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Schwarzer Sonntag

Schwarzer Sonntag

Titel: Schwarzer Sonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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schrecklichen, erbitternden Tag gedacht hatte, an dem er ihm begegnet war.
    Sapp hatte sich gerade auf seiner Saisonfahrt nach Norden befunden, als ihm vor Manasquan, New Jersey, ein großes Stück Treibholz in die Schrauben kam und beide verbog. Sapp war stark und geschickt, aber im Wasser und bei mittlerer See konnte auch er keine defekte und verbogene Schraube auswechseln. Das Boot trieb langsam zum Strand hin und schleppte den Anker vor einem unbarmherzigen auflandigen Wind hinter sich her. Er konnte nicht die Küstenwache rufen, da die Männer denselben Gestank gerochen hätten, der auch ihm entgegenschlug, als er nach unten ging, um den Sturmanker zu holen der Geruch von Alligatorhäuten mit einem Schwarzmarktwert von 5500 Dollar, die er in Florida von einem Wilderer gekauft hatte und die er in New York weiterverkaufen wollte. Als Sapp wieder an Deck ging, sah er ein Boot näher kommen.
    Michael Lander, der mit seiner Familie in einer schmucken kleinen Motoryacht einen Ausflug machte, warf Sapp eine Leine zu und schleppte ihn in eine geschützte Bucht. Sapp, der keinesfalls mit einem havarierten Boot voller heißer Ware in einem Yachthafen festsitzen wollte, bat Lander, ihm zu helfen. Mit Schnorchel und Flossen arbeiteten sie unter dem Boot und schafften es mit vereinten Kräften, eine Schraube von der Welle zu ziehen und die Ersatzschraube aufzusetzen. Sapp konnte mit halber Kraft nach Hause tuckern.
    »Entschuldigen Sie den Gestank«, sagte Sapp verlegen, als sie auf dem Heck saßen und sich ausruhten. Da Lander bei der Arbeit unter Deck gewesen war, mußte er die Häute gesehen haben.
    »Geht mich nichts an«, sagte Lander.
    Mit diesem Vorfall begann eine lose Bekanntschaft, die mit Landers zweiter Dienstzeit in Vietnam endete. Mit Margaret Lander hatte Sapp jedoch noch einige Monate länger verkehrt. Wenn Sapp - was nicht oft geschah - an die Landers zurückdachte, hatte er nur die Frau deutlich vor Augen, nicht aber den Piloten.

17
    A M 1. D EZEMBER ließ der Präsident seine Mitarbeiter wissen, daß er nun endgültig entschlossen sei, zum Super Bowl-Spiel nach New Orleans zu fahren, einerlei, ob die Washington Redskins spielten oder nicht.
    »Verdammte Scheiße«, zischte Earl Biggs, Leiter der für das Weiße Haus zuständigen Secret Service-Abteilung, leise vor sich hin. Überrascht war er nicht. Der Präsident hatte schon vorher gesagt, daß er sich das Spiel wahrscheinlich ansehen werde. Aber Biggs hatte immer noch gehofft, der Besuch würde abgeblasen werden.
    Ich hätte es besser wissen sollen, dachte Biggs. Der Flirt des Präsidenten mit der Nation war vorüber, und die Ergebnisse der Meinungsumfragen klangen nicht mehr so gut. Es konnte nichts schaden, wenn die ganze Welt sah, wie ihm tief im Süden die Menge zujubelte.
    Biggs ließ sich mit der zuständigen Sicherheitsgruppe des Secret Service verbinden. »New Orleans. Am 12. Januar«, sagte er. »Macht euch an die Arbeit.«
    Die Sicherheitsgruppe führt drei verschiedene Karteien. Die größte enthält Angaben über alle Drohungen gegen den Präsidenten, die in den letzten 40 Jahren telefonisch oder brieflich erhoben worden oder auf andere Weise bekannt geworden sind. Personen, die mehrmals solche Drohungen geäußert haben oder als potentiell gefährlich gelten, sind in einer zweiten Kartei erfaßt, der sogenannten »lebenden Kartei«.
    Diese »lebende Kartei« wird alle sechs Monate auf den neuesten Stand gebracht. Adressenänderungen, Wechsel des Arbeitsplatzes und Auslandsreisen werden eingetragen. In dieser Kartei sind insgesamt 840 Namen festgehalten.
    Von diesem Personenkreis werden 325, nämlich die gefährlichsten, in einer weiteren Kartei geführt. Diese dritte Kartei ist nach Ortsnamen angelegt und wird die »Reiserouten-Kartei« genannt. Bei jeder Reise des Präsidenten innerhalb der Vereinigten Staaten werden die darin geführten Personen, soweit sie im Bereich der Reiseroute leben, überprüft.
    Da es bis zum Spiel noch 43 Tage waren, hatten die Mitarbeiter der Sicherheitsgruppe und die Secret Service-Leute in New Orleans genügend Zeit für ihre Vorbereitungen.
    Michael Lander tauchte in der »Reiserouten-Kartei« des Secret Service nicht auf.
    Am 3. Dezember flogen drei Agenten der Secret Service-Abteilung des Weißen Hauses nach New Orleans, um die nötigen Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Seit 1963 ist es üblich, daß solche Maßnahmen von einer Drei-Mann-Gruppe und in einem Zeitraum von 40 Tagen durchgeführt werden.
    Am

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