Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzer Tanz

Schwarzer Tanz

Titel: Schwarzer Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
Vom Netzwerk:
benutzen lassen.«
    » Das Auto ist nicht bis zum Haus gekommen.«
    » Wie du weißt, führt die Straße nicht bis dorthin.«
    » Warum bist du gekommen und nicht die anderen?«
    » Erinnere dich, ich bin der Jüngste. Und ich bin dein direkter Blutsverwandter.«
    » Blut«, sagte sie. » Das Blut der Sippe.«
    » Dein Blut unterscheidet sich von meinem.«
    » Wie?«
    Er machte eine lange Pause. Sie fühlte, wie er seine Kräfte sammelte, einer Bestie gleich, welche die mächtigen Sprungfedern ihrer Gelenke stählt. Schließlich antwortete er: » Komm mit zurück, und du wirst es sehen.«
    Sie sagte: » Du willst mit mir schlafen. Das ist alles. Du sagst, ich bin deine Tochter, du glaubst es, aber du willst mich trotzdem ficken.«
    Aus dem Augenwinkel nahm sie wahr, wie er ihr das Gesicht zuwandte. Wie aufgezogen drehte sie ihren eigenen Kopf, bis sie ihn direkt ansah. Sein Gesicht wirkte wie eine Offenbarung. Sie konnte kaum atmen.
    » Ja, ich will dich ficken. Komm zurück, und lass dich von mir ficken.«
    » Jetzt sagst du endlich die Wahrheit, du Bastard.«
    » Jetzt sage ich die Wahrheit. Wo liegt das Problem? Die Familie wird begeistert sein. Sie werden sich daran weiden. Das ist schon vorher geschehen, wieder und wieder, Mutter und Sohn, Vater und Tochter. Bruder und Schwester. Zwei Drittel von ihnen sind aus irgendeiner Inzuchtverbindung entstanden, manche sogar in doppelter Hinsicht. Eine hübsche, kleine Orgie, die schon Jahrhunderte überdauert hat. Die geheimen Freuden des Hauses. Und welche anderen Werte halten dich zurück? Das Kriterium der Kirche, der Moral, der Welt? Es bedeutet dir nichts. Komm zu mir, und ich werde dir geben, was du willst.«
    » Das will ich nicht.«
    Er streckte eine Hand nach ihr aus, lange Finger, blass, bedeckt mit einem zarten Flaum aus schwarzen Haaren. Die Hand bewegte sich wie in Zeitlupe. So langsam, dass sie alle Zeit der Welt hatte, ihr auszuweichen, und doch war sie nicht schnell genug, und die Hand berührte sie im Nacken, die Finger spielten in ihren Haaren. Heiße Schauer liefen ihr über den Rücken. Ihr Magen wurde zu Eis, ihr Kopf zu Feuer. Sie konnte nichts tun.
    » Lass«, flüsterte sie, » lass mich …«
    Der Schatten warf sich nach vorn und fiel mit langsamer, eindringlicher Gewalt über sie her.
    In seinen Augen loderten pechschwarze Flammen.
    Sie schmeckte seine Haut, seinen Mund, kühl und unbekannt. Sie schloss die Augen. Sie war blind, wirbelte in den Abgrund hinab. Einzig der Druck seiner Hand hinter ihrem Kopf gab ihr Halt in dem Tosen des Sturms.
    Sie war nur selten geküsst worden. Niemals auf den Mund. Nie hatte sie jemand erobert und besessen.
    Sein Mund saugte an ihren Lippen. Ihr Kopf sank zurück. Sie ließ zu, dass er sie in dem tiefen Wasser ertränkte, war selbst zu schwach, ihre Hände zu heben, um sich an ihm festzuhalten. Tiefer und tiefer fiel sie in den endlosen Ozean.
    Als er seinen Mund von ihr löste, hielt er sie mit einer Hand fest. Zuerst konnte sie ihre Augen nicht öffnen, und als sie es tat, war die Kirche von verschwommenen Farben und Lichtstrahlen erfüllt. Die weißen Gesichter der Heiligen waren jetzt irrsinnig und aufgeschwemmt, ihre Reinheit war geschändet.
    Sein Gesicht war immer noch beherrscht, nur der Mund ließ eine Veränderung erkennen, seine Lippen waren geöffnet. Sie wandte sich ihm zu, hob die Hände und packte seinen Kragen. » Küss mich noch einmal.«
    » Noch einmal?« Und er lachte sie an wie ein kleiner Junge. Er lachte, als er erneut von ihr Besitz ergriff, und das Lachen erstarb ganz plötzlich, wie abgeschnitten.
    Jetzt schwebte und wirbelte ihr ganzer Körper. Sie klammerte sich an seinen Mantel, um nicht unterzugehen, und versank immer tiefer, gedankenlos, emporstrebend. Sie presste sich an ihn, versank in seinem Fleisch, seiner männlichen Härte; verloren, sie war verloren.
    » Hör nicht auf.«
    » Nicht hier«, sagte er.
    » Wo dann?«
    » Was glaubst du, Rachaela?«
    » Es ist mir egal. Ich werde mit dir gehen.«
    Das Auto wartete in einer Seitenstraße.
    Sie liefen darauf zu und stiegen ein.
    Der Fahrer startete den Motor, ohne ihnen einen Blick zu gönnen. Adamus hatte seine Sonnenbrille nicht aufgesetzt. Er hatte den Arm um sie gelegt. Der Arm, sein Druck auf ihren Schultern, verscheuchte ihre Vernunft. Sie wollte, dass das Auto anhielt. Als die Baumreihen immer dichter wurden, wollte sie unter ihm liegen in dem kahlen, blattlosen Braun eines Waldes. Sie hatte so etwas noch nie gefühlt,

Weitere Kostenlose Bücher