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Schwarzer Sonntag

Schwarzer Sonntag

Titel: Schwarzer Sonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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Südosteingang. Die Sperre würden nur Ambulanzen passieren dürfen, die vom Stadion weg fuhren. Auf den Dächern der Häuser an der Audubon Avenue, von denen aus man den Landeplatz des Präsidenten-Hubschraubers überblicken konnte, waren bereits Agenten des Secret Service postiert.
Alles war in höchster Bereitschaft.
    Um 9 Uhr bestellte Dahlia beim Zimmerkellner drei Frühstücksgedecke. Dann nahm sie aus ihrer Handtasche eine lange Papierschere und eine Rolle Klebeband. Sie entfernte die Schraube, die die beiden Teile der Schere zusammenhielt, und führte statt dessen durch das Loch der einen Scherenhälfte einen dünnen, etwa zehn Zentimeter langen Stift, den sie mit dem Klebeband befestigte. Danach umwickelte sie auch noch den ganzen Griff mit Klebeband und schob die Scherenhälfte in ihren Ärmel.
    Das Frühstück wurde um 9 Uhr 20 gebracht.
»Fang schon an, solange noch alles warm ist, Michael«, sagte Dahlia. »Ich bin gleich zurück.« Sie nahm eines der Tabletts und fuhr im Fahrstuhl zwei Stockwerke hinunter.
Farley antwortete auf ihr Klopfen mit verschlafener Stimme.
»Mr. Farley?«
»Ja?«
»Ihr Frühstück, bitte.«
»Ich habe kein Frühstück bestellt.«
»Der Geschäftsführer hat sich erlaubt, die Besatzung dazu einzuladen. Falls Sie aber nicht frühstücken wollen, nehme ich es wieder mit.«
»Nein, nein, ich nehme es. Moment.«
Farley, mit wirren Haaren und nur mit seiner Hose bekleidet, ließ sie eintreten. Wäre gerade jemand den Gang entlanggekommen, hätte er vielleicht einen Schrei gehört, der jäh abbrach. Eine Minute später schlüpfte Dahlia zur Tür hinaus. Sie hängte das Schild ›Bitte nicht stören‹ an die Klinke und fuhr nach oben.
Hier war noch eine weitere Angelegenheit zu erledigen. Dahlia wartete damit, bis sie und Lander mit dem Frühstück fertig waren. Sie lagen nebeneinander auf dem Bett, und sie hielt Landers verstümmelte Hand.
»Du weißt, Michael, daß ich gern mit dir fliegen möchte. Hältst du das nicht auch für besser?«
»Laß nur, ich schaffe es auch so.«
»Ich möchte dir aber helfen. Ich möchte bei dir sein. Ich will es sehen.«
»Viel gibt’s dabei nicht zu sehen. Und die Explosion kannst du überall hören.«
»Ich komme vom Flugplatz ja doch nicht mehr weg, Michael. Das zusätzliche Gewicht macht doch bestimmt nichts aus. Draußen sind 21 Grad, und das Luftschiff steht den ganzen Vormittag in der Sonne. Natürlich, wenn du es nicht hochkriegst -«
»Ich kriege es schon hoch. Bei soviel Sonne!«
»Bitte, Michael! Wollen wir uns denn im letzten Augenblick trennen?«
Er drehte sich herum und sah ihr in die Augen. »Du müßtest dann ganz rasch den Ballast aus der Gondel abwerfen. Die Säkke liegen ganz hinten. Unter dem hinteren Sitz. Sobald wir in der Luft sind, können wir das Schiff trimmen. Also gut - komm mit.«
Sie drückte ihn an sich, und sie lagen schweigend beieinander.
    Um 11 Uhr 30 stand Lander auf, und Dahlia half ihm beim Ankleiden. Seine Wangen waren eingefallen, aber die Bräunungscreme, mit der sie sein Gesicht eingerieben hatte, verbarg die Blässe. Um 11 Uhr 50 nahm sie eine mit Novocain gefüllte Spritze aus ihrem Verbandskasten. Sie rollte seinen Ärmel zurück und betäubte eine Stelle an seinem Unterarm. Dann nahm sie eine weitere, kleinere Spritze heraus. Es war eine flexible Einmalspritze aus Plastik mit fester Nadel, die 30 Milligramm Ritalinlösung enthielt.
    »Wenn du dir das hier spritzt, kann es sein, daß du plötzlich redselig wirst, Michael. Es putscht sehr auf. Daran mußt du denken. Benutz es nur im Notfall, nur wenn du merkst, daß du es anders nicht mehr schaffst.«
    »Schon gut. Mach sie fest.«
    Dahlia führte die Nadel in die betäubte Stelle ein, befestigte die kleine Spritze mit Klebeband am Unterarm und rechts und links davon je einen kurzen Bleistift, damit die Spritze nicht versehentlich Druck ausgesetzt wurde. »Du kannst durch den Jackenärmel fühlen, wo die Spritze ist, und brauchst einfach nur mit dem Daumen drauf zudrücken.«
    »Ich weiß, ich weiß.«
    Sie küßte ihn auf die Stirn. »Falls ich mit dem Lastwagen nicht zum Flughafen komme, falls ich vorher festgenommen werde -«
»Dann lasse ich einfach den Blimp aufs Stadion fallen. Dabei gehen dann auch ein paar Leute drauf. Aber denk nicht an so etwas. Bisher hatten wir doch immer Glück, nicht wahr?«
»Bisher hast du dich immer bemerkenswert klug verhalten.«
»Also, bis um Viertel nach zwei, am Flughafen.«
Sie begleitete ihn zum Fahrstuhl, kehrte

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