Schwarzer Sonntag
er funktioniert, will ich ihn ertragen.«
Dahlia nickte. »Falls du ihn nicht ertragen kannst, wirst du schnell herausfinden, wie gut er funktioniert«, sagte sie, aber da sie wieder nach hinten kletterte, verloren sich ihre Worte im Wind.
Inzwischen war es dunkel. Die einzige Beleuchtung kam vom Kompaß auf der Brücke, nur für Lander sichtbar. Hinter sich sah er deutlich den Strahl des Suchscheinwerfers, der die Dunkelheit durchbohrte. Er schätzte, daß das Patrouillenboot etwa einen halben Knoten schneller war als er. Der Abstand betrug noch etwa viereinhalb Meilen. Fasil kam zu ihm herauf. »Sie haben den Zoll über Funk auf die Leticia aufmerksam gemacht. Sie sagen, uns werden sie selbst übernehmen.«
»Sagen Sie Dahlia, es ist gleich soweit.«
Sie fuhren jetzt auf die Schiffahrtsstraße zu. Lander wußte, daß die Männer auf dem Patrouillenboot ihn nicht sehen konnten, und trotzdem folgten sie jeder kleinen Kursänderung, die er vornahm. Er meinte fast die Finger des Radars in seinem Nacken zu spüren. Zu dumm, daß keine anderen Schiffe in der Nähe waren ... Doch! An Backbord sah er die weißen Mastlichter eines Schiffs, und nach einigen Minuten schaltete er seine eigenen Positionslaternen wieder ein. Ein Frachter, der mit ziemlicher Geschwindigkeit nach Norden fuhr. Lander änderte seinen Kurs ein wenig, um so dicht wie möglich unter dem Bug des Schiffs vorbeizufahren. Im Geiste sah er den Radarschirm des Patrouillenboots, auf dem der große Leuchtfleck des Frachters und der kleinere des Bootes sich einander näherten, zwei Punkte, die bei jeder Drehung des Abtaststrahls aufleuchteten.
»Mach dich bereit«, rief er Dahlia zu.
»Gehen wir«, sagte sie zu Fasil. Er stellte keine Fragen. Gemeinsam zerrten sie die kleine Plattform mit den Schwimmkörpern von den festgezurrten Sprengstoffsäcken. Jeder Schwimmkörper bestand aus einer Achtzehn-Liter-Blechtrommel, mit einem Splintloch oben und einem gewöhnlichen Wasserhahn auf der Unterseite. Dahlia holte den Mast aus der Kajüte und den Radarreflektor von der Brücke. Sie klemmten den Reflektor an den oberen Teil des Mastes fest und setzten den Mast in eine dafür vorgesehene Vertiefung der Plattform. Mit Fasils Hilfe befestigte sie eine zwei Meter lange Leine an der Unterseite der Plattform und band das andere Ende an ein schweres Bleigewicht. Als sie von ihrer Arbeit aufblickten, sahen sie die Lichter des Frachters fast unmittelbar über ihren Köpfen, und sein Bug ragte wie ein Kliff neben ihnen empor. Eine Sekunde später waren sie an ihm vorbei.
Lander, der nach Norden abbog, sah übers Heck zurück, um den Frachter zwischen sich und dem Patrouillenboot zu halten. Jetzt waren die Leuchtflecken auf dem Radarschirm verschmolzen, und die größere Höhe des Frachters schirmte Landers Boot von den Radarimpulsen ab.
Er schätzte die Entfernung zum Küstenwachfahrzeug ab. »Jeden Wasserhahn um eine halbe Drehung öffnen.« Dann stellte er die Motoren ab. »Über Bord.«
Dahlia und Fasil ließen die schwimmende Plattform über die Seite fallen. Der Mast schwankte wild hin und her, bis das Gewicht unter der Plattform das Floß stabilisierte und der Radarreflektor hoch über dem Wasser aufragte.
Die Plattform schaukelte abermals, als Lander Vollgas gab und mit dem verdunkelten Boot genau nach Süden fuhr.
»Der Mann am Radarschirm weiß jetzt nicht, ob der Leuchtfleck von dem Reflektor unser Boot oder ein anderes Fahrzeug ist oder ob wir auf der anderen Seite neben dem Frachter herfahren, nicht wahr?« sagte Fasil. »Wie lange hält sich das Floß über Wasser?«
»Etwa fünfzehn Minuten«, sagte Dahlia. »Bis das Patrouillenboot da ist, ist das Floß gesunken.«
»Dann werden sie dem Schiff nach Norden folgen, um zu sehen, ob wir längsseits sind?«
»Vielleicht.«
»Wieviel können sie jetzt von uns sehen?«
»Bei einem Holzboot und bei dieser Entfernung - nicht viel, wenn überhaupt etwas. Auch die Farbe des Anstrichs enthält kein Blei. Das Kielwasser des Frachters wird Interferenzen hervorrufen. Und falls der Kapitän des Patrouillenboots stoppt, um auf Geräusche zu horchen, hört er nur die Maschine des Frachters. Aber noch wissen wir nicht, ob sie auf den Köder angebissen haben.«
Lander beobachtete von der Brücke aus die Lichter des Patrouillenboots. Er sah die zwei hohen weißen Mastlichter und die rote Positionslampe an Backbord. Falls das Boot auf ihn zudrehte, würde er das grüne Steuerbordlicht herumkommen sehen.
Dahlia stand jetzt neben ihm,
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