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Schwarzer Sonntag

Schwarzer Sonntag

Titel: Schwarzer Sonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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konsultierte eine große Tabelle mit Vorwahlnummern. »Es ist irgendwo im Telefonnetz von West Palm Beach.«
Es verging eine halbe Stunde, ehe ein im Klappenschrank aufleuchtendes Licht einen weiteren Anruf von der Bar aus anzeigte. Wieder zehn Zahlen.
»Glamareef Lounge.«
»Ja, es ist wegen Mr. Sapp. Er sagte, ich könnte ihm in dringenden Fällen unter dieser Nummer eine Nachricht hinterlassen.«
»Wer spricht, bitte?«
»Freddy Hodges von Sweeney’s. Mr. Sapp weiß Bescheid.«
»In Ordnung. Worum geht’s?«
»Ich möchte, daß er zurückruft.«
»Ich weiß nicht, ob ich ihn telefonisch erreichen kann. Freddy Hodges, sagten Sie?«
»Ja. Er kennt meine Nummer. Sagen Sie ihm, daß es wichtig ist. Geschäftlich.«
»Hm, hören Sie, er kommt vielleicht gegen fünf oder sechs vorbei. Manchmal tut er es jedenfalls. Wenn ich ihn sehe, sage ich ihm Bescheid.«
»Sagen Sie ihm, daß es wichtig ist. Freddy Hodges hätte angerufen.«
»Ja, ja, ich sag’s ihm.« Ein Klicken.
Bernie Biner rief die Auskunft von West Palm Beach an und vergewisserte sich, daß es tatsächlich der Anschluß der Glamareef Lounge war. Die Glut an Kabakovs Zigarre war fast zwei Zentimeter lang. Er war freudig erregt. Er hatte erwartet, daß Sapp eine oder mehrere Zwischenstationen benutzte, Leute, die ihn nicht kannten und die er unter einem Decknamen anrief, um Nachrichten entgegenzunehmen. Statt dessen war sein Briefkasten eine Bar. Jetzt erübrigte sich der komplizierte Prozeß einer Verabredung mit Sapp. Er konnte ihn in der Bar finden.
»Bernie, ich möchte, daß Sie das Telefon so lange anzapfen, bis Sapp bei Sweeney’s anruft. Sagen Sie mir Bescheid, sobald Sie sicher sind, daß er es ist.«
»Wo erreiche ich Sie?«
»In Florida. Ich gebe Ihnen die Nummer, wenn ich dort bin.« Kabakov blickte auf die Uhr. Er wollte um 17 Uhr im Glamareef sein. Er hatte noch sechs Stunden Zeit.
    Das Glamareef in West Palm Beach ist ein Hohlziegelgebäude, das auf Sandboden errichtet ist. Wie viele andere Bars im Süden, die nach dem Aufkommen der Klimaanlagen gebaut wurden, hat es keine Fenster. Ursprünglich war es eine Spielhalle mit Musikbox und Pool-Billard gewesen, hieß Shangala und hatte einen lärmenden Ventilator und einen Block Eis im Pissoir. Jetzt bemühte es sich um flottere Kunden. Seine versteckten Nischen und die schummerige Bar lockten Kunden aus zwei verschiedenen Welten an - die Büro-Playboys und die Leute von den Luxusyachten, die sich gern in verrufene Lokale begaben. Im Glamareef, dem ehemaligen Shangala, konnte man junge Frauen mit Eheproblemen antreffen. Oder ältere, wohlhabende Frauen, die einen kräftigen Matrosen suchten, der noch nie auf Seide geschlafen hatte.
    Kabakov saß hinten an der Bar und trank ein Bier. Moschevsky und er hatten am Flughafen ein Auto gemietet, und die schnelle Fahrt an vier dicht beieinander liegenden Yachthäfen vorbei hatte sie entmutigt. In West Palm Beach lagen Boote wie Sand am Meer, meist Sportfischer. Sie mußten zuerst den Mann suchen, und dann das Boot.
    Er hatte bereits eine Stunde gewartet, als ein stämmiger Mann Mitte Dreißig die Bar betrat. Kabakov bestellte sich noch ein Bier und bat um Kleingeld. Er betrachtete den neuen Gast im Spiegel des Zigarettenautomaten. Er war mittelgroß und stark gebräunt und hatte kräftige Muskeln unter seinem Polohemd. Der Barkeeper stellte einen Drink vor ihn hin und legte einen Zettel daneben.
    Der Stämmige trank das Glas in einem Zuge aus und ging zur Telefonzelle in der Ecke. Kabakov kritzelte auf seiner Papierserviette herum. Er sah, wie der Mann in der Telefonzelle den Mund bewegte.
    Das Bartelefon klingelte zweimal, ehe der Barkeeper abnahm. Er bedeckte die Sprechmuschel mit der Hand. »Ist hier eine Shirley Tatum?« fragte er laut und blickte in die Runde. »Nein, tut mir leid.« Er legte auf.
    Das war Moschevsky, der die Bar von einer Telefonzelle auf der Straße angerufen und so das Signal von Bernie Biner in Asbury Park, New Jersey, weitergegeben hatte. Der Mann in der Telefonzelle, den Kabakov beobachtete, sprach mit Sweeney’s Bar in Asbury Park, und Bernie hörte mit. Es war Jerry Sapp.
    In einer T elefonzelle an der Straße sortierte Kabakov eine halbe Stunde vor Anbruch der Dunkelheit sein Kleingeld. Er wählte Rachels Nummer.
    »Hallo.«

    »Rachel, warte bitte nicht mit dem Essen auf mich. Ich bin in
    Florida.«
»Du hast das Boot gefunden.«
»Ja. Ich habe zuerst Sapp gefunden und bin ihm gefolgt. Ich
    habe es noch nicht untersucht.

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