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Schwarzer Tanz

Schwarzer Tanz

Titel: Schwarzer Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
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dieser Zustand war ihr vertraut. Und die Scarabae waren weit weg.
    Sie war verrückt gewesen, auch nur in ihre Nähe zu geraten. Und der erste Teil ihres Planes hatte besser funktioniert, als sie es gehofft hatte. Denn der Mann im Lieferwagen hätte sich weigern können, sie mitzunehmen, oder Cheta und Carlo hätten sie wie Gefängniswärter festhalten können.
    Sie war also frei.
    Rachaela fühlte sich eingeengt, fast ängstlich. Die Straße und die Stadt waren ihr jetzt fremd. Sie war so lange in der farbigen Dunkelheit des Hauses eingesperrt gewesen, einzig mit dem Meer und der Heide als Abwechslung. Die Straße war lang, und auf ihren Seiten drängten sich die Dächer von weiteren Häusern den Hügel hinauf.
    Menschen mit Körben und Einkaufstaschen bepackt oder die Kinderwagen schoben, eilten an ihr vorüber. Auf der Straße fuhren Autos. Alles war in Bewegung, als ob der Boden unter ihren Füßen vibrierte.
    Es wäre unglaublich dumm, sich von alldem beeinflussen zu lassen.
    Rachaela ging auf den Kirchturm zu.
    Es gab Geschäfte, und auf dem Bürgersteig drängelten sich die Menschen. Ein Kind brüllte, und ein Schokoladenriegel rutschte ihr vor die Füße. » Sammy, ich hab’s dir doch gesagt!«
    Die Straße machte eine Kurve und mündete in eine andere. Der Turm wechselte die Seite. Er lag jetzt links von ihr, und es schien kein Weg dorthin zu führen.
    Rachaela nahm ihren ganzen Mut zusammen. Sie musste nach dem Weg fragen. In der Stadtmitte würde sie Informationen erhalten.
    » Entschuldigen Sie. Wie kommt man von hier aus zur Kirche?«
    Die Frau sah sie an, als wäre sie schwachsinnig. » Gehen Sie einfach hier runter, dann über die Straße und wieder hoch.«
    » Danke.«
    Rachaela überquerte die Straße und bog in ein winziges Gässchen ein. Die Menschenmenge drückte und quetschte sich mit ihr in die Gasse und überholte sie schließlich. Ein winziges Postamt bot farbige Ansichtskarten der Stadt feil. Zwei oder drei frühe Touristen wühlten sich durch das Kartenangebot und verstopften so die Gasse noch mehr.
    Rachaela kam an einen Zebrastreifen und eine Straße, die bergauf führte. Der Turm und Teile des Kirchendaches erschienen über den Häusern.
    Die Menschenmenge schob und drückte.
    » Und ich habe zu ihm gesagt, du musst es bleiben lassen.«
    » Was erwartet er denn?«
    Im Gegensatz zu den Lieferwagenleuten hatte diese Stadt einen Akzent. Möglicherweise lebten René und der Rindfleischliebhaber schon jahrelang an diesem Ort und wurden immer noch als Fremde angesehen.
    Die Straße endete vor einer öffentlichen Bücherei aus grauem Stein, fest verschlossen. Der Weg führte auf beiden Seiten unter dem Kirchturm vorbei, der jetzt wieder teilweise hinter den Dächern verschwunden lag.
    Rachaela bog nach links ab und lief die Straße entlang. Die Geschäfte in dieser Gegend waren kunstvoll gestaltet mit ihren Bogenfenstern und freundlichen Urlaubssouvenirs, bemalten Milchkannen und geschnitzten Tieren und der ersten Ausbeute an Ostereiern.
    Ein Polizist spazierte gemächlich über die Straße. Rachaela misstraute jeglicher Uniform, aber auch das war ziemlich dumm. Sie konnte von Glück reden, ihn zu treffen.
    » Entschuldigen Sie.«
    » Ja, Madam.«
    » Ist es möglich, von hier aus einen Zug nach London zu bekommen?«
    » Oh, nein, Madam. Sie müssen in Fleasham umsteigen«, sie war absolut sicher, dass er Floh gesagt hatte, » und dann nochmal in Purrli, um nach London zu kommen. Eine ziemlich umständliche Reise, fürchte ich.«
    Wer würde auch schon diesen Ort verlassen wollen, um an einen Ort wie London zu fahren?
    Der andere Bahnhof, auf dem sie angekommen war, würde die Reise einfacher machen, sie hatte nur einmal umsteigen müssen, doch der lag irgendwo in der Wildnis, und sie fürchtete, dass kein Taxi ihn finden würde, da sie ihnen keine Wegbeschreibung liefern konnte. Es sei denn, sie könnte die Autofirma ausfindig machen, die sie dort abgeholt hatte, aber sie konnte sich nicht an den Namen erinnern. Außerdem würden die Scarabae sich ausrechnen, dass sie es mit diesem Bahnhof versuchte. Sie könnten jemanden schicken, der sie aufhielt, wie schon zuvor. Hier gab es Massen von frühen Urlaubern.
    Ihr Blick wanderte zurück zu den Ostereiern. War es bald Frühling? Würde der Frühling ihr Deckung bieten?
    » Können Sie mir den Weg zum Bahnhof erklären?«
    » Das kann ich, Madam. Aber ich kann Ihnen auch sagen, dass es heute keine Zugverbindung von Fleasham nach Purrli gibt. Nicht

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