Schwarzer Sonntag
Fernsehzuschauer erleben, wie der Hubschrauber des Präsidenten aufsetzte. Der Präsident stieg aus, ging schnellen Schrittes ins Stadion und war nicht mehr zu sehen.
Im Übertragungswagen bellte der Regisseur: »Kamera zwei«, und alle Welt konnte beobachten, wie der Präsident die Seitenlinie entlang zu seiner Loge ging.
Auch Lander sah ihn jetzt, als er hinunterschaute: ein gedrungener blonder Mann, von einem Rudel Männer umgeben, der mit erhobenen Armen die Menge grüßte, die ihrerseits aufsprang und ihm zuwinkte, als er vorüberging.
Kabakov hörte das Gebrüll, das den Präsidenten empfing. Er kannte ihn nicht und hätte ihn gern gesehen. Aber sein Platz war hier, nahe dem Befehlsstand, wo er sofort erreichbar war, wenn etwas passierte.
»Lassen Sie mich übernehmen, Simmons«, sagte Lander, »dann können Sie sich den Anstoß ansehen.« Sie tauschten die Plätze. Lander war schon ziemlich erschöpft, und das Höhenruderrad unter seiner Hand kam ihm besonders schwer vor.
Auf dem Spielfeld wurde fürs Fernsehen die Auslosung der Seiten wiederholt. Dann nahmen die Mannschaften Aufstellung für den Anstoß.
Lander blickte verstohlen zu Simmons hinüber, der den Kopf zum Seitenfenster hinaushielt. Lander stellte den Gemischhebel für die Backbordmaschine auf mager. Der Motor mußte nun rasch heiß laufen.
Nach einigen Minuten zuckte der Zeiger des Wärmemessers bereits weit im roten Feld. Lander stellte den Gemischhebel wieder auf normal. Er sagte: »Meine Herren, wir haben hier eine kleine Panne.« Simmons kam sofort herüber. Er klopfte an den Wärmemesser.
»Wie kommt denn das?« fragte er. Dann kletterte er auf die andere Seite der Gondel und blickte prüfend über die Schultern der Kameramänner hinweg auf den Backbordmotor. »Öl verlieren wir jedenfalls nicht.«
»Was ist?« fragte der Kameramann.
»Der Backbordmotor ist heißgelaufen. Lassen Sie mich mal vorbei.« Er griff in den hinteren Stauraum und zog einen Feuerlöscher heraus.
»He, es brennt doch nicht etwa? « Der Kameramann und sein Assistent nahmen die Sache sehr ernst, ganz wie Lander vermutet hatte.
»Unsinn«, sagte Simmons. »Den Feuerlöscher muß ich nur für alle Fälle rausholen. Das steht so in unseren Vorschriften.«
Lander drosselte den Motor. Er nahm Kurs Nordost, fort vom Stadion, Richtung Flughafen. »Vickers soll sich das mal ansehen«, sagte er.
»Haben Sie ihn schon angerufen?«
»Ja, eben, als Sie achtern waren.« Lander hatte in sein Mikrofon gemurmelt, hatte aber den Sendeknopf nicht gedrückt.
Er folgte der US 10. Rechts unter ihm lag das SuperdomeStadion und zur linken das Ausstellungsgelände mit der ovalen Trabrennbahn. Es war gar nicht einfach, mit nur einem Motor gegen den Wind anzufliegen. Um so schneller komme ich nachher wieder zum Stadion, dachte Lander. Jetzt war er über dem Golfplatz von Pontchartrain und sah den Flugplatz vor sich. Und da war der Lastwagen. Er näherte sich der Einfahrt. Dahlia hatte es geschafft.
Aus dem Fahrerhaus des Lastwagens sah Dahlia das Luftschiff näher kommen. Sie war zeitig dran. An der Einfahrt stand ein Polizist, der sie weiterwinkte, als sie ihm durch das geöffnete Seitenfenster den blauen Sonderausweis hinhielt. Langsam rollte sie die Straße am Flugfeld entlang.
Jetzt entdeckte auch das Bodenpersonal das Luftschiff. Am Bus und am Werkstattwagen wurde es lebendig. Lander hatte es absichtlich so eingerichtet, daß sie sich beeilen mußten. Erst in etwa hundert Meter Entfernung drückte er auf den Sendeknopf und sagte über Sprechfunk: »Ich komme runter, macht Platz.«
»Nora Eins Zero, was ist los? Warum haben Sie Ihre Rückkehr nicht angekündigt, Mike?« Das war Vickers.
»Das habe ich«, behauptete Lander. Mochte Vickers sich ruhig wundern. Das Bodenpersonal eilte an die Plätze. »Ich gehe mit seitlichem Wind an den Mast und brauche Bremsklötze am Rad. Achten Sie darauf, daß der Wind uns nicht abtreibt, Vikkers. Ich habe ein bißchen Ärger mit dem Backbordmotor. Nichts Besonderes, aber der Motor soll in Lee bleiben. Und bitte keine Aufregung! Verstanden?«
Vickers hatte verstanden. Lander wollte nicht, daß die Rettungswagen mit heulenden Sirenen angerast kamen.
Dahlia Iyad wartete darauf, daß sie die Landebahn überqueren durfte. Der Tower gab ihr noch rotes Licht. Sie sah zu, wie das Luftschiff aufsetzte, hüpfte, wieder aufsetzte, wie das Bodenpersonal die Bugseile packte. Schon hatten die Männer das Luftschiff unter Kontrolle.
Jetzt gab der Tower grünes Licht. Sie
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