Schwarzer Sonntag
Corley.
»Ja.«
»Angenommen, sie wäre hier stationiert, warum sollte sie nach Beirut fliegen?«
»Sie brauchte irgend etwas, was sie hier nicht kriegen konnte. Sie brauchte irgend etwas, wozu nur Nadscheer ihr verhelfen konnte, und um es zu bekommen, mußte sie ihm persönlich irgend etwas bestätigen.« Kabakov wußte, daß diese Erklärung vage klang, und er war nicht sehr glücklich darüber. Außerdem ärgerte er sich über sich selbst, weil er dreimal hintereinander »irgend etwas« gesagt hatte.
Fowler öffnete den Mund, aber Corley kam ihm zuvor. »Waffen«, sagte er, »dürften es wohl kaum sein.«
»Waffen hierherzubringen, hieße Eulen nach Athen zu tragen«, sagte Fowler düster.
»Es muß sich entweder um Material handeln oder um den Zugang zu einer anderen Zelle oder zu einem Agenten an einflußreicher Stelle«, fuhr Corley fort. »Ich bezweifle, daß sie Zugang zu einem Agenten brauchte. Soweit ich beurteilen kann, sind die hiesigen Agenten vom Nachrichtendienst der Vereinigten Arabischen Republik ein ziemlich trauriger Haufen.«
»Ja«, sagte der Botschafter. »Der Hausmeister der Botschaft verkauft ihnen den Inhalt unserer Papierkörbe. Und ebenso kauft er von ihrem Hausmeister den Inhalt ihrer Papierkörbe. Wir füllen die unseren mit Prospekten und fingierten Briefen. Ihre Papierkörbe enthalten in der Hauptsache Mahnschreiben von Gläubigern und Reklame für ungewöhnliche Gummiprodukte.«
Die Sitzung dauerte noch eine weitere halbe Stunde. Dann standen die beiden Amerikaner auf.
»Ich werde versuchen, die Sache morgen vormittag bei der Konferenz in Langley auf die Tagesordnung zu bringen«, sagte Corley.
»Wenn Sie wünschen, könnte ich -«
Fowler unterbrach Kabakov. »Ihr Bericht und das Tonband genügen.«
Es war kurz nach drei Uhr früh, als die Amerikaner die Botschaft verließen.
»O je, die Araber kommen«, sagte Fowler zu Corley, während sie zu ihren Wagen gingen.
»Was halten Sie von der Geschichte?«
»Vor allem beneide ich Sie nicht darum, daß Sie morgen Bennetts Zeit mit diesem Kram in Anspruch nehmen müssen«, sagte Fowler. »Wenn es hier irgendwelche Irren gibt - die CIA wird sich da jedenfalls raushalten, mein Lieber. Bloß keine Spielereien mehr hier im Land.« Die CIA litt noch unter dem Watergate-Skandal. »Wenn unsere Nahostabteilung irgend etwas zu Tage fördert, lassen wir es Sie wissen.«
»Warum waren Sie so verärgert?«
»Ich hab es satt«, sagte Fowler. »Wir haben mit den Israelis zu tun gehabt, in Rom, in London, in Paris und einmal sogar in Tokio. Man ist einem bestimmten Araber auf der Spur, weiht sie ein, und was geschieht? Bemühen sie sich auch nur, mit uns zusammenzuarbeiten? Nein. Überwachen sie ihn? Ja. Gerade lange genug, um rauszufinden, wer seine Freunde sind. Dann gibt es einen großen Knall, die Araber werden alle erledigt, und man selbst steht da und läßt den Schwanz hängen.«
»Die Israelis hatten es nicht nötig, Kabakov extra herzuschikken«, sagte Corley.
»O doch, und ob! Wie Sie gesehen haben, war Weisman, der Militärattaché, nicht dabei. Wir wissen beide, daß er für den Nachrichtendienst arbeitet. Aber er verhandelt zur Zeit über den Verkauf der Phantom-Jäger. Die Israelis wollen die beiden Dinge unter keinen Umständen offiziell miteinander in Verbindung bringen.«
»Sind Sie morgen in Langley?«
»Natürlich. Lassen Sie sich von Kabakov bloß nicht in irgendwelche Schwierigkeiten reinreiten.«
An jedem Donnerstag vormittag versammeln sich Angehörige der amerikanischen Nachrichtendienste in einem fensterlosen, mit Blei abgeschirmten Raum im Hauptquartier der Central Intelligence Agency in Langley, Virginia. Vertreten sind die CIA, das FBI, die National Security Agency, der Secret Service, das National Reconnaissance Office und die Abwehrberater der Vereinigten Stabschefs. In besonderen Fällen werden Spezialisten zugezogen. Die Tagesordnung wird genau festgelegt. Es gibt viele Themen zu besprechen, und die Redezeit ist streng begrenzt.
Corley sprach zehn Minuten lang, Fowler fünf, und dem Vertreter des der Einwanderungsbehörde angeschlossenen Dezernats für subversive Tätigkeit wurde noch weniger Zeit eingeräumt.
Kabakov wartete bereits in Corleys Büro in der Zentrale des FBI, als Corley von der Sitzung zurückkehrte.
»Ich soll Ihnen danken, daß Sie gekommen sind«, sagte Corley. »Das State Department wird dem Botschafter danken. Und unser Botschafter in Tel Aviv wird Yigal Allon danken.«
»Keine Ursache. Und was werden
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