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Schwarzer Sonntag

Schwarzer Sonntag

Titel: Schwarzer Sonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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und Laden nur in dem Laderaum im Achterschiff zu tun. Die kleine, verschlossene Abteilung im vorderen Laderaum blieb unangetastet.
    Die Hauptarbeit war am Nachmittag des zweiten Tages bewerkstelligt. Larmoso gab der Besatzung Landurlaub, und der Zahlmeister zahlte den Männern nur so viel Geld aus, wie sie brauchten, um einen Abend in den Hafenkneipen und Bordellen der Stadt zu verbringen.
    Die Männer zogen munter und ausgelassen los und gingen mit schnellen Schritten den Kai entlang. Der vorderste Matrose hatte noch einen Klecks Rasierschaum unter dem Ohr. Keiner von ihnen bemerkte den hageren Mann, der unter den Arkaden vor einem stattlichen Gebäude mit dem Schild Banco Nacional Ultramarine stand und sie zählte, als sie an ihm vorbeigingen.
    Auf dem Schiff war es jetzt still. Kapitän Larmoso hörte nur seine eigenen Schritte, als er in die kleine Werkstatt neben dem Maschinenraum hinunterging. Die von einem Drahtkorb geschützte Glühbirne gab nur spärliches Licht. Larmoso wühlte in einem Haufen aussortierter Maschinenteile und wählte eine Pleuelstange, komplett mit beiden Kolbenbolzen, die kaputtgegangen war, als der Motor der Leticia sich im Frühjahr vor Tobruk festgefressen hatte. Die Stange sah wie ein großer, eiserner Knochen aus. Er wog sie in den Händen. Bestimmt war sie schwer genug, um Hassans Leiche bis auf den Grund des Atlantiks hinabzuziehen. Er trug die Stange nach achtern und verstaute sie zusammen mit einem Stück Leine in einem Kasten am Heck.
    Als nächstes holte er aus der Kombüse einen der großen Rupfensäcke, die der Koch für Abfälle benutzte, und machte sich damit auf den Weg durch die leere Offiziersmesse zum vorderen Niedergang. Er legte sich den Sack wie einen Umhang um die Schulter und pfiff leise vor sich hin. Seine Schritte hallten laut durch den Gang. Plötzlich hörte er hinter sich ein leises Geräusch. Er blieb stehen und horchte. Wahrscheinlich war es nur der alte Mann, der auf Ankerwache oben an Deck umherging. Larmoso trat durch die Luke der Offiziersmesse in den Niedergang und stieg die Metallstufen hinunter bis zur Höhe des vorderen Laderaums. Aber er betrat den Laderaum nicht, sondern schlug nur die Tür einmal laut zu und lehnte sich dann an das Schott am Fuß des Niedergangs und blickte durch den dunklen Eisenschacht zu der Luke am oberen Ende der Stufen hinauf. Die Smith & Wesson Airweigh (5 Schuß) sah in seiner großen Faust wie eine Kinderpistole aus Lakritze aus.
    Während er hinaufblickte, ging der Lukendeckel der Offiziersmesse auf, und langsam wie eine nach Beute suchende Schlange erschien der kleine, scharf umrissene Kopf von Muhammad Fasil.
    Larmoso schoß, der Knall hallte dröhnend von den Eisenwänden wider, und die Kugel prallte kreischend vom Handlauf ab. Larmoso sprang in den Laderaum und schlug die Tür hinter sich zu. Er schwitzte, und der ranzige Geruch seines Schweißes vermischte sich mit den Gerüchen von Rost und kaltem Schmierfett, während er lauernd in der Dunkelheit stand.
    Langsam und gleichmäßig kamen die Schritte den Niedergang herunter. Larmoso wußte, daß Fasil die eine Hand am Geländer hatte und mit der anderen seine Waffe auf die geschlossene Tür des Laderaums gerichtet hielt. Er kroch hinter eine Kiste, etwa dreieinhalb Meter von der Luke entfernt, durch die Fasil hereinkommen mußte. Die Zeit arbeitet für mich, sagte er sich. Irgendwann würde die Besatzung wieder an Bord kommen. Er überlegte, wie er sich bei Fasil herausreden, was er ihm anbieten, wie er mit ihm handelseinig werden konnte. Aber es fiel ihm nichts ein, was Erfolg versprach. Nichts. Er hatte noch vier Schuß im Magazin. Er würde Fasil töten, wenn er durch die Luke kam. Der Entschluß war gefaßt.
    Im Niedergang war es eine Weile lang still. Dann dröhnte Fasils Magnum, die Kugel durchschlug die Tür, und Metallsplitter fetzten durch den Laderaum. Larmoso schoß zurück auf die geschlossene Tür, aber die Kugel seiner leichten Smith & Wesson hinterließ nur eine kleine Delle in dem Metall. Er schoß noch einmal und noch einmal, als die Tür aufflog und die dunkle Gestalt hereintaumelte.
    Als er den letzten Schuß abfeuerte, sah Larmoso beim Aufblitzen des Mündungsfeuers, daß er auf ein Sofakissen aus der Offiziersmesse geschossen hatte. Stolpernd und fluchend lief er durch den dunklen Laderaum auf die vordere Abteilung zu.
    Er würde sich Hassans Pistole holen. Und er würde Fasil damit töten.
Dafür, daß er so groß und dick war, lief Larmoso sehr

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