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Schwarzer Tanz

Schwarzer Tanz

Titel: Schwarzer Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
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Gott sei Dank standen auf dem Bahnsteig, tatsächlich sogar auf beiden Seiten, Menschen; sie standen in gebeugter Resignation mit durchweichten Zeitungen unter ihren tropfenden Regenschirmen, als warteten sie auf ihre Hinrichtung.
    Hinter dem Fahrkartenschalter saß ein Mann. » Wann kommt der Zug nach Fleasham?«
    Er sah sie an und runzelt die Stirn. » Welcher Zug?«
    » Fleasham. Er fährt nur heute. Die Verbindung nach Purrli. Ich möchte nach London.«
    » Oh, Sie meinen Bleasham.« Der Mann zog seine Bibel hervor und blätterte darin herum.
    Was sie anging, konnte der Zug genausogut um sechs Uhr abends fahren. Es spielte keine Rolle. Sie konnte warten.
    » Um zehn Uhr fünfundvierzig morgens.«
    Rachaela lächelte. » Dann habe ich ihn also nicht verpasst.«
    Der Mann lachte zutraulich. » Nun, gewissermaßen haben Sie das schon. Er fährt dienstagmorgens, nicht freitags. Fletchers Junction fährt heute.«
    » Gibt es irgendeine andere Möglichkeit, wie ich nach Purrli kommen kann?«
    » Nicht mit der Bahn. Und vor Dienstag gibt es von Purrli aus keine Verbindung nach London. Dienstag oder Donnerstag. Elf Uhr fünfzehn.«
    Der Tag, an dem sie den Polizisten gefragt hatte. Das war am Dienstag. Und er hatte ihr gesagt Freitag.
    Die Umstände erdrückten sie wie eine Tonne Backsteine. Sie wusste nicht wohin und musste noch vier Tage ausharren. Nun, sie würde eben warten müssen. Was konnte sie sonst tun. Sie bedankte sich nicht bei dem strahlenden Mann, der über seine schlechte Nachricht höchst erfreut schien. Später würde er seinen Kollegen erzählen: » So eine dämliche Tussi wollte doch heute tatsächlich über Bleasham nach Purrli und dachte, der Zug würde nur ihr zuliebe an einem Freitag losziehen. Ich hab’s ihr gesagt. Vor nächster Woche läuft nichts.«
    Sie würde sich ein anderes Hotel mit Übernachtung und Frühstück suchen; nicht, auf gar keinen Fall dasselbe wie vorher. Die reinste Geldverschwendung, aber schließlich blieb ihr nichts anderes übrig. Und auch die Tage würden eine ebensolche Verschwendung sein, der schreckliche, lärmende Freitag, dann der Samstag und der tödliche Sonntag mit seinem Kirchengeläut, und am Montag wäre es dann nur noch ein Tag. Wenn es wirklich stimmte, was dieser Typ ihr gesagt hatte. Vor dem Bahnhof überkam sie heiße Furcht.
    Es war nicht die Furcht vor dem Haus der Scarabae, oder davor, dass sie ihr folgen könnten. Es war die Furcht vor dieser Stadt. Vor ihren Straßen und Menschen, den Autos und einem weiteren Anstaltszimmer, mit Ausblick auf irgendwelche Rohre und ein blindes Netz aus Fenstern.
    Sei kein Narr. Es ist alles in Ordnung.
    Aber das war es nicht. Sie hatte die Nase voll. Die Welt schien sich gegen sie verschworen zu haben, um ihre Flucht zu vereiteln. Wie schon einmal.
    Rachaela hatte sich in ein Café gesetzt und versuchte, etwas Toast und Kaffee zu sich zu nehmen. Den Kaffee hatte sie geschafft. Dann musste sie sich ein anderes Hotel suchen. Sie hatte keinen Erfolg, und schließlich führte sie ihr Weg zurück zu dem Kopfsteinpflasterplatz vor der Kathedralen-Kirche. Sie stand da und blickte zu den Ungeheuern auf.
    Es war leicht, sich die Männer vorzustellen, die in mittelalterliche Gewänder gehüllt, auf Gerüsten stehend an der Kirche arbeiteten. Die Erschaffung der Teufel und Dämonen, der Grotesken; mit dem Gesicht des Vorarbeiters, oder der hiesigen alten Frau, die als Hexe verschrien war, zum Vorbild.
    Vom Hochsehen wurde ihr schwindlig, die Ungeheuer beugten sich herab, bereit, sich auf sie hinunterzustürzen.
    Es kam ihr der Gedanke, in die Kirche zu gehen, um sich hinzusetzen, weg von der Straße und der drängelnden Menschenmenge, ohne das Bedürfnis etwas zu essen oder sich etwas vorzumachen.
    Rachaela trug ihre zwei Taschen unter den geschnitzten Vorbau und durch das hölzerne Portal.
    Drinnen überkam sie sofort die Vertrautheit, die Bedrängnis wich, sie empfand ein unleugbares Gefühl der Erleichterung.
    Es waren die bunten Fenster. Ein riesiger, dämmriger Platz, überfüllt mit poliertem Holz, ein Steinfußboden. Und das Licht, in Käfigen aus Rot, Grün und Indigoblau gefangen, das dann in gebrochenen Strahlen auf alles herunterfiel. Selbst der Weihrauchgeruch war nichts Außergewöhnliches, wirkte er doch wie der pudrige Duft des Hauses.
    Rachaela ging zu einer Bank und ließ sich darauf nieder. Der ganze Innenraum murmelte leise wie eine Muschel, oder wie es eine Muschel tun sollte.
    Niemand sonst befand sich in

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