Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzer Sonntag

Schwarzer Sonntag

Titel: Schwarzer Sonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
Vom Netzwerk:
Stiles würde es für Rachel tun.
    »Nein«, sagte Rachel beim Frühstück.
    »Er würde es tun, wenn du ihn darum bitten würdest. Wir könnten ihn die ganze Zeit sichern ...«
»Er wird es nicht tun, vergiß es.«
Es war kaum zu glauben, daß sie noch zwanzig Minuten vorher so warm und morgenfrisch über ihm gewesen war, ihr Haar ein zärtliches Pendel, das sein Gesicht und seine Brust streichelte.
»Ich weiß, daß du niemanden gern ausnutzt, aber verdammt noch mal...«
»Es paßt mir nicht, daß ich ihn ausnutze, es paßt mir nicht, daß du mich ausnutzt. Ich nutze dich auch aus, aber auf eine andere Art, über die ich mir noch nicht ganz im klaren bin. Wenn wir uns gegenseitig ausnutzen, ist das in Ordnung. Wir haben außerdem noch etwas, und es ist gut so. Aber Eddie lassen wir aus dem Spiel.«
Sie ist wirklich großartig, dachte Kabakov.
»Ich kann es nicht. Ich will es auch gar nicht«, sagte sie. »Möchtest du etwas Orangensaft?«
»Ja, bitte.«
Widerwillig ging Kabakov zu Corley. Er sagte ihm, was er über Jerry Sapp wußte. Die Quelle nannte er ihm nicht.
Zwei Tage lang bereitete Corley zusammen mit dem Rauschgiftdezernat den Köder vor. Er telefonierte eine Stunde lang mit Mexico City. Dann traf er sich mit Kabakov im FBI-Büro von Manhattan.
»Was Neues über den Griechen?«
»Noch nicht«, sagte Kabakov. »Moschevsky klappert noch immer die Bars ab. Was ist mit Sapp?«
»Beim FBI gibt es keine Akte über einen Jerry Sapp«, sagte Corley. »Wer er auch ist, unter diesem Namen ist er sauber. Die Zulassungsabteilung der Küstenwache führt ihn auch nicht. Ihre Karteien enthalten allerdings auch keine ausführlichen Hinweise auf Bootstypen, wie wir sie jetzt brauchten. Die Farbe, die wir haben, reicht für eine Vergleichsanalyse, aber die Frage der Herkunft ist eine andere Sache. Es ist keine Bootsfarbe. Es ist ein handelsüblicher Emaillack auf der Basis eines schweren Grundiermittels, wie man ihn überall kaufen kann.«
»Was ist mit dem Rauschgift?«
»Darauf wollte ich gerade zu sprechen kommen. Hier erst mal die Verpackung. Haben Sie zufällig den Krapf-MendozaFall in Chihuahua verfolgt? Nun, ich kannte die Einzelheiten auch nicht. Von 1970 bis 1973 haben die über einen Zentner Heroin ins Land gebracht. Es ging nach Boston. Raffinierte Methode. Für jeden Transport heuerten sie unter einem Vorwand irgendeinen Amerikaner an, der nach Mexiko fahren mußte. Manchmal war es ein Mann, manchmal eine Frau, aber immer waren es Alleinstehende ohne nahe Verwandte. Der Strohmann flog mit einem Touristenvisum runter und hatte nach ein paar Tagen das Mißgeschick, zu sterben. Die Leiche wurde mit dem Bauch voller Heroin in die Staaten überführt. Man hatte dafür ein Bestattungsunternehmen eingespannt. Sie müßten übrigens mal wieder zum Friseur.«
»Weiter, weiter.«
»Für uns springen zwei Dinge raus. Der Geldmann in Boston hat immer noch einen guten Namen bei dieser Mafia. Er will uns helfen, weil er gern die vierzig Jahre abkürzen möchte, die er gekriegt hat. Die mexikanischen Behörden haben einen Burschen in Cozumel laufenlassen. Man fragt besser nicht, was er gern abkürzen möchte.«
»Wenn unser Mann also durchsickern läßt, daß er einen guten Mann mit Boot sucht, der das Zeug von Cozumel nach Texas bringt, würde es plausibel aussehen, weil die alte Methode nicht mehr funktioniert«, sagte Kabakov. »Und wenn Sapp unseren Mann anruft, kann er Referenzen in Mexiko und Boston nennen.«
»Ja, dieser Sapp würde es nachprüfen, bevor er persönlich aufkreuzt. Wahrscheinlich hat er sogar ein paar Zwischenstationen eingebaut, die man passieren muß, ehe man an ihn direkt rankommt. Es macht mir Sorgen, daß wir fast nichts gegen ihn in der Hand haben, wenn wir ihn kriegen. Wir könnten vielleicht eine lächerliche Anklage wegen Beihilfe zum Schmuggel zustande bringen, wegen der Benutzung des Bootes, aber das wird ihn kalt lassen. Wir haben nichts, womit wir ihm drohen können.«
O doch, das haben wir, dachte Kabakov bei sich. Am frühen Nachmittag hatte Corley beim US-Bezirksgericht Newark, New Jersey, eine Abhörgenehmigung für die beiden Telefonanschlüsse in Sweeney’s Bar & Grill, Asbury Park, beantragt. Um 16 Uhr wurde das Gesuch abgelehnt. Corley habe keine konkreten Anhaltspunkte für irgendwelche Vergehen und könne seinen Antrag lediglich mit anonymen Anschuldigungen von geringer Substanz begründen, erklärte der Richter. Der Richter sagte, es tue ihm leid.
Am nächsten Morgen um 10 Uhr

Weitere Kostenlose Bücher