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Schwarzer Sonntag

Schwarzer Sonntag

Titel: Schwarzer Sonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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und langweilige Unterhaltung auf englisch über Verwandte und Immobilien. Dann wurde die Plauderei etwa zwanzig Sekunden lang durch einen arabischen Redeschwall unterbrochen.
    Dahlia wandte sich vom Telefon ab und legte die Hand über die Muschel.
    »Michael, wir müssen das plastique auf See in Empfang nehmen. Kannst du ein Boot beschaffen?«
Lander dachte angestrengt nach. »Ja. Aber sieh zu, daß er sich den Treffpunkt genau einprägt. Vierzig Seemeilen östlich vom Barnegat-Leuchtturm. Eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang. Wir werden beim letzten Tageslicht visuellen Kontakt aufnehmen und nähern uns dann nach Einbruch der Dunkelheit. Wenn die Windstärke mehr als fünf ist, wird das Treffen um genau 24 Stunden verschoben. Sag ihm, er soll das Zeug in Pakete abpakken, die man allein gut tragen kann.«
Dahlia sprach schnell ins Telefon, dann legte sie den Hörer auf.
»Am Dienstag, dem zwölften«, sagte sie. Sie sah ihn forschend an. »Michael, du hast dir das alles sehr schnell überlegt.«
»Nein, habe ich nicht«, erwiderte Lander.
Dahlia hatte sehr schnell gelernt, daß es besser war, Lander niemals zu belügen. Es wäre ebenso dumm gewesen wie einen Computer mit halben Wahrheiten zu füttern und zutreffende Antworten zu erwarten. Außerdem merkte er stets ganz genau, wenn sie auch nur in Versuchung geriet, zu lügen. Jetzt war sie froh, daß sie ihm von Anfang an alle Einzelheiten über die Art und Weise, wie das plastique ins Land geschafft werden sollte, anvertraut hatte.
Er hörte gelassen zu, als sie ihm berichtete, was auf dem Schiff geschehen war.
»Glaubst du, daß Muzi diesen Larmoso dazu angestiftet hat?« fragteer.
»Fasil weiß es nicht. Er hat keine Gelegenheit mehr gehabt, Larmoso danach zu fragen. Aber wir müssen davon ausgehen, daß Muzi ihn möglicherweise dazu angestiftet hat. Wir können es uns nicht leisten, diese Möglichkeit nicht in Betracht zu ziehen, nicht wahr, Michael? Falls Muzi versucht hat, auf diese Weise die Ladung an sich zu bringen, falls er vorhatte, unsere Vorauszahlung zu behalten und das plastique anderweitig zu verkaufen, dann hat er uns wahrscheinlich bei den hiesigen Behörden angezeigt. Er müßte es sogar tun, um sich selbst zu schützen. Aber selbst wenn er uns nicht verraten hat, müßte er beseitigt werden. Er weiß zu viel, und er hat dich gesehen. Er könnte dich identifizieren.«
»Hast du schon von Anfang an die Absicht gehabt, ihn zu töten?«
»Ja. Er ist keiner von unseren Leuten, und er macht gefährliche Geschäfte. Wenn die Behörden ihn wegen irgendeiner anderen Sache unter Druck setzen, wer weiß, was er ihnen dann sagen würde?« Dahlia merkte, daß sie zu bestimmt sprach. »Ich könnte den Gedanken nicht ertragen, daß er ständig eine Bedrohung für dich darstellt, Michael«, fügte sie mit sanfterer Stimme hinzu. »Du hast ihm doch auch nicht vertraut, nicht wahr, Michael? Du hattest schon im voraus für alle Fälle eine Übernahme des Materials auf See geplant, nicht wahr? Und in allen Einzelheiten! Wirklich erstaunlich.«
»Ja, erstaunlich«, sagte Lander. »Eine Bedingung. Muzi passiert nichts, ehe wir nicht das plastique haben. Falls er zu den Behörden gegangen ist, um sich auf diese Weise Straffreiheit in irgendeiner anderen Sache zu erkaufen, oder was auch immer, wird man uns die Falle im Hafen stellen. Solange die Polizei glaubt, daß wir zum Hafen kommen werden, um das Zeug abzuholen, ist die Wahrscheinlichkeit geringer, daß man ein Einsatzkommando zu dem Schiff hinausfliegt. Wenn Muzi getötet wird, ehe das Schiff einläuft, wissen sie, daß wir nicht zum Hafen kommen werden. Dann werden sie uns an Bord erwarten, wenn wir zum Schiff hinausfahren.« Plötzlich war Lander wütend und weiß um den Mund herum. »Muzi war also das Beste, was euer superkluger Kameltreiber sich einfallen lassen konnte.«
Dahlia zuckte nicht mit der Wimper. Sie wies Lander nicht darauf hin, daß er von sich aus mit Muzi Kontakt aufgenommen hatte. Sie wußte, daß er seinen Zorn unterdrücken und dem bereits angestauten allgemeinen Zorn hinzufügen würde, sobald das Problem aufs neue seine unwiderstehliche Anziehungskraft auf ihn ausübte.
Er schloß eine Sekunde lang die Augen. »Du mußt morgen Besorgungen machen«, sagte er. »Gib mir einen Bleistift.«

5
    S EIT H AFEZ N ADSCHEER und Abu Ali tot waren, wußten nur Dahlia und Muhammad Fasil, was Lander plante, aber Benjamin Muzi hatte ihn mehrmals gesehen, denn Muzi war Landers erster Kontaktmann zum

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