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Schwarzer Sonntag

Schwarzer Sonntag

Titel: Schwarzer Sonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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explodierte, brasilianische Cruzeiros zu bezahlen. Der dritte in Frage kommende Kunde war die Regierung der Vereinigten Staaten.
Er würde natürlich eine Belohnung bekommen, aber Larmoso wußte, daß ein Geschäft mit den Amerikanern auch andere Vorteile mit sich brachte. Zum Beispiel würden vermutlich gewisse Vorurteile, die man bei der Zollbehörde der Vereinigten Staaten gegen ihn hatte, auf diese Weise in Vergessenheit geraten.
Larmoso hatte die Kisten geöffnet, weil er von Benjamin Muzi, dem Importeur, ein hohes Schweigegeld erpressen wollte, und um sich auszurechnen, wieviel er fordern konnte, mußte er den Wert der Schmuggelware kennen. Larmoso hatte sich bisher noch nie für Muzis Importe interessiert, aber ihm war zu Ohren gekommen, daß Muzi angeblich aus dem Nahostgeschäft aussteigen wollte, und falls er das wirklich tat, würde Larmosos illegales Einkommen erheblich sinken. Dies konnte sehr gut die letzte Ladung für Muzi sein, und Larmoso hatte deshalb bei diesem Geschäft so viel wie möglich für sich herausschlagen wollen.
Er hatte gedacht, es handle sich um eine Riesenladung Haschisch, denn Muzi hatte schon oft Haschisch von Mittelsmännern der El-Fatah gekauft. Statt dessen hatte er plastique vorgefunden, und dann war plötzlich Hassan dagewesen und hatte wie ein Narr nach seiner Pistole gegriffen. Plastique war eine ernste Sache, etwas völlig anderes als ein normales Drogengeschäft, bei dem Freunde sich gegenseitig etwas unter Druck setzen konnten.
Larmoso hoffte, Muzi würde das Problem mit den Guerillas lösen können und trotzdem noch einen hohen Gewinn aus dem Sprengstoffimport ziehen. Aber Muzi würde wütend sein, daß er sich an den Kisten zu schaffen gemacht hatte.
Falls Muzi nicht mitmachen wollte, falls er sich weigerte, Larmoso Schweigegeld zu zahlen und den Guerillas Schadenersatz zu leisten, wollte Larmoso das plastique behalten und irgendwo verkaufen. Besser, ein wohlhabender Flüchtling als ein armer zu sein.
Aber zunächst mußte er eine Bestandsaufnahme machen, um zu wissen, was er zu verkaufen hatte. Außerdem mußte er gewissen Abfall im Laderaum loswerden.
Larmoso wußte, daß er Hassan tödlich getroffen hatte. Und er hatte ihm reichlich Zeit zum Sterben gelassen. Er beschloß, Hassan im Hafen von Ponta Delgada, wenn nur eine Ankerwache an Bord war, in einen Sack zu stopfen, den Sack mit Ballast zu beschweren und ihn, sobald die Leticia die Azoren hinter sich gelassen hatte, ins Meer zu werfen.
    Muhammad Fasil erkundigte sich den ganzen T ag lang fast stündlich beim Telegrafenamt in Beirut, ob ein Telegramm für ihn eingetroffen sei. Anfangs hoffte er, Hassans Kabel von den Azoren habe sich lediglich verspätet. Bisher waren die Telegramme immer am Vormittag eingetroffen. Er hatte bereits drei erhalten
- aus Bengasi, Tunis und aus Lissabon -, seit der alte Frachter auf dem Weg nach New York war. Der Text lautete jedesmal anders, aber sie alle bedeuteten das gleiche - der Sprengstoff war nicht angerührt worden. Das nächste Telegramm sollte lauten: »Mutters Zustand heute wesentlich besser.« Und es sollte mit »Jose« unterschrieben sein. Als das Kabel um sechs Uhr abends immer noch nicht eingetroffen war, fuhr Fasil zum Flughafen. Er hatte die Ausweispapiere eines algerischen Fotografen bei sich und eine ausgeweidete Spiegelreflexkamera, die einen Magnum-Revolver enthielt. Fasil hatte vorsorglich schon zwei Wochen vorher gebucht. Er wußte, daß er am nächsten Tag um 4 Uhr nachmittags in Ponta Delgada sein konnte.
    Kapitän Larmoso löste seinen ersten Offizier am Ruder ab, als die Leticia am frühen Morgen des 2. November die Bergspitzen von Santa Maria sichtete. Er fuhr am Südwestrand der kleinen Insel entlang und steuerte dann nordwärts auf São Miguel und den Hafen von Ponta Delgada zu.
    Die portugiesische Stadt sah hübsch aus in der Wintersonne
- weiße Häuser mit roten Ziegeldächern und dazwischen immergrüne Bäume, die sich fast so hoch wie der Glockenturm erhoben. Hinter der Stadt sah man sanft ansteigende Berghänge, die teils mit Feldern bedeckt waren.
    Die Leticia wirkte schäbiger denn je, als sie dort am Kai lag. Die von Rost zerfressene Höchstlademarke hob sich langsam aus dem Wasser, während die Mannschaft eine Lieferung aufgearbeiteter landwirtschaftlicher Geräte ablud, und senkte sich dann wieder langsam, als Kisten voller Flaschen mit Mineralwasser an Bord gebracht wurden.
    Larmoso machte sich keine Sorgen. Die Männer hatten beim Löschen

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