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Schwarzer Sonntag

Schwarzer Sonntag

Titel: Schwarzer Sonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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vorbeigesteuert hatte und er selbst ins Wasser geglitten war. Er hoffte, Sapp würde recht lange über seinem Dessert sitzen.
    Der Mann mußte irgendeine Alarmanlage haben. Entweder eine druckempfindliche Matte im offenen Cockpit am Heck oder etwas Komplizierteres. Kabakov schwamm am Heck entlang, bis er das Kabel fand, das die Yacht vom Ufer aus mit Einhundertundzehn-Volt-Strom versorgte. Er zog das Kabel aus der Steckdose am Heck. Wenn die Alarmanlage mit Landstrom arbeitete, war sie jetzt außer Betrieb. Er hörte jemanden kommen und glitt wieder unter den Anleger. Die schweren Schritte gingen über seinen Kopf hinweg, und Sand rieselte ihm ins Gesicht.
    Nein, dachte er, die Alarmanlage arbeitet bestimmt unabhängig vom Stromnetz. Er würde nicht über das Heck einsteigen. Er würde so hineingehen, wie Sapp herausgekommen war.
    Kabakov schwamm am Schiffsrumpf entlang in das schützende Dunkel unter dem schrägen Bug. Zwei Anlegeleinen ganz schlaff, um sich den Gezeiten anzupassen - liefen vom Bug zu den Pfählen an beiden Seiten der Schaluppe. Kabakov kletterte Hand über Hand hoch, bis er die Arme um den Pfosten der Bugreling legen konnte. Er konnte in die Kajüte der Yacht nebenan sehen. Ein Mann und eine Frau saßen auf einem Sofa. Ihre Köpfe waren nur von hinten zu sehen. Sie machten offenbar Petting. Der Kopf der Frau verschwand. Kabakov kletterte auf das Vorderdeck und legte sich an die Windschutzscheibe, so daß ihn die Kajüte gegen Sicht vom Bootssteg her abschirmte. Die Windschutzscheibe war zugeschoben und verriegelt. Da war der Lukendeckel.
    Mit einem Schraubenzieher entfernte er das dicke Plastikfenster in der Mitte. Das Loch war gerade groß genug für seinen Arm. Er griff hinein, löste den Riegel und tastete am Rand des Lukendeckels entlang, bis er die Kontakte des Alarmsensors fand. Wahrend er mit den Fingern nach den Drähten in dem gepolsterten Lukendeckel suchte, sah er im Geiste die Schaltung vor sich. Der Auslöser befand sich auf der Lukenkimming und wurde von einem Magneten auf dem Lukendeckel gehalten. Den Magneten lösen und so festhalten, daß er nicht vom Schalter rutscht. Nicht fallen lassen! Den Lukendeckel vorsichtig öffnen. Kein Alarm, kein Alarm, kein Alarm.
    Er ließ sich in das Dunkel der Vorderkajüte fallen und schloß den Lukendeckel, legte den Magneten wieder an die alte Stelle und setzte das Fenster wieder ein.
    Kabakov fühlte sich wohl. Mit seiner Taschenlampe fand er die Schaltbox der Alarmanlage und trennte die Leitung von dem Satz Trockenbatterien. Sapp verstand sein Handwerk. Ein Timer erlaubte ihm, das Boot zu verlassen, ohne Alarm auszulösen, und eine Magnetsicherung am Bootsrumpf erlaubte ihm, es auch wieder ohne Alarm zu betreten.
    Jetzt konnte Kabakov sich ungehindert bewegen. Eine schnelle Durchsuchung der Vorderkajüte förderte lediglich dreißig Gramm reines kristallines Kokain und einen Kokslöffel zum Schnupfen zutage.
    Er machte die Taschenlampe aus und öffnete die Luke, die zur Hauptkajüte hinaufführte. Da die Hafenlichter durch die Türen schienen, hatte er etwas Licht. Plötzlich zog er seine Parabellum, entsicherte sie und drückte den Abzug fast bis zum Anschlag durch.
    In der Kajüte hatte sich etwas bewegt. Er sah es wieder, eine kleine, regelmäßige Bewegung, und noch einmal, ein Zucken, das sich dunkel gegen den Hafen abzeichnete. Kabakov legte sich auf die Kajütstreppe, um den Schatten taxieren zu können. Er lächelte. Es war Sapps kleine Überraschung für Eindringlinge, die das Boot vom Steg aus bestiegen, ein elektrischer Drehsucher, ein neues, teures Modell. Es bestrich fortwährend das Cockpit und konnte jederzeit Alarm auslösen. Kabakov stand hinter dem Sucher auf und drehte den Schalter.
    Er durchsuchte das Boot eine Stunde lang. In einem versteckten Fach neben dem Steuer entdeckte er eine belgische FN Automatic und einen Revolver. Doch fanden sich keinerlei Anhaltspunkte, daß Sapp oder Sapps Boot an der Übernahme des Plastiksprengstoffs beteiligt gewesen war.
    Erst im Kartenschap fand er, was er suchte. Ein dumpfer Stoß am Bug ließ ihn aufhorchen. Das Beiboot. Sapp kam zurück. Kabakov glitt in die Vorderkajüte und drückte sich in den engen Winkel des Bugs.
    Über ihm wurde die Luke geöffnet. Füße erschienen, dann Beine. Sapps Kopf war noch über der Luke, als Kabakov ihm einen Tritt in die Magengrube versetzte.
    Als Sapp wieder zu sich kam, lag er, an Händen und Füßen gefesselt, in einer der beiden Kojen, und in

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