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Schwarzer Sonntag

Schwarzer Sonntag

Titel: Schwarzer Sonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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ist Fasil«, sagte Dahlia und ließ das Glas sinken.
Als Lander auf hundert Meter herangekommen war, sprach Fasil mit den beiden Männern neben ihm. Sie schwenkten die Rettungsboot-Davits über die Bordwand hinaus und blieben dann, die Hände demonstrativ auf die Reling gelegt, regungslos stehen.
Lander ließ die Motoren leerlaufen und kletterte nach hinten, um auf der Steuerbordseite einen Fender aufzuhängen. Dann stieg er, die abgesägte Schrotflinte in der Hand, auf die Brücke.
Fasil schien die Besatzung des Frachters unter Kontrolle zu haben. Lander sah einen Revolver in seinem Gürtel stecken. Abgesehen vom Ersten Offizier und einem Besatzungsmitglied hatte er die Mannschaft offenbar unter Deck geschickt. Die Roststreifen an der Bordwand des Frachters glühten rötlich in der untergehenden Sonne. Lander brachte das Boot auf die Leeseite des großen Schiffs, und Dahlia warf dem Matrosen eine Leine zu. Er wollte sie an einem Poller festmachen, aber Dahlia schüttelte den Kopf und machte ihm Zeichen. Schließlich verstand er, was sie wollte. Er legte die Leine auf Slip und warf ihr das Ende wieder zu.
Lander hatte das Ruder so gelegt, daß die Motoren das Bootsheck dicht an der Schiffswand hielten.
Fasil hatte den Plastiksprengstoff in Säcke von je 25 Pfund umgepackt. 48 dieser Säcke lagen neben ihm an Deck aufgestapelt. Das Boot hob und senkte sich in dem schwachen Wellengang auf der Leeseite des Schiffs, und der Fender rieb sich knarrend am Rumpf. Eine Jakobsleiter wurde an der Bordwand der Leticia heruntergelassen.
Fasil rief Lander zu: »Der Erste Offizier kommt runter. Er ist nicht bewaffnet. Er kann die Säcke stauen helfen.«
Lander nickte, und der Mann kletterte hinunter. Er war sichtlich bemüht, nicht zu Dahlia und Lander hinüberzusehen, die in ihren Masken sehr unheimlich wirkten. Fasil und der Matrose ließen mit Hilfe der Davits, die sie wie einen Kran benutzten, ein Netz hinunter, das die ersten sechs Säcke und die in Segeltuch gehüllten automatischen Waffen enthielt. Bei dem Schaukeln des Bootes war es schwierig, genau den richtigen Augenblick abzupassen, in dem man die Last vom Haken nehmen mußte, und einmal fielen Lander und der Offizier der Länge nach hin.
Als zwölf Säcke im Cockpit lagen, wurde das Löschmanöver unterbrochen. Die drei auf dem Boot schafften die Säcke nach vorn und verstauten sie in der Vorderkajüte. Lander konnte nur schwer der Versuchung widerstehen, einen der Säcke aufzureißen und sich das Zeug anzusehen. Es kribbelte ihm in den Händen. Dann kamen die nächsten zwölf Säcke und die nächsten. Trotz der Kälte waren Dahlia und die beiden Männer in Schweiß gebadet.
Der Ruf des Ausgucks auf der Brücke wurde beinahe vom Wind davongetragen. Fasil wirbelte herum und legte die Hände hinter die Ohren. Der Mann winkte mit den Armen und deutete in die Ferne. Fasil beugte sich über die Reling und rief hinunter: »Von da drüben kommt irgend etwas - von Osten. Ich sehe mal nach.«
In weniger als fünfzehn Sekunden war er auf der Brücke und riß dem erschreckten Ausguck das Glas aus der Hand. Gleich darauf war er wieder auf dem Deck, kämpfte mit dem Lastennetz und rief hinunter: »Weiß, mit einem Streifen am Bug.«
»Küstenwache«, sagte Lander. »Wie groß ist die Distanz - wie weit weg?«
»Etwa vier Seemeilen. Aber es kommt rasch näher.«
»Laßt das Netz runter, verdammt noch mal.«
Fasil versetzte dem Matrosen neben ihm eine Ohrfeige und legte die Hände des Mannes auf das Hebezeug. Das Lastennetz, mit den letzten zwölf Säcken gefüllt, schwang über die Bordwand und kam schnell herunter. Die Seile quietschten in den Blöcken. Mit einem dumpfen Poltern fiel das Netz ins Cockpit und wurde rasch festgezurrt.
Auf dem Deck des Frachters wandte sich Muhammad Fasil dem schwitzenden Matrosen zu. »Stell dich an die Reling und zeig die Hände.« Der Mann blickte starr auf den Horizont und schien die Luft anzuhalten, als Fasil an der Bordwand hinunterkletterte.
Der Erste Offizier, der im Cockpit stand, konnte die Augen nicht von Fasil losreißen. Fasil gab ihm ein Bündel Banknoten, zog einen Revolver und hielt ihn dem Mann an die Oberlippe. »Sie haben Ihre Sache gut gemacht. Wer schweigt, lebt länger. Haben Sie mich verstanden?«
Der Mann wollte nicken, aber die Pistole unter seiner Nase hinderte ihn daran.
»Gehen Sie in Frieden.«
Der Mann kletterte mit affenartiger Geschwindigkeit die Jakobsleiter hinauf. Dahlia warf die Leine los.
Während all das geschah,

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