Schwarzer Sonntag
7. Dezember schickte Jack Renfro, der Leiter der DreiMann-Gruppe, einen ersten Bericht an Earl Biggs.
Das Tulane-Stadion gefiel Renfro nicht. Freilich überlief ihn jedesmal eine Gänsehaut, wenn der Präsident sich in der Öffentlichkeit zeigte. Das Tulane-Stadion, Platz der Green Wave, der Sugar Bowl Classic und der New Orleans Saints, ist das größte aus Stahl erbaute Stadion der Welt.
Es ist teils rostiggrau, teils hellbraun, und das Gewirr von Trägern und Streben unter den Zuschauertribünen absuchen zu müssen ist ein wahrer Alptraum. Renfro und seine beiden Kollegen verbrachten zwei Tage damit, das Stadion gründlich zu besichtigen. Wenn Renfro auf das Spielfeld hinaustrat, empfand er jeden einzelnen der 80985 Sitze als eine persönliche Bedrohung. Die verglasten Logenplätze hoch oben auf der Westseite des Stadions am Ende der Pressebänke schieden aus. Renfro wußte, daß der Präsident sich nie bereit finden würde, diese Loge zu benutzen, selbst wenn das Wetter noch so schlecht war. Denn dort konnte ihn niemand sehen. Er würde unten in der offenen Prominentenloge der Westtribüne an der Fünfzig-YardLinie sitzen wollen. Renfro saß stundenlang auf diesem Platz. Und einen ganzen Tag lang saß ein Beamter der städtischen Polizei dort, während Renfro und seine beiden Mitarbeiter von zahllosen Tribünen aus die Sichtlinien prüften. Danach inspizierte er persönlich die Eliteabteilung der Polizei von New Orleans, die bei besonderen Ereignissen eingesetzt wurde und am Tag des Spiels zum Stadion abkommandiert werden sollte.
Er fuhr sämtliche Straßen vom International Airport zum Stadion ab: die US 61, den State Highway 3046, Die US 90 und die Route, die zunächst die Interstate 10 und dann über die US 90, die im Stadtbereich Claiborne Avenue heißt, zum Stadion führt. Alle Strecken kamen ihm endlos vor, zumal wenn er an das Verkehrschaos im Umkreis des Stadions dachte.
In der ersten Lagebeurteilung, die er Earl Biggs übermittelte, hieß es unter anderem:
»Ich empfehle nachdrücklich, daß der Präsident vom International Airport in New Orleans mit dem Hubschrauber zum Stadion geflogen wird, unter Beachtung folgender Einzelheiten:
1. Am International Airport wartet eine Autokolonne, die aber nur von Begleitern des Präsidenten benutzt werden soll.
2. Der Landeplatz vor dem Stadion wird erst markiert, wenn der Hubschrauber des Präsidenten gestartet ist. Zu diesem Zeitpunkt wird auf dem Platz vor dem Nordwesteingang des Stadions eine transportable Landemarkierung ausgelegt. (Siehe beiliegende Zeichnung A-1.) Hier befinden sich keinerlei Oberleitungen. Zu beiden Seiten des vorgeschlagenen Landeplatzes stehen je drei hohe Lichtmasten, die in den amtlichen Plänen nicht verzeichnet sind. Man muß den Piloten des Hubschraubers also ausdrücklich auf ihr Vorhandensein hinweisen.
3. Vom Landeplatz bis zum Eingang 19 beträgt die Entfernung 100 Schritte. (Siehe beiliegendes Foto A-2.) Die unansehnlichen Müllcontainer an der Mauer des Stadions werden auf meine Anweisung hin entfernt. Ich schlage vor, daß Agenten das Gebüsch in der Umgebung des Landeplatzes eine Minute vor der Landung noch einmal durchkämmen.
Der Landeplatz ist von den oberen Wohnungen von fünf Häusern im Audubon Boulevard aus einzusehen. Es sind die Häuser Nummer 49, 55, 65, 71 und 73. Nach vorläufiger Überprüfung sind alle Bewohner unverdächtig. Trotzdem wird Überwachung von Dächern und Fenstern während des Landemanövers empfohlen.
Sollten bei Eintreffen des Präsidenten noch Zuschauer vor den Kassenschaltern am Eingang 19 stehen, könnten Eingang 18 oder der Lieferanteneingang 18 A benutzt werden. Beide sind jedoch weniger empfehlenswert, da man hier ein längeres Stück unter den Tribünen hindurchgehen muß.
Bei Benutzung des Eingangs 19 führt der Weg des Präsidenten eine Strecke von 75 Schritten unter der Tribüne hindurch, ehe er den Rand des Spielfelds erreicht.
Der Präsident wird die Loge 40 benutzen, eine Doppelloge an der Fünfzig-Yard-Linie. (Siehe beiliegenden Plan A-3.) Beachten Sie, daß die Loge sowohl von vorn wie von hinten zugänglich ist. Beachten Sie ferner, daß der hintere Teil der Loge durch eine Stufe um etwa 20 cm erhöht ist. Der Präsident würde also von hinten gut gedeckt sein, wenn wir einige von unseren längsten Leuten hinter ihn placieren. Unsere Leute sitzen in den Logen 14 und 13 rechts und links vor der Loge des Präsidenten. In den weiter hinter gelegenen Logen 71,70 69 und 68 sollte
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