Schwarzer Sonntag
interessierte sich besonders für die Kontrolle an den Zugängen und speziell für den Einlaß von Besuchern nach Spielbeginn.
Die meisten Massenveranstaltungen waren ihm ein Ärgernis, und diese hier mit ihrer Blechmusik und den Fähnchen und Rasseln schwenkenden Zuschauern war ihm besonders widerwärtig. Marschierende Musikkapellen hatten für ihn von jeher etwas Lächerliches. Was ihn etwas versöhnte, war, daß nach der ersten Halbzeit die »Blauen Engel« der Navy mit ihren Düsenjägern in sauberer Sternformation über das Stadion brausten: im Glanz der untergehenden Sonne führten sie eine langsame Rolle aus, hoch über dem brummenden Luftschiff, das über dem Stadion schwebte. Kabakov wußte, daß andere Düsenjäger in Bereitschaft standen: auf nahe gelegenen Rollbahnen standen Abfangjäger der Air Force für den unwahrscheinlichen Fall, daß ein unbekanntes Flugobjekt den Luftraum über New Orleans anfliegen sollte, während das Spiel im Gange war.
Als die letzten Zuschauer das Stadion verließen, warfen die Tribünen bereits lange Schatten auf das Spielfeld. Kabakov war von dem stundenlangen Lärm noch ganz benommen. Es fiel ihm schwer, das Englisch der Leute zu verstehen, die sich in seiner Nähe unterhielten, und er war sehr gereizt. Corley traf ihn auf dem Platz vor dem Stadion in der Nähe der Lichtmasten.
»Also kein Knall«, bemerkte Corley.
Kabakov warf ihm einen raschen Blick zu - grinste Corley etwa? Nein, er sah nur müde aus.
Kabakov sah die verdrossenen Gesichter jener Männer vor sich, die jetzt in den anderen Städten die Stadien nach Sprengladungen absuchten, um die Spiele am Neujahrstag zu sichern. Dort wie hier würden sie schön auf ihn fluchen. Er hatte nie behauptet, daß der Anschlag bei einem Spiel der Universitätsmannschaften stattfinden würde. Aber das war nun auch einerlei. Er und Corley gingen durchs Stadion zurück zum Parkplatz. Rachel erwartete ihn sicher schon im Hotel Royal Orleans.
»Major Kabakov.«
Er sah sich um. Dann merkte er, daß die Stimme aus dem Sprechfunkgerät in seiner Tasche kam. »Hier Kabakov. Bitte sprechen.«
»Ein Gespräch für Sie in der Befehlsstelle.«
»Ich komme.«
Die Befehlsstelle des FBI war im Pressebüro der Stadionverwaltung unter den Tribünen eingerichtet worden. Ein Agent in Hemdsärmeln hielt Kabakov den Hörer hin.
Es war Weisman von der israelischen Botschaft. Corley versuchte aus Kabakovs kurzen Antworten Schlüsse zu ziehen.
»Lassen Sie uns rausgehen«, sagte Kabakov und gab den Hörer zurück. Es gefiel ihm nicht, wie die FBI-Agenten in dem Büro betont seinen Blicken auswichen. Offensichtlich hatten sie von ihm an diesem Tag genug.
Kabakov blieb an der Seitenlinie stehen und sah zu den Fahnen hinauf, die oben am Tribünenrand im Winde wehten. »Man schickt einen Hubschrauberpiloten her. Zu welchem Zweck, das ist uns noch nicht klar. Wir wissen nur, daß er kommt. Und zwar aus Libyen. Und sie haben es damit besonders eilig.«
Schweigen. Corley schluckte trocken.
»Was wissen Sie über den Kerl?«
»Wir wissen, wie seine Pässe aussehen, wir haben ein Foto von ihm, wir wissen sozusagen alles. Unsere Botschaft übergibt die Akte soeben Ihrem Büro in Washington. In einer halben Stunde ist das Zeug hier. Sie bekommen wahrscheinlich gleich einen Anruf aus Washington.«
»Wo ist der Kerl jetzt?«
»Offenbar noch drüben, wir wissen nicht genau wo. Aber morgen werden seine Papiere in Nikosia abgeholt.«
»Sie werden doch nicht -«
»Auf keinen Fall. Drüben mischen wir uns nicht ein. Die Druckerei in Nikosia steht unter Beobachtung, und ebenso der Flughafen. Das ist alles.«
»Ein Angriff aus der Luft! Hier oder sonst irgendwo. Darauf also läuft es hinaus.«
»Vielleicht«, sagte Kabakov. »Vielleicht aber auch ein Ablenkungsmanöver von Fasil. Das hängt davon ab, wieweit er weiß, was wir wissen. Falls er das Stadion hier beobachtet oder ein anderes, dann weiß er, daß wir eine Menge wissen.«
In der Dienststelle des FBI in New Orleans nahmen sich Kabakov und Corley den Bericht über den Piloten aus Libyen vor.
Corley tippte nervös auf das gelbe Telex. »Er reist auf den portugiesischen Paß ein und will mit dem italienischen Paß, der schon den amerikanischen Einreisestempel trägt, wieder ausreisen. Zeigt er an irgendeiner Paßkontrollstelle den portugiesischen Paß vor, wissen wir es zehn Minuten später. Falls er sich an dem Anschlag beteiligen soll, haben wir die Kerle. Er wird uns zur Bombe führen und zu Fasil und zu
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