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Schwarzer Sonntag

Schwarzer Sonntag

Titel: Schwarzer Sonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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Auch noch nicht mit Sapp geredet. Hör zu, ich möchte, daß du morgen Corley anrufst. Sag ihm, Sapp und das Boot seien in der Clear Springs Marina bei West Palm Beach. Hast du’s? Das Boot ist jetzt grün. Nummer FL 4040 Al. Ruf ihn ungefähr gegen zehn an, nicht früher.«
    »Du gehst heute abend an Bord, und wenn du morgen noch lebst, wirst du mich anrufen und mir sagen, du hättest es dir anders überlegt und ich soll Corley nicht anrufen. So ist es doch, nicht wahr?«
    »Ja.« Ein langes Schweigen. Kabakov mußte es brechen. »Es ist ein privater Bootshafen, sehr exklusiv. Lucky Luciano hatte hier vor ein paar Jahren ein Boot liegen. Andere schwere Jungs auch. Das hat mir der Mann im Köderladen erzählt. Ich mußte ihm einen ganzen Eimer Krabben abkaufen, um es zu erfahren.«
    »Warum gehst du nicht mit Corley und einem Durchsuchungsbefehl hin?«
»Juden sind bei denen nicht erwünscht.«
»Du wirst Moschevsky mitnehmen, nicht wahr?«
»Sicher. Er wird in der Nähe sein.«
»David?«
»Ja.«
»Ich liebe dich - mit gewissen Vorbehalten.«
»Danke, Rachel.« Er legte auf.
Er sagte ihr nicht, daß der Bootshafen sehr einsam lag und an der Landseite von einem vier Meter hohen Sturmzaun mit Flutlicht umgeben war. Auch nicht, daß zwei kräftige Männer mit kurzen Schrotflinten das Tor bewachten und auf den Anlegern patrouillierten.
Kabakov fuhr einen knappen Kilometer die Straße entlang, die sich zwischen dichtem Strauchwerk zum Wasser hinunterschlängelte. Das gemietete Boot auf dem Anhänger hinter ihm hüpfte auf und ab. Er parkte das Auto im Dickicht und kletterte einen kleinen Hügel hinauf, wo Moschevsky mit den beiden Ferngläsern lag.
»Er ist noch an Bord«, sagte er. »Hier gibt es Sandflöhe.«
Kabakov suchte die drei langen Bootsstege, die in den Lake Worth hineinragten, mit dem Glas ab. Auf dem hinteren Anleger ging gerade langsam einer der Wächter entlang, die Mütze weit nach hinten geschoben. Der ganze Bootshafen stank förmlich nach schnellem, schmutzigem Geld. Kabakov konnte sich gut vorstellen, was passierte, wenn am Tor ein Durchsuchungsbefehl präsentiert wurde. Man würde unverzüglich Alarm auslösen, und alles, was auf den Booten illegal war, würde über Bord gehen. Es mußte auf Sapps Yacht einen Hinweis geben. Oder in Sapps Kopf. Etwas, das ihn zu den Arabern führte.
»Er kommt raus«, sagte Moschevsky.
Kabakov stellte das Glas auf das grüne Sportfischerboot ein, das am mittleren Steg zwischen anderen Booten lag und achtern vertäut war. Sapp kam aus der Luke auf dem Vorderdeck und schloß sie hinter sich. Er trug einen Smoking. Er sprang vom Bug in das Beiboot und ruderte ein gutes Stück weg von seiner Yacht zu einer freien Anlegestelle, wo er auf den Steg kletterte.
»Warum ist er nicht einfach vom Boot aus auf den Anleger gesprungen?« murmelte Moschevsky, ließ das Fernglas sinken und rieb sich die Augen.
»Weil das verdammte Ding ganz sicher eine Alarmanlage hat«, antwortete Kabakov mürrisch. »Wir wollen unser Boot holen.«
    Kabakov schwamm langsam im Dunkel unter dem Anleger entlang, die Pfähle vor sich ertastend. Spinnenweben, die an den Planken über ihm hingen, streiften sein Gesicht, und nach dem Geruch zu urteilen trieb irgendwo in der Nähe ein toter Fisch. Er hielt inne, umklammerte einen Pfahl, den er nicht sehen konnte, während seine Füße an der rauhen Kruste Halt fanden, die den Pfahl unterhalb der Wasseroberfläche bedeckte. Im schwachen Licht, das von den Seiten her unter den Anleger drang, sah er die dunklen Schatten der Motoryachten, die hier achtern vertäut waren.
    Auf der rechten Seite hatte er sieben gezählt. Er hatte also noch sechs vor sich. Einen knappen halben Meter über ihm ragten die Spitzen der Nägel, mit denen man die Planken befestigt hatte, aus dem Holz. Die Flut würde seiner Kopfhaut böse mitspielen. Eine Spinne lief ihm über den Hals, und er tauchte unter, um sie zu ertränken. Das Wasser schmeckte wie Dieselöl.
    Kabakov hörte eine Frau lachen und Eiswürfel klirren. Er schob sich den Beutel mit seiner Ausrüstung auf dem Rücken zurecht und schwamm weiter. Hier mußte es sein. Er umschwamm ein Gewirr rostiger Trossen und machte genau unter dem Rand des Anlegers halt. Über ihm ragte das Heck des Bootes schwarz empor.
    Hier war die Luft nicht mehr so dumpf, und er atmete tief ein, als er auf das Leuchtzifferblatt seiner Uhr blickte. Es waren fünfzehn Minuten vergangen, seit Moschevsky den Außenborder an der Seeseite des Bootshafens

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