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Schwarzer Sonntag

Schwarzer Sonntag

Titel: Schwarzer Sonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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flink, und er kannte sich in dem Laderaum sehr gut aus. In weniger als dreißig Sekunden war er an der Tür der vorderen Abteilung und steckte hastig den Schlüssel ins Schloß. Der Gestank, der ihm entgegenschlug, als er die Tür öffnete und in den Raum hineinstürzte, verursachte ihm Brechreiz. Er wollte kein Licht machen und kroch deshalb in dem stockdunklen Raum, nach Hassan tastend und leise vor sich hin murmelnd, über den Boden. Er stieß auf die Kisten und kroch um sie herum. Dann berührte seine Hand einen Schuh. Er tastete an dem Hosenbein entlang und über Hassans Leib. Die Pistole steckte nicht im Hosenbund. Er suchte zu beiden Seiten des Körpers. Er fand den Arm, merkte, daß er sich bewegte, aber er fand die Pistole nicht, bis sie sich in sein Gesicht entlud.
Der Knall dröhnte Fasil in den Ohren, und es vergingen mehrere Minuten, ehe er das heisere Flüstern aus der vorderen Abteilung hörte.
»Fasil. Fasil.«
Als er mit seiner kleinen Taschenlampe in den dunklen Raum leuchtete, sah er winzige Füße eilig aus dem Lichtstrahl davontrippeln. Er ließ das Licht über die rote Maske von Larmoso gleiten, der tot auf dem Rücken lag. Dann ging er hinein.
Kniend nahm er das von der Ratte verwüstete Gesicht Ali Hassans zwischen seine Hände. Die Lippen bewegten sich.
»Fasil.«
»Du hast deine Sache gut gemacht, Hassan. Ich hole einen Arzt.« Fasil wußte, daß es hoffnungslos war, daß es für Hassan, dessen Leib von Peritonitis geschwollen war, keine Hilfe mehr gab. Trotzdem, er konnte eine halbe Stunde, ehe die Leticia wieder in See ging, einen Arzt entführen und mitnehmen, damit er Hassan Linderung verschaffte. Und er konnte den Arzt töten, ehe das Schiff New York erreichte. Das war das Mindeste, was er Hassan schuldig war. Es war ein Gebot der Menschlichkeit.
»Hassan, ich bin in fünf Minuten wieder da. Ich hole nur den Verbandskasten. Ich lasse dir die Taschenlampe hier.«
Ein schwaches Flüstern. »Ist meine Pflicht getan?«
»Sie ist getan. Halte durch, mein Junge. Ich gebe dir etwas Morphium, und dann hole ich einen Arzt.«
Fasil tastete sich durch den dunklen Laderaum zur Tür, als plötzlich Hassans Pistole hinter ihm losging. Er blieb stehen und legte den Kopf an die kalte Eisenwand. »Das werdet ihr büßen«, flüsterte er. Er sprach zu einem Volk, das er nie gesehen hatte.
Der alte Mann, der die Ankerwache übernommen hatte, lag noch immer bewußtlos da, mit einer dicken Beule am Hinterkopf, wo Fasils Faustschlag ihn getroffen hatte. Fasil schleppte ihn in die Kajüte des Ersten Offiziers und legte ihn auf die Koje. Dann setzte er sich hin, um nachzudenken.
Ursprünglich war geplant gewesen, daß Benjamin Muzi, der Importeur, die Kisten im Hafen von Brooklyn abholen sollte. Aber es gab keine Möglichkeit, in Erfahrung zu bringen, ob Larmoso mit Muzi Verbindung aufgenommen und sich seiner Hilfe bei seinem verräterischen Tun versichert hatte. Muzi mußte ohnehin beseitigt werden. Er wußte viel zuviel. Die Zollbeamten würden sich wundern, daß Larmoso nicht an Bord war. Sie würden Fragen stellen. Es war unwahrscheinlich, daß die anderen Männer auf dem Schiff wußten, was die Kisten enthielten. Larmosos Schlüssel hatten noch an dem Schloß der Tür zur vorderen Abteilung gebaumelt, als er von Hassan getötet worden war. Jetzt befanden sie sich in Fasils Tasche. Das plastique durfte nicht im Hafen von New York ankommen, soviel stand fest.
Der Erste Offizier, Mustafa Fawzi, war ein vernünftiger Mann und nicht sehr mutig. Als er gegen Mitternacht wieder an Bord kam, hatte Fasil eine kurze Unterhaltung mit ihm. In der rechten Hand hielt Fasil einen großen schwarzen Revolver und in der linken Geldscheine - 2000 Dollar. Er erkundigte sich höflich nach dem Befinden von Fawzis Mutter und Schwester, die beide in Beirut lebten. Dann deutete er an, daß ihr weiteres Wohlergehen weitgehend von Fawzis Bereitschaft zur Zusammenarbeit abhing. Die Sache war schnell geregelt.
    An der Ostküste der Vereinigten Staaten war es sieben Uhr abends, als in Michael Landers Haus das Telefon klingelte. Er arbeitete in seiner Garage und nahm den Hörer des Nebenanschlusses ab. Dahlia rührte in einer Büchse Farbe an.
    Aus den starken Nebengeräuschen in der Leitung schloß Lander, daß der Anrufer sehr weit entfernt war. Er hatte eine angenehme Stimme und, ähnlich wie Dahlia, einen britischen Tonfall. Er fragte nach der »Dame des Hauses«.
    Dahlia stürzte an den Apparat, und nun begann eine ziemlich lange

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