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Schwarzer Sonntag

Schwarzer Sonntag

Titel: Schwarzer Sonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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Sie tun?«
»Verdammt wenig«, sagte Corley. Er zündete sich eine Pfeife an. »Fowler hat einen Stapel Bänder mitgebracht, mitgeschnittene Sendungen von Radio Kairo und Radio Beirut. Lauter Drohungen, sagt er, die nie wahrgemacht worden seien. Die CIA will Ihr Band vervielfältigen und gegen sie verwenden.«
»Der Text auf dem Band ist keine Drohung. Er sollte eindeutig hinterher gesendet werden.«
»Die CIA wird bei ihren Quellen im Libanon Erkundigungen einziehen.«
»Die CIA kauft im Libanon den gleichen Scheißkram, den wir kaufen, und weitgehend sogar von denselben Leuten«, sagte Kabakov. »Informationen, die zwei Stunden später in den Zeitungen stehen.«
»Manchmal schon eher«, sagte Corley. »Aber wie dem auch sei, Sie können sich inzwischen Bilder ansehen. Wir haben Akten über etwa einhundert erwiesene Sympathisanten der El-Fatah, Leute, von denen wir annehmen, daß sie hier der Bewegung des 5. Juli angehören. Im übrigen haben die Leute von der Einwanderungsbehörde, auch wenn sie es nicht an die große Glocke hängen, eine Kartei über hier ansässige verdächtige Araber. Sie werden deswegen nach New York fahren müssen.«
»Können Sie auf Grund Ihrer Befugnisse die Zollbehörde alarmieren?«
»Das habe ich bereits getan. Es ist unsere beste Chance. Für eine größere Operation müßten sie die Bombe wahrscheinlich von draußen ins Land schaffen - falls es eine Bombe ist«, sagte Corley. »Wir hatten in den letzten zwei Jahren drei kleinere Sprengstoffanschläge, die mit der Bewegung des 5. Juli zusammenhingen, alle auf israelische Büros in New York. Von daher -«
»Einmal haben sie Plastik benutzt, die beiden anderen Male Dynamit«, sagte Kabakov.
»Genau. Ich sehe, Sie sind bestens informiert. Anscheinend kommt man an Plastik hier nicht so gut ran, sonst würden sie kein Dynamit durch die Gegend schleppen, und sie würden sich auch nicht in die Luft sprengen bei dem Versuch, Nitroglyzerin zu extrahieren.«
»Die Bewegung des 5. Juli besteht zu einem großen Teil aus Amateuren«, sagte Kabakov. »Nadscheer hätte sie nie mit dieser Sache betraut. Das Material wird bestimmt ohne die Hilfe dieser Leute beschafft. Wenn es nicht bereits hier ist, wird man es von draußen ins Land bringen.« Kabakov stand auf und trat ans Fenster. »Ihre Regierung läßt mich also Einblick in ein paar Akten nehmen und sagt dem Zoll, man solle auf Burschen mit Bomben achtgeben - und das ist alles?«
»Es tut mir leid, Kabakov, aber ich weiß nicht, was wir auf Grund der Informationen, die wir haben, sonst noch tun können.«
»Die Vereinigten Staaten könnten ihre neuen Verbündeten in Ägypten ersuchen, den libyschen Staatschef Gaddafi unter Druck zu setzen. Er finanziert den ›Schwarzen September‹. Der Kerl hat ihnen fünf Millionen Dollar aus der libyschen Staatskasse gezahlt, als Belohnung für die Morde in München. Er wäre vielleicht in der Lage, die Sache abzublasen, wenn Ägypten ihm hart genug zusetzte.«
Oberst Mahmoud Gaddafi, Chef des Revolutionären Kommandorats von Libyen, war bestrebt, sich eine solide Machtbasis zu schaffen und warb darum auch wieder um die Gunst Ägyptens. Es war denkbar, daß er auf Druck von Seiten der Ägypter reagierte.
»Das State Department will sich aus der Sache raushalten«, sagte Corley.
»Die Leute von den Nachrichtendiensten der Vereinigten Staaten glauben also nicht, daß der ›Schwarze September‹ hier zuschlagen wird, nicht wahr, Corley?«
»Nein«, sagte Sam Corley mit matter Stimme. »Sie sind überzeugt, daß die Araber das nicht wagen würden.«

4
    I N DIESEM A UGENBLICK überquerte der Frachter Leticia auf dem Weg nach New York den 21. Längengrad und nahm Kurs auf die Azoren. Im tiefsten Laderaum im Vorschiff befanden sich in einer verschlossenen Abteilung mehrere graue Lattenkisten, die 1200 Pfund plastique enthielten.
    Neben den Kisten, in der tiefen Dunkelheit des Laderaums, lag halb bewußtlos Ali Hassan. Eine große Ratte kroch langsam über seinen Leib. Hassan lag bereits seit drei Tagen hier - seit Kapitän Kemal Larmoso ihm eine Kugel in den Bauch geschossen hatte.
    Die Ratte war hungrig, aber nicht heißhungrig. Zuerst hatte Hassans Stöhnen sie erschreckt, doch jetzt hörte sie nur noch ein leichtes, pfeifendes Atemgeräusch. Sie stand in dem Schorf auf dem aufgeblähten Leib und schnüffelte an der Wunde. Dann kroch sie vorsichtig weiter, auf die Brust und das Gesicht zu.
    Hassan fühlte durch sein Hemd die Pfoten der Ratte. Er mußte warten. In

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