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Schwarzer Sonntag

Schwarzer Sonntag

Titel: Schwarzer Sonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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seinem Mund steckte eine zusammengeknäulte Socke. Eine Laterne an der Decke verströmte gelbliches Licht und penetranten Petroleumgeruch. Kabakov saß auf der Koje gegenüber, rauchte eine Zigarre und reinigte sich mit Sapps Eispfriem die Fingernägel.
    »Guten Abend, Mr. Sapp. Haben Sie einen klaren Kopf, oder soll ich Ihnen kaltes Wasser darüber gießen? In Ordnung? Am 12. November haben Sie vor der Küste von New Jersey eine Ladung Plastiksprengstoff von einem Frachter übernommen. Ich möchte wissen, wer bei Ihnen war und wo der Sprengstoff jetzt ist. Ansonsten interessiere ich mich nicht für Sie. Wenn Sie es mir sagen, geschieht Ihnen nichts. Wenn nicht, steht Ihnen Schlimmeres bevor als der Tod. Sie werden blind, taub und ein Krüppel sein. Muß ich Ihnen beweisen, daß ich es ernst meine? Ich denke nicht. Ich werde Ihnen gleich die Socke aus dem Mund nehmen. Wenn Sie schreien, werde ich Ihnen Grund zum Schreien geben, verstanden?«
    Sapp nickte. Er spie Fusseln aus. »Wer sind Sie denn, zum Teufel?«
»Das geht Sie nichts an. Erzählen Sie mir von dem Plastiksprengstoff.«
»Davon weiß ich nichts. Sie haben nichts gegen mich in der Hand.«
»Denken Sie nicht in juristischen Begriffen, Mr. Sapp. Das Gesetz schützt Sie nicht vor mir. Die Leute, für die Sie gearbeitet haben, stehen übrigens in keinerlei Beziehungen zur Mafia. Sie brauchen sie in dieser Hinsicht nicht zu schonen.«
Sapp sagte nichts.
»Das FBI sucht Sie wegen Schmuggels. Bald wird Massenmord dazukommen. Es ist eine Menge plastique, Sapp. Es wird eine ganze Menge Leute umbringen, wenn Sie mir nicht sagen, wo es ist. Sehen Sie mich an, wenn ich mit Ihnen rede.«
»Lecken Sie mich am Arsch.«
Kabakov stand auf und stieß Sapp wieder die Socke in den Mund. Er packte ihn an den Haaren und drückte seinen Kopf gegen die hölzerne Schottenwand. Die Spitze des Eispfriems zielte auf Sapps rollendes Auge. Kabakov knurrte, als er den Eispfriem zurücknahm und blitzschnell zuschlug. Sapps Ohr war an die Schottenwand geheftet. Aus Sapps Gesicht war alle Farbe gewichen.
»Sie sollten mich wirklich ansehen, wenn ich mit Ihnen rede«, sagte Kabakov. »Sind Sie jetzt zur Zusammenarbeit bereit? Zwinkern Sie für ja. Sterben Sie für nein.«
Sapp zwinkerte, und Kabakov zog die Socke aus seinem Mund.
»Ich bin nicht dabei gewesen. Ich wußte nicht, daß es plastique war.«
Kabakov nahm an, daß das wahrscheinlich stimmte. Sapp war kleiner als der Mann, den der Erste Offizier der Leticia beschrieben hatte. »Aber es war Ihr Boot.«
»Ja. Ich weiß nicht, wer es gesteuert hat. Nein! Ich weiß es ehrlich nicht. Sehen Sie, es ist mein Beruf, nichts zu wissen. Ich wollte es gar nicht wissen.«
»Wie hat man die Verbindung zu Ihnen aufgenommen?«
»In der letzten Oktoberwoche hat mich ein Mann angerufen. Er wollte, daß das Boot in der Woche vom 8. November an ständig seeklar war. Er hat nicht gesagt, wer er war, und ich habe ihn auch nicht danach gefragt.« Sapp verzog vor Schmerzen das Gesicht. »Er wollte einiges über das Boot wissen, nicht viel. Wie stark die Maschinen seien und ob das Boot irgendwelche neuen elektronischen Geräte an Bord hätte.«
»Neue elektronische Geräte?«
»Ja, ich sagte ihm, die Funkortung sei ausgebaut worden ziehen Sie um Himmels willen dieses Ding aus meinem Ohr.«
»In Ordnung. Ich werde Sie am anderen festnageln, wenn ich Sie bei einer Lüge erwische. Dieser Mann, der Sie anrief kannte er das Boot schon?«
»Au!« Sapp wandte den Kopf von einer Seite zur andern und verdrehte die Augen, als könnte er so sein Ohr sehen. »Ich vermute, er kannte das Boot, es klang so. Er wollte allein 1000 Dollar dafür zahlen, daß es bereit lag, eine Art Vorschuß. Ich bekam die tausend zwei Tage später bei Sweeney’s mit der Post.«
»Haben Sie den Umschlag noch?«
»Nein, es war ein einfacher Briefumschlag, mit Poststempel von New York City.«
»Er hat Sie noch einmal angerufen.«
»Ja, etwa am 10. November. Er wollte das Boot für den zwölften, einen Dienstag. Das Geld wurde noch am selben Abend bei Sweeney’s abgegeben.«
»Wieviel?«
»Zweitausend für das Boot, fünfundsechzigtausend als Kaution. Alles in bar.«
»Wie wurde es abgegeben?«
»Ein Taxichauffeur brachte es in einem Picknickkorb. Darüber lagen Lebensmittel. Ein paar Minuten danach ging das Telefon wieder. Es war der Mann. Ich habe ihm gesagt, wo er das Boot abholen konnte.«
»Sie haben nicht gesehen, wie er es abholte oder zurückbrachte?«
»Nein.« Sapp beschrieb das

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