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Schwarzer Sonntag

Schwarzer Sonntag

Titel: Schwarzer Sonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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die Zollbeamten verließen das Schiff, um sich mit den zuständigen Leuten im Justizministerium und im State Department zu beraten.
    Fawzi trank eine Flasche vom Bier des verblichenen Kapitäns und sank - zum erstenmal seit vielen Tagen - in tiefen Schlaf.
    Ihm war, als riefe ihn eine Stimme aus weiter Ferne. Ein zweites Mal rief die tiefe Stimme seinen Namen, und irgend etwas traf schmerzend seine Augen. Fawzi wachte auf und hob die Hände, um seine Augen vor dem blendenden Lichtstrahl der Taschenlampe zu schützen.
    »Guten Abend, Mustafa Fawzi«, sagte Kabakov. »Legen Sie die Hände bitte auf die Bettdecke.«
Sergeant Moschevsky, der wie ein riesiger Schatten lauernd hinter Kabakov stand, machte Licht. Fawzi richtete sich in seiner Koje auf und schickte ein Stoßgebet zu Allah.
»Keine Bewegung«, sagte Moschevsky und hielt Fawzi ein Messer unters Ohr.
Kabakov zog sich einen Stuhl heran, setzte sich neben die Koje und zündete sich eine Zigarette an. »Ich möchte gern ein friedliches Gespräch mit Ihnen führen. Wird es friedlich sein?«
Fawzi nickte, und Kabakov gab Moschevsky ein Zeichen, er solle sich entfernen. »Und jetzt, Mustafa Fawzi, will ich Ihnen erklären, wie Sie mir helfen werden, ohne selbst etwas zu riskieren. Ich werde Sie ohne Zögern töten, wenn Sie mir nicht helfen, aber ich habe keinen Grund, Sie zu töten, wenn Sie mir helfen. Verstehen Sie? Es ist sehr wichtig, daß Sie das begreifen.«
Moschevsky machte eine ungeduldige Bewegung und sagte seinen Text auf: »Lassen Sie mich ihm erst einmal das Ohr ...«
»Nein, nein«, sagte Kabakov und hob die Hand. »Wissen Sie, Fawzi, wenn ein Mann nicht so intelligent ist wie Sie, muß ich ihm manchmal erst zeigen, daß ihn schreckliche Qualen erwarten und daß er verstümmelt wird, wenn er mein Mißfallen erregt. Und daß reicher Lohn ihn erwartet, wenn er sich als nützlich erweist. Sie wissen genausogut wie ich, worin dieser Lohn meistens besteht.« Mit der Spitze des kleinen Fingers schnippte Kabakov die Asche von seiner Zigarette. »Normalerweise würde mein Freund hier Ihnen beide Arme brechen, ehe wir überhaupt miteinander reden. Aber sehen Sie, Fawzi, Sie haben doch gar nichts zu verlieren, wenn Sie mir erzählen, was sich hier an Bord abgespielt hat. Ich weiß, daß Sie die Leute vom Zoll belogen haben. Ich verspreche Ihnen aber, daß ich Sie nicht verraten werde, wenn Sie mir die Wahrheit sagen.« Er warf seinen israelischen Ausweis aufs Bett. »Werden Sie mir helfen?«
Fawzi sah auf die Ausweiskarte und schluckte schwer. Er sagte nichts.
Kabakov stand seufzend auf. »Sergeant, ich gehe mal ein bißchen frische Luft schnappen. Mustafa Fawzi braucht anscheinend eine kleine Stärkung. Sagen Sie mir Bescheid, wenn er seine Hoden verzehrt hat.« Er wandte sich zur Kabinentür.
»Ich habe Verwandte in Beirut«, sagte Fawzi. Er hatte Mühe, seine Stimme zu beherrschen. Kabakov betrachtete den schmächtigen, halb nackt in der Koje sitzenden Mann, und er sah, wie unter der mageren Brust das Herz aufgeregt pochte.
»Natürlich haben Sie Verwandte in Beirut«, sagte Kabakov. »Und bestimmt hat man Ihnen gedroht, daß man sich an ihnen rächen wird. Erzählen Sie dem Zoll, was Sie wollen. Aber machen Sie mir nichts vor, Fawzi. Sie werden nirgendwo vor mir sicher sein. Nicht hier, nicht zu Hause, in keinem Hafen der Welt. Ich nehme Rücksicht auf Ihre Angehörigen. Ich verstehe diese Dinge, und von mir erfährt niemand etwas.«
»Der Libanese hat Larmoso auf den Azoren umgebracht«, begann Fawzi.
Moschevsky folterte nicht gern. Und er wußte, daß Kabakov die Folter auch haßte. Jetzt mußte Moschevsky sich Mühe geben, nicht zu lächeln. Er durchsuchte die Kabine, und jedesmal, wenn Fawzi stockte, hielt er im Suchen inne, sah den Araber drohend an und machte dann ein enttäuschtes Gesicht, als bedauerte er, ihn nicht mit dem Messer bearbeiten zu dürfen.
»Beschreiben Sie den Libanesen.«
»Schlank, mittelgroß. Er hatte eine Narbe von einem Schnitt oder so im Gesicht.«
»Was war in den Säcken?«
»Ich weiß es nicht. Allah ist mein Zeuge. Der Libanese hat sie aus den Kisten im vorderen Laderaum abgefüllt. Er ließ niemanden an sie ran.«
»Wie viele Personen waren auf dem Boot?«
»Zwei.«
»Wie sahen sie aus?«
»Der eine war groß und dünn, der andere klein. Beide waren maskiert. Ich hatte Angst, ich habe sie nicht genau angesehen.«
»In was für einer Sprache unterhielten sie sich?«
»Der größere sprach mit dem Libanesen englisch.«
»Und

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