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Schwarzer Sonntag

Schwarzer Sonntag

Titel: Schwarzer Sonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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holen, Michael. Das Körbchen und den Kinderwagen.«
»Nicht zu übersehen, daß du sie bald brauchst. Bist du sicher, daß Roger der Vater ist?«
Trotz dieser Kränkung lächelte sie halb unbewußt. Sie wollte den Augenblick hinter sich bringen, wollte fort von hier. Lander aber deutete ihr Lächeln so, als fände sie Untreue komisch, als meinte sie, sie könnten gemeinsam darüber lachen. Dieser Gedanke traf ihn wie ein glühendes Eisen.
»Ich hole mir die Sachen.« Sie ging zur Tür.
»Warst du schon in der Garage?« Zeig ihr die Bombe, zeig sie ihr, und bring sie um.
»Nein, ich wollte gerade -«
»Die Sachen sind nicht mehr da. Sie sind beim Spediteur eingelagert. In die Garage kommen die Spatzen. Sie machen alles schmutzig. Ich lasse dir das Zeug schicken.« Nein! Nimm sie mit, in die Garage, zeig ihr die Bombe. Und bring sie um.
»Vielen Dank, Michael. Das wäre sehr nett von dir.«
»Was machen die Kinder?« Seine eigene Stimme klang ihm fremd.
»Es geht ihnen gut. Sie haben es Weihnachten sehr schön gehabt.«
»Kommen sie gut mit Roger aus?«
»Ja, er ist sehr lieb zu ihnen. Sie fragen aber oft nach dir und möchten dich sehen. Ziehst du weg? Ich habe den großen Lastwagen draußen gesehen ...«
»Ist Rogers größer als meiner?«
»Was?«
Er konnte sich nicht mehr bremsen. »Du gottverfluchte Nutte.« Er näherte sich ihr. Ich muß damit aufhören.
»Ich gehe jetzt, Michael.« Sie ging, ihm halb zugewandt, zur Tür.
Die Pistole in der Tasche brannte ihm in der Hand. Ich muß damit aufhören. Ich verderbe alles. Dahlia hat gesagt, großartig, Michael, ich bin stolz auf dich. Dahlia hat gesagt, du warst so stark heute, Michael. Dahlia hat gesagt, für dich mache ich es gern. Ich war für dich der erste, Margaret. Nein. Du hattest rote Druckstellen vom Gummiband an der Hüfte. Nicht daran denken. Dahlia kommt bald nach Hause. Nach Hause. Ich darf jetzt nicht - Klick.
»Tut mir leid, daß ich das gesagt habe, Margaret. Ich bedaure es wirklich. Es ist nicht wahr, und ich bitte dich um Entschuldigung.«
Sie hatte immer noch Angst, sie wollte gehen.
Einen Augenblick lang konnte er es noch ertragen. »Ich wollte dir schon die ganze Zeit etwas schicken, dir und Roger. Moment. Moment. Ich bin damals häßlich zu dir gewesen. Es ist wichtig für mich, daß du es mir nicht nachträgst. Ich könnte den Gedanken nicht ertragen, daß du mir böse bist.«
»Ich bin dir nicht böse, Michael. Aber ich muß jetzt gehen. Bist du in Behandlung?«
»Ja, schon. Sonst geht es mir gut. Nur daß du hier plötzlich aufgetaucht bist... Das war ein Schock für mich.« An den nächsten Worten erstickte er beinahe, aber er zwang sich, sie auszusprechen. »Du hast mir sehr gefehlt. Darum bin ich jetzt so durcheinander. Einen Augenblick noch.« Er ging rasch an den Schreibtisch in seinem Zimmer. Als er zurückkam, war sie schon auf der Treppe. »Hier, die sind für euch. Amüsiert euch gut, und sei mir nicht mehr böse.«
»Na schön, Michael. Mach’s gut.« Sie ging die Treppe hinunter.
An der Haustür unten blieb sie stehen und sah zu ihm hinauf. Sie mußte es ihm sagen. Sie wußte selbst nicht recht, warum. Doch er sollte es wissen. »Das mit deinem Freund Jergens tut mir sehr leid.«
»Was ist mit Jergens?«
»Es war doch Jergens, der uns immer mitten in der Nacht angerufen hat, nicht?«
»Ja und? Was ist mit ihm?«
»Er hat Selbstmord begangen. Liest du keine Zeitung? Der erste Kriegsgefangene, der nach seiner Heimkehr Selbstmord begangen hat, steht in der Zeitung. Er hat Tabletten genommen und sich einen Plastikbeutel über den Kopf gezogen«, sagte sie. »Es tut mir so leid. Ich mußte daran denken, wie du ihm am Telefon immer gut zugeredet hast, wenn er nicht schlafen konnte. Mach’s gut, Michael.« Sie war erleichtert und wußte nicht warum.
Als sie vor einer Verkehrsampel halten mußte, machte sie den Umschlag auf, den Michael ihr gegeben hatte. Sie fand darin zwei Eintrittskarten für das Super Bowl-Spiel.
    Kaum war Margaret aus dem Haus, rannte Lander in die Garage. Ihm war, als wanke der Boden unter seinen Füßen. Nur konzentrierte Arbeit konnte ihn jetzt vor den Gedanken bewahren, die wie schwarze Wasser in ihm aufstiegen. Er setzte behutsam den gemieteten Gabelstapler in Bewegung und schob die Gabel unter das Gestell, in dem die Bombe ruhte. Dann stellte er den Motor ab und stieg vom Sitz. Jetzt versuchte er an nichts anderes zu denken als an den Gabelstapler. An all die Gabelstapler, die er in Lagerhäusern und auf

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