Schwarzer Sonntag
fuhr ein blauer Lieferwagen auf den Parkplatz des Supermarkts neben Sweeney’s. Am Steuer saß eine ältere Dame. Der Parkplatz war besetzt, und sie fuhr sehr langsam, offenbar auf der Suche nach einer Lücke. In einem Wagen, der auf dem Parkplatz neben dem Telefonmast zehn Meter hinter Sweeney’s Bar parkte, döste ein Mann.
»Verdammt, er schläft«, sagte die ältere Dame und schien mit ihrem Busen zu sprechen.
Der dösende Mann in dem Wagen erwachte, als es in dem Sprechfunkgerät neben ihm zornig knatterte. Mit dümmlichem Gesichtsausdruck lenkte er sein Auto aus der Parklücke. Der Lieferwagen fuhr rückwärts in die Lücke. Ein paar Kunden schoben ihre Einkaufswagen die Parkinsel entlang. Der Mann, der die Parklücke freigemacht hatte, stieg aus.
»Lady, ich glaube, Sie haben einen Platten.«
»Oh, wirklich?«
Der Mann ging zum Hinterrad des Lieferwagens, dicht neben dem Telefonmast. Zwei dünne Drähte, so braun wie der Mast, führten von der Telefonleitung zur Erde und endeten in einem kleinen Doppelstecker. Der Mann schob den Stecker in eine Steckdose hinter der Stoßstangenhalterung des Lieferwagens.
»Nein, es ist nur zu wenig Luft drin. Sie können noch damit fahren.«
Er fuhr ab.
Im Laderaum des Lieferwagens lehnte Kabakov sich zurück. Er hatte die Hände hinter dem Kopf verschränkt, trug einen Kopfhörer und rauchte eine Zigarre.
»Sie brauchen ihn nicht dauernd aufzuhaben«, sagte der junge Mann mit dem schütteren Haar, der an dem Miniatur-Klappenschrank saß. »Ich sage, Sie brauchen ihn nicht die ganze Zeit aufzuhaben. Wenn es klingelt oder wenn an diesem Ende abgenommen wird, sehen Sie das Licht hier aufblitzen und hören den Summton. Möchten Sie etwas Kaffee? Bitte.« Er lehnte sich dicht an die Trennwand hinter der Fahrerkabine. »He, Mutti! Etwas Kaffee?«
»Nein«, ertönte die Stimme vom Vordersitz. »Und Hände weg von den Zwiebelrollen! Du weißt, daß du davon Blähungen kriegst.« Bernie Biners Mutter hatte sich auf den Beifahrersitz gesetzt. Sie häkelte an einer Wolldecke. Als Mutter eines der besten freiberuflichen Anzapfer hatte sie zu fahren, ein unschuldiges Gesicht zu machen und auf Polizei zu achten.
»Sie verlangt 11,40 Dollar die Stunde und schreibt mir auch noch vor, was ich essen soll«, sagte Biner zu Kabakov.
Der Summer ertönte. Bernies schnelle Finger schalteten das Tonbandgerät an. Er und Kabakov setzten sich Kopfhörer auf. Sie konnten das Telefon in der Bar klingeln hören.
»Hallo. Sweeney’s.«
»Freddy?« Eine Frauenstimme. »Hör zu, Schatz, ich kann heute unmöglich kommen.«
»Scheiße, Frances, was fällt dir ein? Das ist das zweite Mal innerhalb von vierzehn Tagen!«
»Freddy, es tut mir leid, aber ich hab fürchterliche Schmerzen im Unterleib.«
»Jede Woche Schmerzen im Unterleib? Du solltest mal zum Mösendoktor, Kind. Was ist mit Arlene?«
»Ich hab sie schon angerufen. Aber sie ist nicht zu Hause.«
»Also, schick jemanden her. Ich kann nicht die Bar machen und gleichzeitig an den Tischen bedienen.«
»Ich werd’s versuchen, Freddy.«
Sie hörten, wie der Barkeeper auflegte und wie eine Frau lachte, ehe auch am anderen Ende der Hörer aufgelegt wurde. Kabakov blies einen Ring in die Luft und zwang sich zur Geduld. Corleys Strohmann hatte vor einer halben Stunde, als Sweeney’s aufmachte, eine dringende Nachricht für Sapp hinterlassen. Der Strohmann hat dem Barkeeper 50 Dollar gegeben, damit er es eilig machte. Es war eine einfache Nachricht. Sie lautete, daß ein Geschäft in Sicht sei, und Sapp solle eine Nummer in Manhattan anrufen, um die Sache zu besprechen oder Referenzen einzuholen. Nur Sapp persönlich solle die Nummer bekommen. Wenn Sapp anrief, würde Corley versuchen, ihn zu einem Treffen zu überreden. Kabakov befriedigte das nicht. Deshalb hatte er Biner engagiert, der bereits gegen ein wöchentliches Fixum die Telefone in der israelischen UN-Vertretung auf Wanzen untersuchte. Kabakov hatte Corley in dieser Sache nicht konsultiert.
Ein Licht in Biners Klappenschrank zeigte an, daß man den Hörer des zweiten Telefons in Sweeney’s Bar abgenommen hatte. In den Kopfhörern hörten sie, wie zehn Zahlen gewählt wurden. Dann klingelte ein Telefon. Niemand nahm ab.
Bernie Biner spulte das Tonband mit dem Wählscheibengeräusch zurück, dann ließ er es ablaufen, aber sehr langsam, und zählte die Klicktöne. »Fernwahl drei-null-fünf. Das ist Florida. Hier ist die Nummer. Acht vier vier sechs null sechs neun. Einen Moment.« Er
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