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Schwarzer Tanz

Schwarzer Tanz

Titel: Schwarzer Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
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laufen an ihrer Seite, möglicherweise höflich ihren Arm nehmen. Wie viel von dem grauen Sonnenlicht konnte er wirklich ertragen? Sie konnte sich einzig darauf verlassen, dass er vor ihr schwach wurde. Und sie hatte den Verdacht, dass er niemals schwach wurde.
    » Du musst mich gehen lassen«, sagte sie.
    » Warum?«
    » Du hast kein Recht, mich aufzuhalten. Ich werde zur Polizei gehen, wenn es nötig ist.« Sie dachte an den hilfsbereiten Polizisten, der ihr den falschen Abfahrtstag genannt hatte.
    » Ich werde dich nicht schreiend und um dich tretend an den Haaren fortzerren. Wenn ich dir wirklich wehtun sollte, dann auf ganz andere Art.«
    In ihren Adern pulsierte und bebte das Blut, ihre Haut erschien wie eine dünne, kalte Hülle; losgelöst.
    » Halt den Mund«, sagte sie. » Sprich mich nicht an.«
    Er saß schweigend, beherrscht, wurde mit jedem Moment größer, überragender, fast wie in den unkontrollierten Momenten im Turm. Nicht ganz.
    Sie sagte: » Ich werde wirklich weggehen. Hörst du mich.«
    » Es ist mir gestattet zu sprechen?«
    » Ich kann dich nicht davon abhalten.«
    » Nein, das kannst du wirklich nicht. Wenn du gehst, dann gehst du. Wo wirst du wohnen?«
    » Als ob ich dir das sagen würde.«
    » Du hast das eine Hotel verlassen und wirst dir ein neues suchen müssen.«
    » Du … bist mir gefolgt?«
    » Nein, Rachaela. Das ist offensichtlich, oder nicht? Du wolltest deinen Zug erwischen. Aber der Zug kam nicht. Und jetzt sitzt du mit zwei Taschen hier in der Kirche.«
    » Wenn du mir nachgehst, werde ich dich davon abhalten.«
    » Das wäre vielleicht ganz unterhaltsam. Schon gut. Ich werde dir nicht nachlaufen. Ich werde hier sitzen und dich fortgehen lassen. Ich werde eine Stunde hier warten, du siehst so aus, als könntest du dich nur noch kriechend fortbewegen.«
    » Ein neues Spiel. Blinde Kuh. Aber du wirst mich nicht finden.«
    » Ich werde es nicht versuchen. Schließlich muss ich doch nur den richtigen Abfahrtstag herausfinden, und dich dann auf dem Bahnsteig abfangen.«
    » Versuch’s nur. Du wirst sehen, was passiert.«
    » Nichts würde passieren. Ich würde dich auf die Wange küssen, und du würdest mir vom Fenster aus zuwinken. Flüchtige Begegnung. «
    Rachaela versuchte, ihren Atem unter Kontrolle zu bringen. Sie war schrecklich aufgeregt. Sie wollte ihn schlagen.
    » Du sagst, wenn ich diese Kirche verlasse, habe ich meine Ruhe.«
    » Völlig richtig.«
    » Frei von den Scarabae.«
    » Nein, du wirst niemals frei von den Scarabae sein. Du gehörst zu uns. Das wird dich immer begleiten. Und das wird dich auch zurückbringen.«
    » Leb ruhig in dieser Hoffnung.«
    » Ich weiß es aus eigener Erfahrung. Ich bin geflohen. Ich bin zurückgekommen. Du bist schon infiziert. Es ist zu spät.«
    » Du denkst also, dass ich es vorziehen werde, in diesem Mausoleum – dieser Gruft von einem Haus – eingemauert zu sein.«
    » Was erscheint dir wünschenswerter?«
    Bevor sie Einwände vorbringen konnte, stand plötzlich ihre Zukunft hell und klar vor ihr.
    Die Züge, die Stadt, ihre Suche nach einem miesen, schlecht bezahlten Job, einem Zimmer, der Lärm der Nachbarn, die überquellenden Straßen, die offene Feindseligkeit der Hauptstadt. Sie sah auch die Länge der Tage, die endlos schwarzen Kammern der Nacht. Sie sah ihr Alleinsein, das jetzt Einsamkeit bedeutete, und sie sah das Alter, worüber sie sich vorher nie Gedanken gemacht hatte. Sie war ohne Ziel, hatte keinen Rückhalt. Sie hatte gelebt, als warte sie stets auf Rettung, das Geld ihrer Mutter, die Ankunft der Scarabae.
    » Es wird mein Leben sein.«
    » Das wird es, egal wo du bist.«
    Das war eine unbestreitbare Tatsache.
    Sie würde aufstehen und die Kirche verlassen müssen. Je länger sie blieb, desto mehr Macht gewann er über sie. Er umwob sie wie eine Spinne mit seinem Netz.
    Aber sie war so müde, und ihr Herz schlug so schnell. Sie wollte nicht gehen. Sie war froh über seine Anwesenheit, seine Kraft neben ihr auf der Bank, er, der sie mit seiner Dunkelheit vor der blauen Frömmigkeit der Jungfrau bewahrte. Das rote Fenster war eine dunkle Rose. Die Sonne war wieder verschwunden.
    » Wie bist du in die Stadt gekommen?«, fragte sie, um Aufschub zu gewinnen.
    » Ich habe ein Auto gemietet. Wie sonst? Hattest du gedacht, ich würde den ganzen Weg zu Fuß zurücklegen wie der arme Carlo?«
    » Wie hast du das Auto bestellt?«
    » Das hat Carlo getan. Oder Cheta. Ich glaube, irgendjemand im Dorf hat sie ein Telefon

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