das grelle Licht der Garage. Die Bombe lag bereits in der Transportvorrichtung. Die Halterungen, mit denen sie an der Gondel des Luftschiffs befestigt werden sollte, hingen wie offene Hände am oberen Rand. Die Kabelverbindungen und die Reservezündschnur waren sorgfältig aufgerollt und mit Klebestreifen an der Gehäusewand befestigt. In dem Gehäuse ruhten 597,25 Kilogramm Plastiksprengstoff, zu zwei sorgfältig gerundeten Platten geformt, hinter den mit Pfeilen gespickten Segeltuchlagen. Die Sprengkapseln waren gesondert eingepackt, konnten aber jederzeit angeschlossen werden. Lander setzte sich auf einen Stuhl und starrte auf die große Bombe. Er sah sein verzerrtes Spiegelbild. Er war in Versuchung, sich auf die Bombe zu schwingen, die Sprengkapseln einzusetzen, die Zündkabel wie Zügel in die Hand zu nehmen, sie mit der Batterie zu verbinden und auf diesem mächtigen Feuerball Gottes Angesicht entgegenzureiten. Noch sechzehn Tage.
Das Telefon klingelte bereits eine Weile, als er den Hörer abnahm. Dahlia rief aus New Orleans an.
»Sie ist fertig«, sagte Lander.
»Großartig, Michael. Ich bin stolz auf dich.«
»Hast du die Garage?«
»Ja. In der Nähe der Mole an der Galvez Street, zwanzig Minuten vom Lakefront Airport. Ich bin die Strecke zweimal abgefahren.«
»Und die Garage ist bestimmt hoch genug?«
»Bestimmt. Sie war früher Teil eines Lagerhauses. Ich habe Vorhängeschlösser gekauft und angebracht. Darf ich jetzt nach Hause kommen, Michael?«
»Du hast also keine Bedenken mehr?«
»Keine Bedenken.«
»Auch nicht, was den Flugplatz angeht?«
»Überhaupt keine. Man hat mich ohne weiteres reinfahren lassen. Wenn es soweit ist, schaffe ich es auch mit dem Lastwagen.«
»Komm nach Hause.«
»Dann also bis heute abend.«
Sie hat ihre Sache gut gemacht, dachte Lander, als er den Hörer auflegte. Trotzdem, er hätte die Vorbereitungen in New Orleans lieber selbst getroffen. Dazu war jedoch keine Zeit gewesen. Vor dem Super Bowl-Spiel mußte er noch bei zwei anderen Footballspielen fliegen. Jede Stunde war besetzt.
Er hatte sich lange den Kopf darüber zerbrochen, wie er das Gehäuse mit der Bombe nach New Orleans schaffen konnte, und die Lösung, die er schließlich gefunden hatte, war alles andere als ideal. Er hatte einen Zweieinhalb-Tonner gemietet, der jetzt draußen in der Garagenzufahrt stand, und zwei Berufskraftfahrer angeheuert, die den Lastwagen nach New Orleans bringen sollten. Morgen sollte es losgehen. Er wollte die hintere Ladeklappe versiegeln, und selbst wenn die Fahrer die Bombe sahen, würden sie nicht ahnen, worum es sich handelte. Lander vertraute die Bombe nur höchst ungern Fremden an, aber es ließ sich nicht ändern.
Daß Fasil oder Dahlia den Lkw fuhren, war ausgeschlossen. Lander war überzeugt, daß alle Polizeidienststellen im Nordosten Personenbeschreibungen von ihnen hatten. Fasils gefälschter internationaler Führerschein mußte bei einer Verkehrskontrolle Verdacht erregen, und eine Frau am Steuer eines schweren Lastwagens ebenfalls. Sie würde überall auffallen. Außerdem wollte Lander gern, daß sie bei ihm blieb.
Wenn ich Fasil vertrauen könnte, hätte ich ihn nach New Orleans geschickt und nicht Dahlia, dachte Lander erbittert. Seit der Araber verkündet hatte, er werde bei der Aktion nicht dabei sein, traute Lander ihm nicht
Weitere Kostenlose Bücher